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Es ist Freitag, das heißt, ich muss mich morgen weder mit meiner Klasse, inklusive Dominik, noch mit der Schule rumschlagen.

Nachmittags bin ich zwar immer noch müde, aber nach mehreren Tassen Kaffee und einer Menge Zucker in Form von kleinen Schokotörtchen, die mir Chris zum Dank fürs Tauschen mitgebracht hat, bin ich abends gut drauf, als ich im Rainbow ankomme.

Es ist kurz vor sieben, Lana sitzt mit einer Hörgeschichte im Pausenraum und ich bereite gerade hinter der Theke die letzten Gläser für den Abend vor.

Leo kommt wie immer auf den letzten Drücker, grinsend und aufgestylt, als wäre er auf einer Party und nicht auf der Arbeit. Lisa ist auch schon da und sie versucht seit mehreren Minuten, mich zu Makeup zu überreden.

Vermutlich ist es auf den Überschuss an Zucker in meinem Körper zu schieben, dass sie tatsächlich Erfolg hat.

Also stehe ich zwar etwas zu spät, aber mit Lisas Augenbemalung und Lippenstift wieder hinter der Theke, während die ersten Gäste in den Club kommen. Es sind überwiegend Leute, von denen ich weiß, dass sei queer sind.

Unsere Stammkunden kennen wir natürlich und ich arbeite schon seit fast einem Jahr hier. Ich brauchte dringend einen Job und was will ich mehr, als coole Mitarbeiter, einen Platz für Lana und einen Chef, der das alles entspannt mitmacht.

Besagter Chef schüttelt zwar vom Mischpult aus tadelnd den Kopf, scheint aber gleichzeitig sehr amüsiert über meinen gequälten Gesichtsausdruck. Leo unterhält sich schon wieder mit einem unbekannten jungen Mann, der mir nicht bekannt vorkommt.

Hoffentlich steht er auf Männer, denn Leo scheint mehr als interessiert. Sorgen mache ich mir da allerdings keine, Leo hatte bisher bei den meisten Flirts Erfolg.

Was mich zu der Frage bringt, warum Dominik hier war. Ich hatte nichts darüber gehört, dass er queer war und es war ihm so unangenehm gewesen, dass ich davon wusste.

Im selben Moment verfluche ich mich innerlich. Den ganzen Tag war Dominik in meiner Nähe und kaum habe ich eine Pause von seinen pseudocoolen Verhalten, zerbreche ich mir den Kopf darüber.

Zum Glück dauert es nicht lange und wir sind vollauf beschäftig. Keine Zeit für nervige Gedanken oder Leos Flirt, der geduldig an der Theke zu warten scheint.

Heute bedeutet die Ablöse nicht, dass ich mich sofort auf den Heimweg mache. Lana schläft, das habe ich eben überprüft, deswegen wage ich mich selbst auf die andere Seite der Theke, auf die Tanzfläche.

Das Bier in meiner Hand, das zweite heute, geht aufs Haus und gut gelaunt schlendere ich durch die Menge. Hier ein Grinsen, da ein flirtender Blick und schon bald stehe ich nicht mehr alleine da, sondern unterhalte mich angeregt mit einem Studenten.

Deswegen erkenne ich die große Gestalt nicht weit von mir, erst, als er mich auch schon gesehen hat. Dominik kommt auf mich zu und zieht herausfordernd die Augenbrauen hoch.

Was er sagt, kann ich über den Lärm der Musik nicht verstehen, deswegen drehe ich mich nur lachend einmal im Kreis und verschwinde dann in Richtung Personalbereich.

Eigentlich ist es doch witzig, dass Dominik dauernd auftaucht, wo ich gerade bin.

Nicht NormalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt