Mitch
Die Stille des Waldes um mich herum wird nur durch das leise Knacken und Rascheln meiner Pfoten auf dem Laub unterbrochen. Die Sonne steht schon tiefer, taucht den Wald in ein helles Gelb und lässt alles warm und freundlich erscheinen, was sich aber überhaupt nicht mit meinen inneren Gefühlen vereinen lässt.
Ich laufe stetig weiter, meine Pfoten schmerzen schon ein wenig. Ab und zu mal hebe ich meine Schnauze, um die Umgebung auf fremde Gerüche zu prüfen. Oder um endlich mal eine Spur des Duftes zu finden, den ich schon seit zwei Tagen suche
Aidans
Doch bis jetzt finde ich ihn nicht, und Resignation macht sich in mir breit. Ich weiß nicht wie lange ich noch laufen muss, oder in welche Richtung, damit ich ihn finde. Er ist meine letzte Hoffnung, und ich bin mir sicher, dass er mich nicht verstoßen wird.
Die Sonne berührt nun den Horizont und das helle gelbe Licht verändert sich langsam zu einem warmen Rot. Ein Windstoß lässt die vertrockneten, orangenen und roten Blätter von den Bäumen wehen und das laute Rascheln des Waldes beruhigt mich. Ich muss einfach weiter laufen, ich darf die Hoffnung nicht aufgeben.
Eine halbe Stunde später hebe ich wieder meine Schnauze, und jetzt erhasche ich einen fernen Geruch der Vampire, unter ihm auch eine Note Aidans persönlichen Geruchs. Meine Ohren stellen sich auf und ich falle in einen schnellen Trott. Meine Hoffnung keimt wieder auf und der Wald lichtet sich langsam. Ich kann endlich den lang ersehnten ersten Blick auf Cerad Castle werfen, das sich schwarz vom Horizont abhebt, der noch schwach erleuchtet ist vom Sonnenuntergang.
Ich trabe über das verlassene Feld und ich bemerke wie die Kälte der Nacht einsetzt. Doch zum Glück bin ich bald da. Dann erreiche ich das schmiedeiserne Tor, und winsele leise, wohl wissend dass mich die Vampire schon längst bemerkt haben müssen. Zumindest die Wachen. Ich höre Schritte auf einem Kiesweg, und dann taucht jemand auf. Er schaut mich durch dunkle braune Augen an und gibt mir dann ein Zeichen, dass ich hereinkommen kann. Genau in dem Moment öffnet sich das Tor und ich trete ein um neben den Vampir zum großen, schon geöffneten Haupttor zu laufen.
Er ist ungefähr so groß wie Aidan, doch hat helle braune Haare, die zu seinen Schultern reichen. Er trägt zwei Dolche an seinem Gürtel, genau so wie eine Pistole. Er scheint ein ziemlich guter Krieger zu sein.
„Aidan erwartet dich in seinem Büro" verkündet er mit einer dunklen Stimme während wir eine breite, imposante Treppe hinaufgehen, und ich nicke kurz. Wir begegnen kaum jemanden, doch wenn wir einer Seele entgegen kommen, werde ich immer sehr ausgiebig gemustert. Klar, ich bin immer noch in meiner Wolfsform, doch auch im meiner menschlichen Form würde ich viele Blicke auf mich ziehen, da mein Geruch „Wolf" schreit. Dann endlich erreichen wir eine mahagonifarbene Tür, die wohl zu Aidans Büro führt. Ich entspanne mich sichtlich, und als der Krieger die Tür aufstößt, und mich vor ihm eintreten lässt, umhüllt mich sofort der vertraute Geruch meines Gefährten. Ich kann ein leises Winseln nicht unterdrücken.
Aidan
Frustriert werfe ich den Füller zur Seite und stöhne genervt auf. Zum wiederholten Male. Dieser ganze Papierkram passt mir im Moment gar nicht, da ich zu sehr abgelenkt werde. Irgendetwas stimmt mit Mitch nicht.
Da er mein Gefährte ist, kann ich seinen Gefühlszustand erahnen, auch wenn er nicht bei mir ist. Und ich bin mir sicher, dass er sehr aufgewühlt und verletzt ist. Seelisch. Und das nun schon seit 2 Tagen. Doch heute fühlt es sich wieder anders an, irgendwie deutlicher, als ob er näher bei mir wäre.
Ich wollte schon jede Nacht wieder an die Brücke gehen, doch meine Pflichten haben mich hier festgehalten und ich konnte nicht mit ihm reden, oder ihn auch irgendwie erreichen.
Seufzend drehe ich mich zum großen Fenster, und beobachte die letzten Überreste des Sonnenuntergangs am Horizont. In der Ferne sehe ich den Wald, er baut sich dunkel und unendlich auf. Irgendwo dort muss Mitch sein. Hinter dem Wald, oder vielleicht wartet er im Moment auf mich, an der Brücke. Ich schüttele den Kopf. Wie sehr ich ihn vermisse. Einfach seine Augen, sein Lächeln, sein leichtes Erröten wenn ich seine Hand nehme. So viele kleine Dinge. Ich beobachte noch für einen Moment die Landschaft dann wende ich mich widerwillig zu meiner Arbeit
Doch gerade in dem Moment als ich mich wieder konzentriere, schlägt meine Bürotür auf, und der intensive Geruch meines Gefährten, der mir entgegenkommt, lässt mich innehalten. Ich hebe meinen Blick und er fällt auf einen weißen, erschöpften Wolf, dessen so vertraute blaugrüne Augen sich in meine bohren.
Mitch
Ich fahre mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung aus dem Bürostuhl, und gehe auf Mitch und meinen Krieger zu. Jack verbeugt sich leicht und ich nicke ihm zu.
„Danke Jack." bedanke ich mich bei ihm, immerhin hat er Mitch zu mir gebracht, ohne weitere Fragen. Er weiß nun mal wie wütend ich werden kann, wenn man etwas verletzt, was mir viel bedeutet. Er kennt mich auch sehr gut, ich denke am besten von allen meinen Untertanen. Ich gebe ihm noch mal mit einem Kopfnicken ein Zeichen, dass er nun gehen kann, und er entfernt sich langsam.
Ich wende meinen Blick wieder auf den weißen Wolf der neben mir steht. Mitch sieht wirklich erschöpft aus, und ich bin mir sicher, seine Pfoten sind auch wund. Er seufzt leise, und verwandelt sich dann in seine menschliche Form. Er taumelt kurz, und ich sehe den Schmerz, den seine Verwandlung verursacht. Wahrscheinlich war er jetzt mehrere Tage in seiner Wolfsform. Ich halte ihn an der Schulter fest, damit er nicht das Gleichgewicht verliert und durch den erlösenden Kontakt entspannen wir uns beide.
„Was ist passiert?" frage ich leise, als ich Mitch dann zum breiten Sofa gebracht habe. Ich stehe auf und während er mir die Geschehnisse der letzten Tage berichtet, bringe ich ihm etwas zu trinken. Besorgt beobachte ich ihn, wie sich sein Gesichtsausdruck langsam von traurig und verletzt, zu wütend verändert als er von dem unglaublichen Verrat erzählt.
„Und jetzt bin ich hier" beendet er seine Erzählungen und schaut mich trotzig an. Ich muss lächeln und küsse ihn kurz und sanft.
„Soll ich dir etwas zu essen machen lassen? Ich kann es leider nicht selber..." beende ich leicht beschämt, doch ich brauche eben keine feste Nahrung, weswegen ich es auch nie gelernt habe.
Doch Mitch schüttelt nur leicht den Kopf und lächelt müde.
„Ich habe keinen Hunger, komischerweise, aber ich brauche ein wenig Schlaf."
Ich nicke verständnisvoll und stehe auf um eine Decke zu holen. Als ich wiederkomme, hat er sich schon hingelegt und gähnt gerade herzhaft. Ich muss wieder lächeln und lege mich neben ihn, sodass sein Rücken an meiner Brust liegt, und ich meine Arme beschützend um ihn legen kann. Dann decke ich uns zu, auch wenn ich es nicht brauche. Doch das einzige woran ich im Moment denke, ist, dass es ihm gut geht. Er gähnt noch einmal.
„Ich liebe dich" murmelt er leise, bevor er in seinen wohlverdienten Schlaf driftet. Mein Herz flattert bei seinen ehrlichen Worten und ich küsse seine Schulter leicht, beobachte dann seinen ruhigen Schlaf
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Soo
Ich hoffe es hat euch gefallen und ja..., Bin jetzt wieder aus dem Urlaub heimgekehrt und habe wieder Internet, also kommen jetzt auch wieder Updates.
Ich habe mich so gefreut als ich die 1.2K Reads gesehen habe. Danke dafür, ihr seid die besten. Auch danke an alle, die immer so fleißig Kommentieren, und mich somit auch motivieren :* Weiter so, würde mich total freuen :D
Was denkt ihr? Was soll Mitch nun machen, und wie kann Aidan ihm dabei helfen?
Schreibt eure Meinung dazu in die Kommentare, wenn uch was dazu einfällt. Oder auch wenn ihr Anregungen loswerden wollt :) Ich freue mich über jeden einzelnen Kommi :D
Bis nächstes Mal
LG
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I'm My Own Worst Enemy (Boy x Boy) UNDER EDIT
VampireWerwölfe und Vampire, eine jahrhunderte alte Hassbeziehung. Krieg, Kämpfe und Machtspiele gehören noch immer zu den alltäglichen Erlebnissen, doch keiner weiß mehr, warum genau Vampire und Werwölfe so verfeindet sind. Auch Mitch weiß nicht, warum er...