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Thomas blickte zu mir auf als ich den kleinen Pavillon betrat in dem er an einem Tisch saß und auf einem der gegenüberliegenden Sessel Platz nahm - ich glaube nicht, dass ihn meine Anwesenheit freute, aber das war jetzt auch nicht mein Hauptproblem. Ich musste ihn noch etwas verunsichern, vielleicht war er dann bereit mit mir zusammen zu arbeiten.
„Was macht dich so sicher, dass du das Geld von Martin wirklich bekommst?"
Sofort stahl sich ein genervter Ausdruck in sein Gesicht. Er lehnte ganz entspannt und gelangweilt in seinem Stuhl während ich wie auf heißen Kohlen saß. Er war der König und ich seine Dienerin, er befahl und ich tat.
„Vergiss es, Agnes. Du wirst deine Anteile verkaufen müssen."
Ich hätte damit rechnen müssen, dass er zu cool für solche Einschüchterungsversuche war. Ich hätte gar nicht erst herkommen sollen. Um ihn zu überzeugen, musste ich mir schon etwas besseres einfallen lassen.
„Hm, das meine ich nicht..."
Verunsicherung war immer noch ein gutes Mittel - ich musste ihn aus der Reserve locken.
„Sondern?"
In Taktik war ich eigentlich immer schon gut gewesen und auch drin Leute zappeln zu lassen. Doch, wenn ich ihn jetzt weiter hinhielt, schnitt ich mir ins eigene Fleisch. Nun war sein Blick aufmerksam und abschätzend, er vertraute mir nicht, war aber dennoch neugierig auf meine Info. Ich vermied es ihn anzusehen, weil mich das sonst wieder aus dem Konzept gebracht hätte, stattdessen betrachtete ich die schon etwas durch Wind verdreckte Kuppel des Pavillons. Vielleicht hatte ich ja jetzt eine Chance.
„Naja, du könntest zum Beispiel plötzlich spurlos verschwinden. Also mir wäre das zu riskant."
Meine Worte hangen schwer und ungewiss in der Luft. In der Ferne auf den kleinen Schleichwegen im hotelgarten gingen einige Leute auf und ab - viel zu weit als dass sie uns hätten hören können. In Thomas Blick war etwas nachdenkliches getreten, aber auch mit einer Portion Misstrauen. Ich wusste, wozu Martin fähig war, leider, er würde vor nichts zurückschrecken um der einzige Gewinner aus dieser Sache zu sein. Unsere Blicke trafen sich, die Luft schien zu knistern, verdammt, das war nicht richtig, nicht jetzt. In diesem Moment fiel mir grade ein, dass Kevin wohl auch zu dieser Zeit im Garten anzutreffen sein sollte, er wollte ja bei der Anlieferung der waren für die Küche dabei sein. Wenn er mich wieder mit Thomas sah, würde das wieder Stress geben. Ich musste schauen, dass ich hier weg war bevor Kevin eventuell am hauptweg von dem aus der Pavillon einsehbar war, vorbei kam. Doch noch war ich nicht fertig - in keinster weise.
„Wie hat er dich gefunden? Sein Handlanger?"
Meine Frage war mehr eine Provokation als ein sich wirklich nach etwas erkundigen. Sein ganzer Körper wirkte angespannt. Sein Gesicht hart und drahtig.
„Ich habe weitaus mehr vertrauen zu ihm als zu dir."
Vielleicht war das hier doch verschwendete Zeit. Ich versuchte in seinem Gesicht zu lesen, versuchte heraus zu finden, ob die anfängliche Unsicherheit wirklich ganz verschwunden war. Normalerweise war ich gut im einschätzen von Menschen - doch bei ihm wusste ich des Öfteren nicht, woran ich war. Vielleicht lag es nicht an seinem Pokerface, sondern an dem Chaos, was in meinem Kopf herrschte, wenn ich mit ihm Zeit verbrachte. Vielleicht sollte ich mich von den dunkelbraunen rehaugen loslösen bevor es zu spät war. Doch ich verlor mich so gerne in ihnen, sie entführten mich in eine andere Welt in der alles möglich war. Eine Welt in der ich nicht, um die Gerechtigkeit kämpfen musste.
„Ah ja?! Hoffentlich wirst du nicht enttäuscht."
Meine Hände in meinem Schoß waren feucht - ich war nervös. Er merkte es, das wusste ich ganz genau. Er genoss es, das war mir genauso klar.
„Zumindest spielt er mir keine Gefühle vor. Hältst du mich wirklich für so naiv?! 1 Kuss, ein paar tiefe Blicke und alles ist wie früher?!"
Er hatte sich nun nach vor gelehnt, der Stoff seines Sakkos berührte die Tischplatte. Er tat mir weh mit seinen Worten, er tat es mir Absicht. Er lenkte vom Thema ab um mich zu verletzen.
„Was macht dich so sicher? Warum glaubst du, dass ich es nicht ernst meine?"
Fragen - auf die ich antworten brauchte, ich brauchte seine Arroganz und die Wunden, die er in mein Herz riss wie Luft zum Atmen, ich war krank, aber ich glaube jeder hat seine ganz persönlichen Drogen. Er war mein Engel und teufel zugleich, mein Retter und mein Verdammnis. Die Schmerzen, die er in meiner Seele verursachte, waren grausam und süß zugleich.
„Weil ich dich kenne."
Vielleicht war es das, was ich hören wollte. In meinen Augen Bildeten sich Tränen. Seine Zerstörung war alles, was ich bekam - und ich war sogar dankbar für das.

Wie glaubt ihr geht es zwischen Agnes und Thomas weiter?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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