Mitch
Leise stöhnend schlage ich meine Augen auf, doch kneife sie gleich wieder zusammen. Das grelle, blasse Licht schmerzt.
Ich spüre eine leichte Decke auf mir liegen, unter mir ein weiches Bett. Die Gerüche um mich herum bringen alte Erinnerungen an meine Kindheit hervor.
Ich bin Zuhause.
Wieder zwinge ich mich meine Augen zu öffnen und langsam gewöhne ich mich an das Licht der Wintersonne, das durch mein Fenster scheint. Blinzeld richte ich mich langsam auf, mein Körper fühlt sich schwer und unbeweglich an, wer weiß wie lange ich hier schon liege.
Ich lasse meinen Blick über die vertrauten Details meines Zimmers schweifen, alles sieht genau so aus, wie vor einigen Wochen. Ich lächele leicht.
Langsam stehe ich auf, mich am Schrank stützend, der neben meinem Bett steht. Dann beginne ich meinen Weg zum Fenster. Dort werde ich von einer langsam tauenden Winterlandschaft begrüßt. Die Sonne steht bereits tief, und viele Tropfen fallen von den Bäumen und Ästen.
Ich schlucke, wie lange war ich bewusstlos? Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, und ich beginne meinen Weg zur Tür. Wie geht es Aidan? Kyle? Was ist mit dem Rudel? Die Fragen wirbeln in meinem Kopf herum und mir wird schwindelig.
Nein, ich muss hier raus!
Bevor ich jedoch die Tür erreichen kann, wird sie aufgerissen und ich stehe einem heftig atmenden Aidan gegenüber. Er ist blasser als sonst, tiefe Augenringe und erschöpfter Körper. Seine Augen weiten sich und füllen sich sofort mit Tränen als er mich sieht.
„Mitch" flüstert er, ich kann die Sorge, Erleichterung und seinen Schmerz der Vergangenheit deutlich hören. Ich nehme die letzte Schritte und falle ihm in die Arme, bereits erschöpft von diesem kurzen Gang.
Die vertrauten Funken unserer Berührung sprühen zwischen uns und ich kann einen leisen Schluchzer nicht unterdrücken. So verzweifelt wie Aidan aussah, war ich wohl doch lange ohne Bewusstsein.
Ich atme seinen Geruch ein, den ich, wie ich merke, doch sehr vermisst habe.
„Du solltest dich noch nicht zu viel bewegen" flüstert Aidan wieder, seine Stimme brüchig und müde, doch ich spüre dass er verdammt erleichtert ist.
„Okay" stimme ich zu, doch meine Kehle tut weh und meine Stimme klingt rau.
Als ich mich wieder aufs Bett gesetzt habe, kommt Kyle in mein Zimmer gerannt, und ohne anzuhalten wirft er sich um meinen Hals. Er zittert und ich spüre wie seine Tränen in mein T- Shirt laufen.
„Verdammt, ich..." er schluckt und holt tief Luft, seine Arme immer noch fest um mich geworfen.
„Wie konntest du nur? So lange..." er wird wieder von Schluchzern unterbrochen und ich schlucke.
„Wie lange war ich bewusstlos? Was ist passiert?" frage ich, meine Stimme immer noch rau.
„Drei Wochen, vorgestern waren es genau drei Wochen" murmelt Aidan. Meine Augen weiten sich.
Kein Wunder dass jeder so fertig ist
„Was ist passiert, was ist mit dem Rudel?", die Fragen sprudeln nur so aus mir heraus.
„Drake?" füge ich leise hinzu.
Aidan seufzt und Kyle löst sich langsam von mir, seine Augen sind gerötet.
„Also, ich denke wir fangen damit an, dass du nun der Alpha bist" beginnt Aidan und ich schlucke. Doch langsam kehrt meine Erinnerung an den Kampf zurück. Die neue Kraft. Dass ich dadurch fähig war, Drake zu bezwingen. Alles macht Sinn.
Ich nicke langsam.
„Alex... wir haben versucht ihn..." Aidan verstummt, doch beendet seinen Satz dann leise
„Er ist tot"
Ich beiße mir auf meine Lippe, um nicht laut loszuschreien. Das ist alles nur meine Schuld. Wenn ich nie seine Kraft bekommen hätte, würde er noch leben. Ich schließe die Augen, in mir toben ein Feuer und eine Wut, die mir unbekannt sind.
„Drake lebt noch, wir haben ihn nach dem Kampf ins Verlies von Cerad Castle gebracht, er verbringt den Rest seines Lebens dort drin." Aidan's Wut schwingt deutlich in dem Satz mit und ich weiß auf einmal, woher meine Wut kommt.
Ich will mich für Alex Rächen. Da sein Mörder immer noch lebt, will ich ihn töten. Doch das wäre zu einfach, Drake soll ruhig leiden.
Ich nicke.
„Okay, und das Rudel?" frage ich meine letzte Frage, denn ich bemerke, wie ich langsam wieder müde werde.
Dieses Mal antwortet Kyle
„Alex' Tod hat alle total erschüttert. Reia besonders. Und als alle endlich gemerkt haben, was Drakes Plan war, haben sie dir sofort verziehen und dich als ihren neuen Alpha akzeptiert. Also auch Aidan und eure Beziehung"
Ich werfe Aidan einen Blick zu, die Freude in mir kaum zurückhaltend. Aidan lächelt und nickt.
„Am Anfang war es schon seltsam, ein komplettes Rudel, welches uns nicht akzeptiert hat, auf einmal so offen und entschuldigend." er überlegt kurz, „aber ich denke auch sie waren einfach nur verdammt besorgt um deine Situation"
Ich nicke und Kyle fährt wieder fort
„Genau, und ich bin kein Omega mehr" er lächelt erleichtert und ich nehme ihn wieder in meine Arme. Ich spüre wie alle sich mehr und mehr entspannen.
„Mitch, du solltest wirklich noch mal schlafen" meint Aidan und ich nicke.
„Ich komme dann runter" verspreche ich Kyle und er drückt mich noch mal schnell, bevor er mit einem Lächeln auf den Lippen den Raum verlässt.
Ich lege mich hin, und öffne dann meine Arme einladend für Aidan, der das Angebot natürlich nicht ablehnt. Er legt sich mit zu mir und ich vergrabe mich in seiner Umarmung.
Gott, habe ich ihn vermisst.
„Ich bin so froh das du wieder wach bist" flüstert er und ich nicke nur.
„Sorry" ich lächele vorsichtig, doch erschüttelt den Kopf.
„Du kannst ja nichts dafür" murmelt er, und küsst mich dann.
Ich bin wieder zuhause.
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Hey :D
Ein kleines Lückenfüllerkapitel, aber ihr sollt ja auch Bescheid wissen, was so passiert ist. :) Ich hoffe wie immer, es hat euch gefallen, und ihr hinterlasst eure Meinungen ♥
Das Buch geht übrigens langsam zuende... Doch wie versprochen kommt ein Sequel über Kyle und Jack :D das wird direkt nach dem Kampf bei Nero Castle anfangen und auch die Zeit, in der Mitch bewusstlos ist, behandeln.
Jedenfalls, vielen Dank für die 12.2K Reads, ich hätte nie gedacht so viele Reads zu bekommen, Gosh ♥♥ Danke
Liebe Grüße, und bis zum nächsten Mal ♥
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I'm My Own Worst Enemy (Boy x Boy) UNDER EDIT
VampireWerwölfe und Vampire, eine jahrhunderte alte Hassbeziehung. Krieg, Kämpfe und Machtspiele gehören noch immer zu den alltäglichen Erlebnissen, doch keiner weiß mehr, warum genau Vampire und Werwölfe so verfeindet sind. Auch Mitch weiß nicht, warum er...