XII

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Ich wache auf, weil mein Wecker klingelt. Gestern habe ich ihn nicht gehört, aber heute Morgen fühle ich mich schon etwas besser und ich habe fast einen ganzen Tag und eine Nacht geschlafen.

Es ist also sechs Uhr morgens. Neben meinem Wecker liegt ein Fieberthermometer und daneben eine Packung Paracetamol. Ich kann mich zwar nicht mehr an den ganzen Tag gestern erinnern, aber ich weiß genau, wie die Sachen da hingekommen sind.

Genauso, wie die halbe Tasse Tee, die noch danebensteht. Ich weiß nicht, wie ich mich dafür jemals bei Dominik revanchieren kann.

In dem Moment höre ich ein Geräusch, das verdächtig nach Schlüsselklimpern klingt. Das kann nicht sein, denn niemand außer mir hat einen Schlüssel zu der Wohnung.

Ich stehe auf, zu schnell, denn als erstes wird mir übel und es tanzen Punkte vor meinen Augen. Trotzdem taste ich mich langsam an der Wand in den Flur.

Gerade schließt eine große Gestalt die Tür hinter sich und macht so leise wie möglich das Licht im Flur an. Vor Überraschung stoße ich ein kleines Keuchen aus und sofort dreht Dominik sich zu mir um.

„Noel", er sprintete regelrecht auf mich zu und blieb dann höchstens zehn Zentimeter vor mir stehen. Verwirrt runzelte ich die Augenbrauen.

„Hab ich dich geweckt? Das war nicht meine Absicht. Du solltest dich wieder hinlegen, nicht, dass du wieder umkippst", meint er in einem Atemzug.

Tatsächlich fühlen sich meine Knie schon wieder sehr wackelig an, was Dominik wohl sieht, denn er legt eine seiner Hände an meine Seite.

„Was machst du hier?", frage ich krächzend. Meine Stimme ist immer noch kaum vorhanden und das Sprechen tut irgendwie weh.

Dominik blickt verlegen auf seine Schuhe. „Ich wollte nur gucken, dass es dir bessergeht und dass Lana nicht alleine ist. Deswegen habe ich deinen Schlüssel ausgeliehen, ich hoffe, das war okay."

Zuerst will ich automatisch widersprechen, doch dann wird mir klar, dass er Recht hat. Auch heute schaffe ich es kaum, mich um Lana zu kümmern.

Der Flur fühlt sich ein wenig wackelig an und intuitiv lehne ich mich nach vorne, an Dominiks Brust. Er legt seine andere Hand ebenfalls leicht an meine Seite, sodass ich zu beiden Seite stabilisiert bin.

Es fühl sich so gut an, nicht alleine dazustehen und ich fange schon wieder an zu weinen. Ich will nicht, dass Dominik es merkt, doch er ist nicht blöd. Statt etwas zu sagen, zieht er mich bloß noch etwas näher an sich und umarmt mich richtig.

So bleiben wir eine Weile stehen und irgendwann versiegen meine Tränen. Trotzdem rühren wir uns nicht vom Fleck, bis wir aus Lanas Zimmer Rumoren hören und schließlich leise Schritte auf dem Boden.

Dominik bugsiert mich wieder in mein Bett, sanft, aber bestimmt, sodass ich keine Möglichkeit mehr habe, mich zu wehren.

In meinem Flüstern kläre ich ihn über Lanas Tagesablauf auf und hoffe, dass er alles registriert. Er lächelt, doch das könnte auch schon ein erster Fetzen meines Traums sein, denn eine Antwort bekomme ich nicht mehr mit.

Auf jeden Fall behält Dominik den Schlüssel und besteht darauf, Lana morgens in die Kita zu bringen und sie hinterher wieder abzuholen. Erst protestiere ich, doch ich muss zugeben, dass es hilft, damit es mir bessergeht, wenn ich mich auf ihn verlassen kann.

Nicht NormalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt