Elf: Zayn

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Plötzlich zieht mich Luize in eine Umarmung, die ich zögernd erwidere. „Hey, was ist denn los?", frage ich sie, nachdem sie mich losgelassen hat, und halte sie auf Armeslänge von mir. Sie sieht erschöpft aus und ist ganz außer Atem. Ich habe gesehen, wie ihr Hund auf mich zu gerannt kam, mit ihr im Schlepptau. Nachdem Luize eine Weile brauchte, um mich zu erkennen, fiel sie mir um den Hals, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Beschämt sieht sie zu Boden. „Ich hab mich verlaufen und finde nicht mehr nach Hause.", gibt sie kleinlaut zu. „Das ist doch nicht der Weltuntergang. Komm, ich begleite dich zurück und du erzählst mir, was du bei dieser Kälte allein hier draußen machst.", beruhige ich sie und schiebe sie aus dem kleinen Park. Zum Glück kenne ich mich hier ziemlich gut aus.

Ich schaue sie erwartungsvoll an. Sie muss es bemerkt haben, denn sie beginnt zu erzählen. „Eigentlich wollte ich nur ein bisschen in Ruhe nachdenken. Und weil so schönes Wetter ist, dachte ich, dass ich mit Gary ein bisschen laufen gehe. Aber dann habe ich nicht darauf geachtet, wohin ich gehe und hab mich mehr oder weniger verlaufen. Ich weiß nicht, wie weit ich gejoggt bin, aber irgendwann hatte ich keine Ahnung mehr, wo ich war und naja, dann hat mich Gary zu dir geführt." Stolz sehe ich den kleinen schwarzen Vierbeiner an. Er scheint ziemlich schlau zu sein. „Und worüber musstest du so dringend nachdenken, dass du es nicht auch im Warmen tun konntest?", hake ich nach. Luize zögert. „Ach, nichts Wichtiges." Sie lügt, aber ich will sie auch nicht weiter bedrängen.

Stattdessen versuche ich, sie zum Lachen zu bringen und sie zu unterhalten, aber sie zittert am ganzen Körper, so durchgefroren ist sie. Das kann ich nicht länger mit ansehen. Ich streife meine Jacke ab und reiche sie ihr. „Zieh die an, bevor du noch vor meinen Augen erfrierst.", schlage ich vor und grinse sie an. Dankbar zieht sie sich die Jacke über.

Keine fünf Minuten später sind wir an ihrem Haus angekommen. „Oh, war ja gar nicht so weit.", gibt sie peinlich berührt von sich. Ich nicke und umarme sie, bevor sie mir meine Jacke gibt und ins Haus verschwindet. Im nächsten Augenblick fährt Louis' Auto an den Straßenrand und ich steige ein.

„Okay, wieso bist du jetzt hier?", fragt Harry noch bevor ich mich angeschnallt habe. Er klingt wütend. Also fasse ich die seltsame Begegnung mit Luize kurz für ihn und die anderen zusammen, um mich später nicht für irgendwas rechtfertigen zu müssen.

Wir lachen kurz über ihre Tollpatschigkeit. Nur Harry spricht während der ganzen Fahrt zu unserer Wohnung kein Wort mehr.

„Lädst du sie zu deinem Geburtstag ein?", fragt Niall und kaut auf einem Müsliriegel herum. „Klar, sie gehört doch quasi schon zur Familie.", meint Louis, ohne den Kopf von seinem Handy zu heben. Schon den ganzen Tag lang schreibt er mit Eleanor. „Dann solltest du ihr das langsam auch mal sagen, es ist schließlich nicht mehr lange hin.", erzählt Niall weiter. Louis seufzt. „Okay, dann schreibe ich ihr jetzt sofort, wenn dich das ein wenig beruhigt." Ich stehe vor dem Kühlschrank und überlege, was wir heute zum Abendbrot essen könnten, denn auf ein weiteres Fertigessen habe ich keine Lust.

„Lädst du Diana und Olivia auch ein?", ertönt Liams Stimme von der Tür. Seit gestern Abend redet er nur noch von dieser Diana oder schreibt mit ihr. „Du brauchst doch nur einen Vorwand, um deine neue Angebetete wieder zu sehen." Louis klingt genervt. „Und nein, ich habe nicht vor sie einzuladen, nicht, weil ich sie nicht mag. Ich meine, sie sind wirklich nett, aber sie sind immer noch Fans, und wenn sie erstmal wissen, wo wir wohnen, können wir direkt wieder umziehen. Außerdem, wer weiß, ob sie nicht schon irgendwo etwas von mir und El gepostet haben." Er vertraut ihnen nicht.

Niedergeschlagen verlässt Liam die Küche.

Ein paar Minuten später vibriert Louis' Handy. Inzwischen habe ich mich zu ihm an den Tisch gesetzt. „Hat Luize dir schon geantwortet?", fragt Niall ohne sich vom Herd abzuwenden. Er hat sich bereiterklärt, etwas für uns zu kochen. Wenn einer etwas von Essen versteht, dann wahrscheinlich Niall, also habe ich Hoffnung auf ein halbwegs genießbares Abendessen.

Genervt seufzt Louis. Irgendwie ist er heute schlecht drauf. „Ja, sie hat geantwortet. Sie schreibt, dass sie gerne kommen möchte und fragt, ob sie etwas mitbringen kann und ob ich mir etwas wünsche." Ich grinse, das ist typisch Luize, sie schreibt immer das Gleiche, wenn man sie irgendwo hin einlädt. Nicht nur bei den Geburtstagen von Niall oder Louis, sondern auch bei einfachen Treffen in unserer Wohnung.

Um Niall ein wenig unter die Arme zu greifen, decke ich den Tisch für uns fünf. Er öffnet den Backofen und ein köstlicher Geruch strömt sofort durch das ganze Zimmer. Wie aufs Stichwort betreten Liam und Harry die Küche. „Hm, hier riecht es echt gut, was gibt es denn?", fragt Harry und reibt sich demonstrativ den Bauch. Zufrieden wendet sich Niall ihnen zu. „Ganz klassisch, Nudelauflauf.", sagt er und grinst.

Hungrig essen wir den ganzen Auflauf, der überraschender Weise wirklich lecker war. „Gibt es noch Nachtisch?", fragt Louis deshalb. Niall schüttelt den Kopf. „Ich dachte, ich wäre der verfressene von uns." Wir brechen in Lachen aus. Seit dem Essen hat sich Louis' Laune merklich gebessert, ich frage mich, ob es einzig und allein an Nialls Auflauf liegt.

Nachdem wir ein bisschen aufgeräumt haben verzieht sich jeder in sein eigenes Zimmer. Ich schalte mein Handy an und checke Twitter. Mindestens fünfhundert Tweets in denen entweder ich oder One Direction erwähnt werden. Ich beschließe, diese nicht durchzulesen, ich habe keine Lust darauf. Stattdessen schreibe ich Luize an. „Sehen wir dich vor Silvester nochmal?" Wenige Sekunden später erhalte ich eine Antwort. „Nein, wahrscheinlich nicht. Papa und ich sind über Weihnachten in Deutschland und ihr wolltet doch auch nach Hause?"

Es stimmt, wir wollen zu unseren Familien. Ich kann es kaum erwarten, meine Schwestern zu sehen. Erleichtert sehe ich auf die vielen Pakete, die sich schon auf meinem Koffer stapeln. Die meisten Geschenke habe ich schon besorgt, nicht nur die für meine Familie, sondern auch die für die Jungs und Luize. Auch wenn sie die erst an Silvester bekommen werden.

„Hast du schon alle Weihnachtsgeschenke besorgt?", frage ich Luize. „Scheiße, nein. Ich muss morgen unbedingt shoppen gehen." Ich lache mein Handy an. „Luize. Morgen ist Sonntag." Sie antwortet mit einem Emoji, der sich mit der Hand an die Stirn schlägt, was mich noch mehr zum Lachen bringt. Dieses Mädchen ist wirklich verplant.

„Dann halt Montag. Kommst du mit? Ich habe keine Ahnung, was sich die Jungs wünschen.", schreibt sie noch. „Klar komme ich mit. Geh jetzt schlafen, es ist schon ziemlich spät." In meinen Gedanken kann ich sehen, wie sie genervt die Augen verdreht. „Jaja, Papa. Gute Nacht. Küsschen."

Ich schalte mein Handy aus und lege mich schlafen.


~Zayn, unser Held!

One Direction - Five Amazing YearsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt