XIV

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Dominik

Noel ist an meiner Schulter eingeschlafen und ich lege ihn vorsichtig richtig in sein Bett und decke ihn zu, bevor ich mich auf den Weg nach Hause mache.

Meine Mutter ist schon da und ich weiß genau, was jetzt kommt. Anastasia hat mitbekommen, dass ich einen Großteil der Woche geschwänzt habe und ich weiß, dass sie es meiner Mutter erzählt hat. Nach dem, was letztes Jahr los war, ist das keine Überraschung.

Deswegen folge ich meiner Mutter auch brav, als sie mich nun ins Wohnzimmer zitiert und einer Erklärung verlangt. Sie macht sich Sorgen, dass ich wieder abrutsche und ich kann es ihr nicht verübeln. Doch ich habe ausnahmsweise eine legitime Erklärung für mein Fehlen.

„Also, warum warst du nicht in der Schule und nicht beim Training in den letzten Tagen?", will sie wissen.

„Ich war bei einem Freund", beginne ich, „Er war ziemlich krank und brauchte Hilfe und jemand musste auf seine Schwester aufpassen, deswegen hat er mich gefragt und ich war dann bei ihm. Eigentlich wollte ich auch in die Schule, aber es hat nicht gepasst."

„Es hat nicht gepasst, ja? Dominik, du hast entschieden, dass du ein Abi machen willst, also musst du das jetzt auch durchziehen. Dieser Freund ist also älter als du? Kenne ich ihn?", fragt meiner Mutter.

Ich schüttele den Kopf. „Du kennst ihn nicht, er heißt Noel. Und ich glaube, er ist jünger als ich, aber ich habe ihn noch nicht gefragt. Wieso fragst du?"

„Naja, wenn er jünger ist, dann ist er Minderjährig. Also sollte er sich nicht alleine um seine Schwester kümmern. Sind seine Eltern nicht da?"

Mit einem Mal begreife ich, worauf meine Mutter hinauswill und kneife die Lippen zusammen. „Dominik, bitte sei ehrlich. Ich will nur helfen."

„Sie sind nicht da", murmele ich leise mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend. Was habe ich bloß getan?

„Du weiß, dass das so nicht geht. Kein Minderjähriger sollte sich um seine kleine Schwester kümmern müssen. So geht das nicht. Ich werde das Jugendamt verständigen müssen."

„Nein, tu das nicht!", widerspreche ich sofort. Wie soll ich das Noel erklären?

„Geht es Noel gut? Geht er regelmäßig in die Schule? Arbeitet er?", bohrt meine Mutter nach und ich muss die ersten beiden Fragen ehrlicherweise verneinen. Ich habe es gründlich versaut und ich habe keine Chance mehr, das Unglück noch abzuwenden. Noel wird mich hassen.

Nach dem Gespräch entlässt meine Mutter mich nach oben und ich überlege, was ich tun soll. Jetzt zu Noel zu gehen würde keinen Sinn ergeben. Er schläft und er muss wieder gesundwerden. Vielleicht habe ich Glück und meiner Mutter vergisst die ganze Sache.

Nein, ich habe kein Glück, muss ich am nächsten Morgen feststellen. Meine Mutter hat bereits telefoniert und verlangt nach Noels Adresse, die ich ihr widerwillig gebe, bevor ich aus dem Haus stürme.

Eine Tante vom Jugendamt will noch heute bei Noel vorbeischauen und ich muss ihn wenigstens vorwarnen. Das ist alles, was ich tun kann.

Der Weg zu ihm ist schon fast gewohnt für mich und ich weiß genau, wohin ich will, während ich durch das Wohngebiet jogge. Mit dem Schlüssel öffne ich die Haustür und sprinte die Treppe nach oben.

Im ersten Stock renne ich fast die alte Dame von Montag um. Wie Recht sie doch hatte. Nur, dass es meine Schuld ist, dass das Jugendamt auf den Weg hierher ist.

Zweimal rutscht der Schlüssel ab, bevor ich es hinbekomme, die Wohnungstür aufzuschließen. Noel steht schon dahinter, an den Türrahmen zur Küche gelehnt und mit einem Grinsen im Gesicht.

Es tut mit regelrecht weh, dass ich sein Grinsen jetzt aus seinem Gesicht zu wischen. Noel sieht so glücklich und sorglos aus in dem Moment und ich habe alles kaputt gemacht.

„Noel, ich muss dir was sagen", murmele ich. Er macht einen Schritt auf mich zu und sein Blick wird leicht besorgt.

„Du, ich...ich hab meine Mutter von dir erzählt und sie hat dann...beim Jugendamt angerufen", meine Stimme bricht und ich sehe wie das Lächeln in Noels Gesicht absoluter Fassungslosigkeit weicht.

„Du hast was?!", sein Tonfall ist ungläubig und er starrt mich an, als sähe er mich zum ersten Mal.

Scheiße!


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Hey meine sweeties!!

Ich verabschiede mich jetzt schonmal in eine kleine Osterpause, da ich am Donnerstag den ganzen Tag unterwegs sein werde und dann kein Kapitel kommt...

Das ist vielleicht ein ungünstige Stelle, aber nächsten Dienstag sehen wir uns in alter Frische wieder...

Frohe Ostern!

Man liest sich...

Sisi <3<3<3

Nicht NormalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt