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Die Luft im Wald war kühl und frisch - genau das richtige, was ich für einen klaren Kopf brauchte. Durch die dichten Bäume lagen die matschigen Wege immer in einer Art Dämmerung, ein düsteres, aber zugleich auch schönes Zwielicht. Ich war allein hier, zumindest glaubte ich das, aber außer ein paar Joggern waren hier auch nicht viel mehr Menschen zu erwarten. Ich konnte grade mal bis zur nächsten Biegung des Wegs schauen, dann versperrte mir dichtes Dickicht die Sicht. Es war vielleicht für paranoide Menschen ein wenig unheimlich - aber ich stand da über den Dingen. Für mich war es einfach nur ein düsterer, großer Wald. Meine regelmäßigen Spaziergänge hier taten mir gut, hierhin kam ich oft, wenn ich nicht mehr weiter wusste. Wenn ich niemanden sehen wollte, wenn ich zu mir finden wollte. Manchmal mischte ich mich auch unter die Jogger, aber heute fehlte mir einfach die Motivation für Sport und so schlenderte ich einfach die Pfade entlang. Plötzlich war da das Gefühl verfolgt zu werden, ich konnte die Anwesenheit einer anderen Person fast schon spüren. Es war wie ein kalter Hauch, der mich streifte - wie ein böses Omen in der Luft. Unsicher stapfte ich weiter durch den lehmigen Boden, Schritt für Schritt, immer auf der Hut. War da nicht ein Geräusch, ein knacken im Busch neben mir? Und plötzlich stand da eine schwarze Gestalt, einige Meter vor mir auf dem Pfad, wartend, reglos. Ich blieb stehen, wegrennen wäre wahrscheinlich eh zwecklos gewesen. Mein Herz raste, ich wollte mir gar nicht vorstellen, was der fremde mir jetzt wohl antun könnte. Doch die dunkle Gestalt starrte mich einfach nur an, ein paar Momente noch, bevor sie mit einem raschen Sprung wieder ins Gebüsch verschwand. Angesichts seiner feigen Reaktion schlug meine Angst beinahe in Wut um als ich los stürmte zu der Stelle des Dickichts an der die seltsame Person soeben verschwunden war - wenn er eine Verfolgungsjagd wollte, konnte er die haben. Ich schlug mich durch die Äste, es war wie in einem Irrgarten und ich verlor immer mehr die Orientierung. Zornig drüber, dass ich wohl doch keine Chance gegen ihn hatte, brüllte ich ihm nach „du willst spielen? Dann spielen wir doch." kurz drauf sah ich, wie die Zweige vor mir sich auch wieder lichteten und ich an einer anderen Stelle des Wegs aus dem Gestrüpp trat. Ich wollte die ganze lächerliche verfolgungsaktion grade als sinnlos und bekloppt abtun als mir plötzlich ein beißender, chemischer Geruch in die Nase stieg. Entsetzt riss ich die Augen auf als ich merkte, wie mich harte, mit schwarzen Handschuhen bedeckte Hände packten und mir ein weißes, in Betäubungsmittel getränktes Tuch ans Gesicht hielten. Ich fiel - direkt in die Arme der dubiosen, gefährlichen Person. Alles um mich herum wurde schwarz, dunkel, unerkenntlich. Ich atmete schwach, da war auf einmal ein ganz intensiver Duft von Wald, gemischt mit einer unangenehmen Nässe, die durch meine Klamotten drang. Plötzlich hatte ich das Gefühl zu fliegen, leicht und schwerelos. Ich träumte, von meinem alten Leben, bevor diese Hölle hier begann. Wenn ich ehrlich war, wollte ich nie wieder dorthin zurück kehren, wo sich alles so schnell und so plötzlich zum bösen gewendet hatte.

Was glaubt ihr hat der Fremde mit Agnes vor?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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