Vierzehn: Olivia

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Mit jeweils zwei Geschenken in der Hand stehen Diana und ich vor Luizes Zimmertür. Ihr Vater hat uns reingelassen. Jetzt werden wir unserer besten Freundin erstmal einen kleinen Schreck einjagen. Ich zähle bis drei, dann öffnen wir schwungvoll die Tür und singen lauthals „We wish you a merry Christmas"

Eine verstörte Luize fällt vor Schreck aus ihrem Bett und bricht im nächsten Augenblick zusammen mit uns in Lachen aus. Als wir uns wieder beruhigt haben umarmen wir uns und wünschen uns frohe Weihnachten, auch wenn Weihnachten eigentlich schon vorbei ist. Wir setzen uns auf den Teppich und überreichen uns unsere Geschenke. „Können wir meins zum Schluss auspacken?", fragt Luize und Diana und ich nicken. „Fangt ruhig mit meinem an.", schlage ich vor. Daraufhin nehmen Diana und Luize das kleine Päckchen in die Hand und packen es aus. Zum Vorschein kommen zwei selbstgebastelte Freundschaftsarmbänder, eines mit einem lavendel-, eines mit einem türkisfarbenen Band, auf dem sich jeweils ein Schmuckstein in passenden Farben befindet. Die Mädels grinsen mich an. „Die sehen echt schön aus. Danke!", rufen sie wie aus einem Mund und fallen mir um den Hals. Ich zeige ihnen mein Handgelenk, an dem sich ebenfalls ein solches Armband befindet.

Als nächstes ist Dianas Geschenk an der Reihe. In der Geschenkverpackung befindet sich eine kleine selbstgenähte Federtasche, die mit unseren drei Namen bestickt ist. Außerdem hängt ein kleiner Anhänger mit einem Foto von uns daran. „Du bist echt talentiert, Di. Das sieht wirklich schön aus.", lobe ich sie und umarme sie.

Zum Schluss öffnen wir Luizes Geschenk, es ist das größte Paket von allen. Nachdem ich das Geschenkpapier entfernt habe, halte ich ein Fotoalbum mit der Aufschrift „Eight amazing years, I love you" in der Hand. Diana und ich blättern synchron die Seiten um und lesen die kleinen Anmerkungen unter den Fotos aus den letzten acht Jahren. Vor meinem geistigen Auge ziehen gerade alle Momente mit den Mädels vorbei, weshalb ich kurz seufze, als ich die letzte Seite aufschlage. Doch dann ziehe ich scharf Luft ein. „Nicht dein Ernst.", rufe ich mit Freudentränen in den Augen. Diana versteht nicht, wovon ich rede, bis auch sie auf der letzten Seite angekommen ist und das kleine Papier erblickt.

Es ist eigentlich kein kleines Papier, sondern eine Karte, eine Konzertkarte, eine Konzertkarte für One Direction. Kreischend springe ich auf Luize zu und ziehe sie und Diana in eine Gruppenumarmung.

„Du hast einfach Karten für das Konzert besorgt? Für die erste Reihe? Issi, du bist die Beste.", ruft Diana zwischen den Schluchzern, sie hat inzwischen wirklich angefangen, zu weinen, während ich nur ungläubig auf die Karte in meiner Hand starre. Wir würden am zweiundzwanzigsten Januar auf ein One Direction Konzert gehen, ins HMV Hammersmith Apollo hier in London. Wir würden in der ersten Reihe sitzen und endlich die Jungs wiedersehen, wenn auch nicht so privat wie beim ersten Mal.

Da fällt mir gerade etwas ein. „Di, schreibst du eigentlich noch mit Liam?" Sie sieht mich traurig an. Irgendetwas stimmt da nicht. „Eher weniger.", sagt sie schließlich. Luize starrt sie erschrocken an. „Hey, was ist los, Süße. Was hat Liam gemacht?", fragt sie und streichelt über Dianas Rücken. „Er hat mir erzählt, dass er eine Freundin hat.", bricht es schließlich aus ihr heraus. Sie schluchzt weiter, diesmal jedoch nicht vor Freude. „Wer ist sie? Name, Wohnort, Alter, ich will alles wissen.", rufe ich sofort und nehme meine beste Freundin in den Arm. „Sie heißt Danielle Peazer, sie datet Liam seit April, meinte er. Er hat mir sogar ein Bild geschickt und wollte unbedingt, dass ich sie kennenlerne. Aber das kann ich nicht!", schluchzt Diana und hält uns mit zitternden Händen ihr Handy entgegen. Auf dem Bild ist ein schlankes Mädchen mit braunen Locken zu sehen. Sie ist mir auf der Stelle unsympathisch, auch wenn sie nichts für Dianas Gefühle kann.

