XI

151 20 19
                                    


Dominik

Lana steht auf, als ihre Schüssel leer ist und sieht mich mit großen Augen fragend an: „Malst du mit mir, Dominik?"

„Kann ich machen", antworte ich lächelnd, „Aber zuerst bringe ich Noel seinen Tee." Seine kleine Schwester ist wirklich süß und ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum er sie nie erwähnt hat.

Beinahe schwappt heißes Wasser über meine Finger, als ich zu Noels Zimmer laufe. Obwohl ich so leise wie möglich bin, ist er wach, als ich die Tür öffne.

„Hey, ich hab dir Tee gemacht", meine ich und stelle die Tasse vorsichtig auf dem Regal neben seinem Bett ab. Er schaut mich dankbar an und verzieht seine Lippen zu einem leichten, wenn auch gequälten Lächeln.

In den nächsten Stunden schläft er jedes Mal, wenn ich nachschaue und der Tee in der Tasse wird kalt.

Als ich ein Rumpeln im Flur höre, springe ich auf, um nachzusehen. Es ist Noel, der einen Stapel Kartons umgeschmissen hat.

Erschrocken blickt er mich an. In wenigen Schritten bin ich bei ihm, halte aber ein kleines Stück Abstand, um ihm nicht zu nah zu kommen.

„Was hast du vor?", will ich wissen.

„Klo", flüstert er mühsam. Als ich kurz meine Hand auf seine Stirn lege, erschrecke ich. Die Temperatur scheint noch höher zu sein, als eben.

„Brauchst du Hilfe?", frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne. Wie erwartet schüttelt Noel den Kopf, also gehe ich ihm aus dem Weg, damit er in Bad kann.

Trotzdem warte ich, bis er wieder rauskommt. Nachdem er eben zusammengeklappt ist, will ich ihn lieber nicht alleine herumlaufen lassen.

Später, als Noel wieder schläft, gehe ich eine kurze Runde mit Lana nach draußen. In der Apotheke kaufen wir eine Packung Paracetamol und ein Fieberthermometer und weil es schon Mittagszeit ist holen wir auch zwei Pizzen. Ich kann nämlich leider absolut nicht kochen.

Ich bleibe den ganzen Tag bei Noel und Lana. Zum Glück ist das Fieber gesunken nachdem Noel eine der Tabletten genommen hat und jetzt, wo ich das Thermometer habe, kann ich das zum Glück auch tatsächlich nachweisen.

Trotzdem will ich am Abend eigentlich nicht nach Hause. Lana ist im Bett und Noel schläft und ich sitze in seiner Küche und drücke mich davor, nach Hause zu gehen.

Meine Mutter ruft an und ich ignoriere ihren Anruf. Normalerweise wäre ich schon lange zuhause, erst nach der Schule und dann auch nach dem Training und langsam macht sie sich wohl Sorgen.

Den zweiten Anruf nehme ich an. „Hallo Mama."

„Dominik, wo bist du denn? Warum gehst du nicht ans Telefon?", fragt sie besorgt.

„Ich bin bei einem Freund, der ist krank und ich wollte mal nach ihm sehen. Ich komme jetzt nach Hause." Nicht die ganze Wahrheit, aber meine Mutter ist zufrieden.

Neben der Tür in der Küche hängt ein Schlüssel, den ich kurz von außen ausprobiere. Er passt, also stecke ich ihn in meine Tasche, damit ich morgen früh wiederkommen kann.


Nicht NormalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt