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Das tablet in meiner Hand wird langsam schwer - aber ich versuche sie ruhig zu halten. Auf dem Bildschirm taucht ein schwarz-weiß Video auf, es zeigt mich, wie ich weinend am Steg vor Thomas kauere.
„Ich habe mir nie verziehen, dass ich dich umbringen wollte."
Oh nein, dieses filmchen würde endgültig mein Untergang sein. Es konnte nur der Scharfschütze gemacht haben nachdem er sich ins Dickicht zurück gezogen hatte. Jetzt ergaben all die seltsame Abläufe und Aktionen schon langsam einen Sinn. Deshalb hatte Thomas mich nicht erschiessen lassen. Für dieses Bild- und Tonmaterial hatte er mich lebend gebraucht.
„Und ich wäre froh, wenn ich das alles ungeschehen machen könnte..."
Thomas hatte das Glas mit dem Champagner an sich genommen. Er stand neben mir und kostete seinen Triumph aus. Meine eigene Dummheit für die ich mich hätte ohrfeigen können.
„Ich hätte es wissen müssen."
Ich hatte genug gesehen und ließ das tablet zurück auf den Tisch fallen.
„Mir war klar ein Geständnis von dir bekomme ich nur im 1. schockmoment... und hier, et voila..."
Am liebsten hätte ich ihm das tablet um die Ohren gehauen - doch das war jetzt wohl eine denkbare schlechte Idee. Ich musste diplomatisch handeln sonst verspielte ich auch noch meine letzten Chancen, meine letzten Chancen auf ein Leben in Straffreiheit.
„Du weißt aber schon, dass solche Videos vor Gericht keinerlei Beweiskraft haben?!"
Das war rechtlich korrekt, zumindest gemäß meinem laienwissen. Doch aufgrund Thomas unbeeindrucktem Gesicht wusste ich, dass ich irgendeine Hintertür übersehen hatte, jetzt während ich planlos einen Weg aus meinem Dilemma suchte.
„Wenn die Polizei das erst mal sieht... die fangen bestimmt an zu ermitteln... und das zusammen mit meiner Aussage... du wanderst für Jahre hinter Gitter..."
Ich konnte Thomas selbstgefälliges Gesicht einfach nicht mehr mitansehen, er trieb mich zur Weißglut. Am liebsten hätte ich ihn jetzt wirklich umgebracht - nein, so durfte ich nicht denken, das ging schon einmal schief. Hier in der Hütte war ich wie eine Maus in der Mausefalle, zappelnd, hilflos. Der ganze Plan ergab für mich einmal mehr nicht wirklich Sinn.
„Wenn du das gewollt hättest, wärst du doch längst zur Polizei gegangen."
Ich musste hier raus bevor ich entweder noch komplett den Verstand verlor oder ausrastete.
„Ich könnte natürlich auch zu deinem lover gehen und ihm das filmchen zeigen. Ich bin mir sicher er wäre begeistert."
Mein Gesicht war mittlerweile rot vor Aufregung und Zorn. Auf meinen Wangen klebten vertrocknete Überreste meiner Tränen. Meine Schminke, die ich extra für unser angebliches Sex-Date aufgetragen hatte, war durch meinen Schweiß und die tränenflüssigkeit verwischt. Mit einem Ruck schwang ich mich vom Sessel auf - bereit mich an Thomas vorbei zu schieben, um zur Tür zu kommen. Ich war schnell, aber er war wieder einmal schneller. Meine Stimme brach, als er mich am Arm packte und auf den Stuhl zurück schleuderte.
„Ok, Schluss jetzt... du hattest deinen Spaß... was...?"
Mit Angst in den Augen blickte ich zu ihm auf, nur einen Moment, zu mehr war ich nicht fähig. Ich blieb ruhig sitzen während Wellen von Schreck durch meinen Körper tobten. Die Forderung, die Thomas mir kurz drauf stellte damit er das Video niemanden zeigte, war eines der schlimmste Dinge, die er hätte wählen können: ich sollte Martin, meinem verhassten mitanteilseigner meine gesamten firmenwerte übertragen. Ich wusste nicht, wie mir geschah - so fühlt es sich wohl an, wenn einem der Boden unter den Füßen weg gezogen wird. Und der darauffolgende Fall ist bodenlos. Der Abgrund Pechschwarz.

Glaubt ihr wird Agnes ihre firmenanteile verkaufen, um zu verhindern, dass jemand das Video zu Gesicht bekommt?

Dieses Kapitel behandelt die selbe Szene wie das vorhergehende Kapitel damit ich sie näher beschreiben konnte. Dies sieht man auch an dem zusatzbuchstaben zur kapitelzahl

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

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