Ich fasse es nicht, Liam hat meine Di einfach gefriendzoned. Wie soll sie das Konzert jetzt noch genießen? Ich umarme meine beste Freundin noch etwas fester, ehe ich sage: „Hör zu, das klingt jetzt vielleicht hart, aber andere Mütter haben auch schöne Söhne. Du wirst deinen Seelenverwandten noch finden. Es ist vielleicht sogar gar nicht so schlecht, wenn du nicht mit Liam zusammenkommst, stell dir mal vor, wie schlecht Danielle jetzt bestimmt gemacht wird, sobald die Presse davon mitbekommt. So einen Stress braucht wirklich niemand." Sie nickt an meiner Schulter.

„Okay wir sollten aufhören, darüber zu reden, sonst versauen wir uns den Tag.", meint Luize und ich stimme ihr zu.

Einerseits bereue ich es, Diana gefragt zu haben, andererseits hätte sie uns so wahrscheinlich nie etwas davon erzählt. Ich hoffe bloß, dass sie wegen diesem Idioten nicht wieder so traurig und beinahe depressiv wird wie vor ein paar Jahren. Ihr damaliger Freund hatte sie mit Jeanne betrogen, weshalb sie sich am liebsten umbringen wollte. Zum Glück haben Luize und ich ihr geholfen, damit umzugehen. Trotzdem habe ich manchmal noch das Gefühl, dass es immer noch an ihr nagt. Jetzt folgt die nächste geplatzte Schwärmerei, was ja eigentlich kein Weltuntergang ist, aber Diana ist schon immer ein extrem sensibler Typ.

Auf einmal reicht uns Luize noch drei Pakete mit den Worten: „Die sind von meiner Oma aus Deutschland, ich soll euch noch liebe Grüße sagen." Gespannt nehme ich das Paket in die Hand, auf dem mein Name steht und reiße das Geschenkpapier auf. Darin befindet sich eine weiße Mütze aus einem angenehmen Stoff, die laut Luize selbstgemacht ist. „Wow, deine Oma hat echt Geschmack, die sieht super aus." Freudestrahlend ziehe ich die Mütze über. Auch Diana hat eine bekommen, allerdings in dunkelgrün. Grinsend wedelt auch Luize mit einem roten Exemplar vor unseren Köpfen herum.

Mit unseren Mützen auf dem Kopf öffnen wir das letzte Paket. „Kekse!", kreischen wir einstimmig und nehmen die Blechdose aus ihrer Verpackung. „Deine Omi ist echt Zucker. Leih sie mir mal aus." Ich stimme Diana zu und nehme mir einen weiteren Keks, denn sie sind echt köstlich.

„Leute, ich muss euch noch was beichten.", unterbricht Luize das Schweigen, das durch unser Keksefuttern entstanden ist. „Schieß los.", befehle ich mit vollem Mund. „Ihr wisst ja, dass Louis vor ein paar Tagen Geburtstag hatte." Diana und ich nicken. „Er feiert an Silvester seinen Geburtstag und..." „Und du bist eingeladen, aber wir nicht. Und jetzt fühlst du dich schlecht, weil ich von Liam erzählt habe.", unterbricht Diana, deren Vermutung durch ein Nicken von Luize bestätigt wird. „Macht euch das was aus?", fragt sie vorsichtig. Diana und ich werfen uns einen vielsagenden Blick zu. „Ja, ich finde das schrecklich. Wir sind deine Freunde und du darfst dich mit niemandem sonst treffen." Meine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus. Als Antwort erhalte ich ein dankbares Lächeln von Luize. „Aber bitte sag Liam nicht, dass mich seine Freundin so fertigmacht.", bettelt Diana und setzt ihren Hundeblick auf. „Keine Sorge, ich werde ihm nichts erzählen."


~What did you bring, Liam? Du kannst doch nicht Diana friendzonen. 

Oben seht ihr die Armbänder der drei!

One Direction - Five Amazing YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt