Als ich langsam wieder zu mir kam, blendete mich der hellblaue Himmel - zu viel Licht für meine tränenden Augen. Ich lag auf dem Steg vor dem See, genau an der Stelle, wo ich Thomas umgebracht habe. Blinzelnd kam ich hoch, wurde jedoch von einem unglaublichen Gewicht an meiner Seite gebremst, was sich beim näheren Hinschauen als eine mit schweren Steinen befüllte sporttasche heraus stellte, die mir umgehängt worden war. Ich sah mich hektisch um, doch von meinem Entführer fehlte scheinbar jede Spur. Mühsam schaffte ich es mein gefühlt tonnenschweren Anhängsel los zu werden. Mein Kreislauf spielte verrückt und graue Flecken tanzten vor meinen Augen. Eine Zeit lang noch blieb ich an jenem unheilvollen Ort und blickte mich immer wieder ängstlich um - immer mit der bösen Vorahnung mein Peiniger würde zurück kommen. Doch alles, was blieb, waren meine enormen Kopfschmerzen. In der Nacht nach jenem folgenschweren Tag bestand ich drauf allein zu schlafen, ohne Kevin, ich war nicht bereit ihn jetzt auch noch vor den Kopf zu stoßen. Er war sowieso schon misstrauisch genug wegen meinem seltsamen, ängstlichen und verschlossenen Verhalten in letzter Zeit. Doch ich erzählte ihm eine daher gelogene Geschichte nach der nächsten, so fingiert, dass ich sie selbst kaum glaubte. Ich wusste, dass ich Kevin damit sehr verletzte - aber es ging einfach nicht anders. In jener Nacht fühlte sich das Bett größer und leerer an als je zuvor. Noch dazu tobte draußen ein Gewitter, ein schreckliches Unwetter mit Blitz, Donner und jeder Menge regen. Ich warf mich unruhig im Bett hin und her, normalerweise hatte ich keine Angst vor Gewittern, aber nach den Ereignissen der letzten Wochen lagen meine Nerven blank. Plötzlich war da so ein seltsames Gefühl, eine seltsame Anwesenheit, wie ein Geist, der hier nicht sein sollte. Ich lugte schlaftrunken unter meiner Bettdecke hervor und, was ich dann sah, raubte mir den Atem: Thomas, er stand neben meinem Bett und starrte mich an. Ich schrie vor Schreck seinen Namen, mein Herz raste in meiner Brust. In dem Moment erhellte ein Blitz grell den Raum - das Licht fiel genau auf das Gesicht der Person in meinem Zimmer, es war zweifelsohne Thomas. Doch es war unmöglich, dass ein Toter hier in meinem schlafgemach stand, das hier musste ein Doppelgänger sein, der hier eingebrochen hatte. Ich blickte starr vor Schock mit noch immer weit aufgerissenem Mund zu ihm auf. Als der Raum wieder in nächtliche Dunkelheit getaucht wurde, merkte ich, wie die Person sich bewegte. Ich selber schmiss die Decke von mir herunter und machte mich bereit, zur Flucht oder zum Angriff. Das Herz schlug mir bis zum Hals - mein Puls flatterte. Doch der Fremde Mann machte sich einfach auf in Richtung meiner zimmertüre, er floh quasi vor mir. Ich sprang aus dem Bett, doch als ich im Wohnzimmer ankam, war bereits keine Spur mehr von ihm zu sehen. Ich bekam kaum noch Luft, Schwäche und Kälte schüttelten meinen Körper. Was, wenn ich das alles nur geträumt hatte? Schließlich hatte ich die seltsame Person nicht berührt, nur gesehen - vielleicht verlor ich schon komplett den Verstand.
Wer glaubt ihr, war das in Agnes Schlafzimmer?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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One more moment with you
Misterio / SuspensoAgnes hat ihren ex-Mann Thomas kaltblütig und ohne Rücksicht auf Verluste ermordet - denkt sie jedenfalls. Denn in letzter Zeit häufen sich die Anzeichen, dass Thomas eventuell noch am Leben ist. Und nun scheint er vor allem eines zu wollen: Rache T...