XXIV

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Meinetwegen wird es auf den letzten Metern noch ziemlich knapp, denn gleich zwei weitere Kanus sind ziemlich nah an uns herangekommen. Durch die Pause haben wir viel Zeit verloren und uns fehlt eine Person, die paddelt.

Dominik macht Ernst und lässt mein Paddel konsequent hinter sich liegen. Matthieu dreht sich fast nach jedem Paddelzug nach hinten um und wirft mir einen prüfenden Blick zu.

Nachdem wir trotz allem als erste den Steg erreicht haben, werden mir gleich zwei Hände entgegengestreckt, um mir aus dem Boot zu helfen. Mit einem entschuldigenden Blick zu Matthieu, lasse ich mich von Dominik nach oben ziehen, der mich gleich davor bewahrt, auch noch ins Wasser zu fallen.

Ich sehe ihm an, dass er immer noch sauer ist, aber er sagt erst einmal nichts. Müde und etwas wackelig auf den Beinen, platziert Dominik mich auf einer Bank, während er und Paul geübt das Boot aus dem Wasser heben.

Sie müssen es eine Treppe nach oben tragen, die ziemlich lang und steil ist, um es oben auf ein Auto zu laden. Herr Fischer saß in einem der anderen beiden Kanus und teilt uns mit, dass zwei Gruppen mit dem ersten Auto zur Anlegestellt zurückfahren.

Die anderen müssen auf das nächste Auto warten, weil immer nur zwei Kanus und höchstens acht Leute in ein Auto passen. Matthieu läuft den anderen beiden schon hinterher, denn wir sind als Sieger natürlich die erste Gruppe, die zu Jugendherberge zurückdarf.

Ich folge ihm, aber Dominik kommt mir entgegen. „Warte doch auf mich", zischt er.

„Ich kann ja wohl alleine laufen", fahre ich ihn an und bereue es im selben Atemzug. Er will mir nur helfen und ich bin schon wieder unfreundlich. Schweigend laufen wir nach oben und setzen uns in das Auto.

Während der Fahrt sage ich kein Wort, sondern lehne mich an die Scheibe und starre in die vorbeiziehende Landschaft. Eine Weile spüre ich Dominiks Blick auf meiner Seite, aber irgendwann wendet er sich ab.

Es wird schon wieder kühl draußen, als wir aussteigen, obwohl es in der Sonne heute schon schön warm war. Matthieu und ich warten während die anderen darauf bestehen, beim Abladen der Kanus zu helfen.

Von hier ist es etwa eine Viertelstunde Fußweg zu unserer Unterkunft und ich freue mich schon darauf, mich einfach bequem auf mein Bett zu setzen und Musik zu hören.

Ich bin müder als die anderen, obwohl ich viel weniger getan habe. Trotz der Tatsache, dass Dominik sauer ist und ich ihn eben angemeckert habe, bleibt er die ganze Zeit neben mir. Ich weiß, wenn ich fallen würde, würde es mich auffangen.

„Wir bringen die Sachen nach oben", sagt Dominik, sobald das Haus in Sicht kommt. „Wir können auch...", beginnt Paul, doch Dominik unterbricht ihn.

„Wir machen das schon."

Seine Vehemenz sorgt dafür, dass mein Herz schon wieder geringfügig schneller schlägt. Auf dem Weg nach oben schweigt er, aber ich weiß, dass er mit mir reden will.

Weil ich mich dämlich benommen habe und weil er Recht hat, dass er sauer ist. Ich will bloß nicht hören, wie enttäuscht er ist.

Ich setzte mich auf mein Bett, während er mit knappen Bewegungen seine Tasche ausräumt. „Dominik", sage ich leise, fast flehend. Ich will das jetzt hinter mich bringen.

Er erstarrt in der Bewegung und dreht sich dann langsam zu mir um. „Was sollte das Noel? Warum hast du nichts gesagt?", seine Stimme kling mühsam beherrscht.

„Ich...", setze ich an, beende den Satz nicht. „Ich dachte du vertraust mir", fügt er fast flüsternd hinzu.

„Tue ich", antworte ich kaum hörbar.

Sein Blick bohrt sich in meinen, der verletzte Ausdruck darin überrascht mich. „Warum sagst du dann nichts?"

Er setzt sich neben mich, lehnt den Kopf an die Wand und starrt an die Unterseite des oberen Bettes.

„Es tut mir leid", murmele ich, „Ich wollte bloß nicht...derjenige sein, wegen dem wir eine Pause machen müssen, weil ich nicht die Kraft habe."

„Aber nicht, wenn es dir nicht gutgeht! Denkst du ich habe das nicht gemerkt? Ich dachte bloß, du sagt etwas, bevor es nicht mehr geht."

Jetzt sieht mich an. „Mann Noel, ich habe mir Sorgen gemacht!", sagt er heftig, sein Blick ist offen, fast ein bisschen verzweifelt.

„Noel, ich will, dass es dir gut geht", flüstert er, mehr zu sich, „Egal, ob wir deswegen verlieren, oder eine Pause machen müssen. Ich will dir doch helfen, aber dafür musst du mir sagen, wenn etwas nicht stimmt. Bitte rede mit mir."

Dann sieht er wieder auf. „Tut mir leid, ich wollte nicht...", er will aufstehen, doch ich halte ihn am Arm fest. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich will nicht, dass er geht.

„Vergiss einfach, was ich gesagt habe", murmelt er. Im Dämmerlicht in unserem Zimmer sieht es fast so aus, als wären seine Wangen leicht gerötet.

„Wieso?", frage ich zurück und er sieht mich verständnislos an.

„Wir sind Freunde und ich will das nicht durch irgendetwas kaputt machen, was ich sage. Können wir einfach so tun, als hätte ich das nie gesagt?"

Jetzt steht er auf und ich bin nicht schnell genug, um ihn zu stoppen. „Ich lasse dich mal in Ruhe, du willst dich bestimmt ausruhen."

Damit verschwindet er aus der Tür, ohne mir die Chance zu lassen, etwas zu antworten. Was wenn ich es nicht vergessen will? Was wenn es unsere Freundschaft nicht kaputt, sondern besser macht?

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Hey sweeties!

Sorry, ich weiß, es ist spät, aber ich bin mal wieder im Stress (mittlerweile fragt ihr euch vermutlich zu Recht "wann nicht?").

Eigentlich wollte ich euch ein Extrakapitel hochladen, zu Feier der 200 Votes (bei den 100 habe ich es kommentarlos gemacht, falls es euch aufgefallen ist), aber da sich meine feritgen Kapitel dem Ende zuneigen und ich kaum Zeit zum Schreiben habe, müsst ihr darauf leider noch waren.

Ich hoffe, ihr werdet nicht auch gerade verrückt im Schulstress, wenn doch, vielleicht muntern die beiden euch ja etwas auf...

Man liest sich

Sisi <3<3<3

Nicht NormalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt