Dominik
Ich sitze unruhig im Unterricht und rutsche auf meinem Stuhl hin und her. Von dem, was vorne gesprochen wird, bekomme ich kein Wort mit.
Noel ist nicht da und die Zeit, um die er sich normalerweise verspätet ist schon lange überschritten. Ich weiß über jeden in unserer Klasse mehr, als über Noel, aber aus irgendeinem Grund fasziniert ausgerechnet er mich am meisten.
Ana hat mich letzte Woche in den Rainbow Club geschleppt, weil ich mich seit Wochen beschwere, dass ich nicht weiß, ob ich wirklich auf Jungs stehe.
Noel scheint ein Problem damit zu haben und als ich ihn gestern danach gefragt habe, ist er auf einmal verschwunden. Und obwohl ich das unmöglich finde, mache ich mir trotzdem Sorgen.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche, als die Stunde gerade vorbei ist und wir den Raum verlassen. Ich sage den Jungs, dass sie vorgehen sollen und öffne die Nachricht.
Sie ist von Noel. Er schreibt, dass er Hilfe braucht und schickt mir darunter eine Adresse. Obwohl er kurz angebunden wie üblich ist, weiß ich sofort, dass für mich der Schultag vorbei ist.
Es klingt, als hätte Noel Mist gebaut. Dabei kann ich mir das bei ihm kaum vorstellen.
Schon in der ersten Stunde, die wir in der neuen Klasse hatten, hat er kaum ein Wort gesagt. In den nächsten Wochen habe ich gemerkt, dass er einer der besten Schüler der Klasse ist.
Alle seine Klausuren waren mindestens 12 Punkte und meine Freunde hatten ihn schnell als schüchternen Streber abgestempelt. Ich dagegen bin mir sicher, dass da mehr dabei ist.
Er schreibt super Klausuren und kann fast jede Frage beantworten, aber dafür hat er öfter als alle anderen die Hausaufgaben nicht gemacht und niemand kann ernsthaft seine Augenringe übersehen, die er eigentlich jeden Tag hat.
Und dann ist da noch die ganz andere Version von Noel, die ich am Freitagabend zu sehen bekommen habe. Er war aufgedreht und gut gelaunt, kein Vergleich zu seinem ernsten Gesichtsausdruck, den er in der Schule immer hat.
Dazu kommt, dass er geschminkt war und in einem vollen Club mit einem fremden Mann geflirtet hat, bevor er mich entdeckt hat.
Ich kann Noel wirklich nicht einschätzen und deswegen kreist die Frage, was er bloß angestellt hat unaufhörlich durch meinen Kopf, während ich in Richtung der Adresse laufe, die er mir geschickt hat.
Umso überraschter bin ich, als ich vor einem stinknormalen Mehrfamilienhaus in einem Wohnviertel stehenbleibe. Nur zehn Minuten braucht man von der Schule bis hierher.
Ich blicke mich um, doch weit und breit ist niemand zu sehen, deswegen werfe ich einen Blick auf die Klingelschilder.
Tatsächlich, auf einem relativ neu aussehenden Schild steht der Name „Böger", Noels Nachname. Zögerlich drücke ich auf die Klingel.
Zuerst passiert nichts und ich will gerade wieder gehen, als das Summen der Tür ertönt. Ich drücke sie auf und trete in den Hausflur. In der Ecke liegt ein Stapel alter Zeitungen und ein Kinderwagen steht mitten im Weg.
Die Treppe ist ausgetreten und im ersten Stock kommt als ich vorbeigehe eine ältere Dame aus einer Wohnung. Sie mustert mich ausgiebig.
„Sind sie ein Freund von diesem Böger? Es wäre kein Wunder, wenn irgendwann das Jugendamt vor der Tür steht, das können sie ihm sagen. Das ist doch nicht mehr in Ordnung, wie oft er die Kleine nachts mit zum Feiern nimmt", murmelt sie dann.
Ich nicke bloß und gehe weiter. Trotzdem frage ich mich, was sie meint. Wer ist ‚die Kleine' und wohin nimmt Noel sie mit? Oder meinte die Frau überhaupt nicht Noel?
Die Wohnung, an der der Name „Böger" steht, ist im zweiten Stock. Die Tür ist geschlossen, deswegen drücke ich auch hier noch einmal auf die Klingel.
Die Tür wird von innen geöffnet und ein kleines Mädchen, das vielleicht fünf Jahre alt ist, steckt neugierig den Kopf nach draußen. Sie hat helle Haare und eindeutig Noels Augen, die neugierig leuchten.
Als ich sie ansehe verschwindet ihr Kopf sofort wieder in der Wohnung, doch die Tür bleib offen, also schiebe ich sie ein Stückchen weiter auf und betrete die Wohnung.
Ich stehe in einem kleinen Flur. Neben der Tür liegen mehrere Paar Schuhe, die meisten davon sind Kinderschuhe, doch die ausgetretenen Sneaker gehören definitiv Noel, genauso wie die Jacke, die nachlässig über den Klamottenständer gehängt sind.
Rechts und links von Flur zweigen zwei Türen ab, auf der ersten Tür links hängt ein buntes Bild, auf dem in großen Buchstaben „Lana" steht. Das muss wohl das kleine Mädchen sein.
Außer ihren und Noels Sachen kann ich kein Zeichen auf weitere Bewohner mehr entdecken. Bevor ich mich weiter umsehen kann, höre ich aus einem der hinteren Zimmer eine Kinderstimme.
Dann öffnet sich die Tür und das Mädchen schlüpft hinaus. Hinter ihr tritt Noel aus dem Raum und mein Herz setzt einen Schlag aus.
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Okay es tut mir leid!
Ich weiß echt nicht, was momentan mit mir los ist...ich entschuldige mich jetzt schonmal, falls ich das Kapitel am Dienstag schon wieder vergesse.
Man liest sich
Sisi <3<3<3
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Nicht Normal
Teen FictionNoel ist es gewohnt, alleine zu sein. Er braucht keine Freunde und auch sonst niemanden außer seiner kleinen Schwester, um die er sich kümmert. Zu seinem Leidwesen muss er feststellen, dass er eben nicht alles alleine schaffen kann und dass sogar er...