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Ich ließ meine Blicke über die Bar-Keeperin und unsere nächtigungsgäste wandern während ich selber auf meinen Drink wartete - ein Bisserl Normalität, das tat mir gut.
Plötzlich jedoch ertönte die Melodie meines Handys und als ich die unterdrückte Nummer sah, wusste ich sofort, was mir jetzt wohl wieder blühte. Ich melde mich dennoch diplomatisch einfach mit „hallo."
„Habe ich dich weichgekocht?"
Am liebsten hätte ich das Handy sinken lassen, um nicht wieder diese Stimme zu hören, diese Ton-Nuancen, die denen von Thomas so ähnlich waren. Andererseits hätte ich auch einfach weinen können - so beschissen war meine Lage mit meinem anonymen stalker mittlerweile. Unterdessen hatte der Anrufer mein schweigen jedoch schon etwas anders interpretiert.
„verstehe, du kannst grade nicht reden. Macht nichts."
Wahrscheinlich dachte er Kevin sass grade neben mir. Naja, zumindest diese blöde Situation blieb mir erspart. Ich beschloss den dubiosen Anrufer mal etwas auf den Zahn zu fühlen, was das alles hier sollte.
„Was wollen Sie?"
Ich musste diese Antwort einfach haben - egal, wie sehr ich Angst vor ihr hatte. Ich wappnete mich schon innerlich gegen den Drang mein Handy wahrscheinlich jetzt gleich quer durch den Salon schleudern zu wollen. Man musste mir diese bangen Sekunden angesehen haben, denn die Bardame warf schon einen sorgenvollen Blick in meine Richtung. Zum Glück kam sie nicht her, denn dieses Gespräch war wohl besser nicht für fremde Ohren bestimmt.
„Dich dran erinnern, was du letzten Sommer getan hast. Am See."
Meine Gesichtszüge entgleisten - ich hatte zwar schon mit so was gerechnet, es aber einfach nicht wahrhaben wollen. Trotzdem probierte ich es noch mal mit mich hinausreden, einen Versuch war es immerhin wert.
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden."
Ein sehr lahmer Konter, aber ich stand quasi mit dem Rücken zur Wand. Ich begann schon mich umzuschauen, ob eh keiner der Bediensteten oder ein Gast in meiner Nähe stand. Doch die Luft schien rein. Trotzdem konnte ich nicht aufhören immer wieder verstohlene Blicke zur Bar-Keeperin zu werfen - sie war sehr neugierig und durfte auf gar keinen Fall mehr erfahren. Doch sie schien nun in ihre Arbeit vertieft zu sein. Vielleicht sollte ich doch zu viel Blickkontakt vermeiden, um zu verhindern, dass sie vielleicht zu mir hinüber kam, weil sie dachte ich bräuchte Hilfe. Schlimmstenfalls würde sie sogar Kevin dazu holen, wenn sie glaubte ich sei in Gefahr und wurde bedroht. Ich hätte nie gedacht, dass das Auftauchen meines lovers mir mal so unlieb sein könnte, aber irgendwann war wohl immer das 1. mal.
„Sei morgen um 11:00 Uhr am Steg. Dann erfährst du meine Konditionen damit dein Geheimnis unter uns bleibt. Ich verlasse mich auf dich."
Wahrscheinlich starrte ich jetzt schon so paralysiert in die Luft, wie wenn ich einen Geist gesehen hätte - den Geist, den ich morgen vielleicht am See sehen werde. Jetzt würde es wohl zum Showdown kommen, dramatisch und grausam. Einerseits wollte ich gar nicht hingehen, wer weiß, was der derjenige mir vielleicht antun wird, aber andererseits musste ich diesem Spuk ein für alle mal ein Ende setzen. Ich musste sehen, wer sich hier als Thomas ausgab.

Wer glaubt ihr erwartet agnes am See?

Diese Szene wird in mehreren Kapiteln beschrieben werden damit ich sie mehr detailreich erzählen kann. Daher auch die unterbuchstaben bei der kapitelzahl.

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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