Mit geschlossenen Augen fahre ich mir über die Stirn und atme einmal tief durch, bevor ich meine Schritte aus dem Schulgebäude lenke. Die Sonne strahlt vom Himmel und es verspricht ein warmer Tag zu werden.
Ich will mich schon auf den Weg machen, als eine laute Stimme hinter mir mich daran erinnert, dass ich eigentlich warten wollte. Wenige Sekunden später schiebt sich von hinten eine Hand in meine und ich verschränke meine Finger fest mit Dominiks, bevor wir tatsächlich loslaufen.
Am Kindergarten angekommen, läuft Lana freudestrahlend auf uns zu und wirft sich in meine Arme. Lachend wirbele ich sie einmal im Kreis, bevor ich sie auf dem Boden absetze.
„Kommt, wir müssen uns beeilen", erinnere ich dann Dominik und Lana, die gerade ihren selbsterdachten Handschlag ausführen. Ich habe es wirklich versucht, aber ich werde den Ablauf aus Handbewegungen nie verstehen.
„Stimmt, sonst lassen die anderen uns nichts mehr übrig", merkt Dominik grinsend an. Heute soll es Lasagne geben und wenn Anna eins kochen kann, dann ist es Lasagne.
Sie ist die Betreuerin der Wohngruppe in der Lana und ich seit einigen Wochen wohnen. Nach etlichen Diskussionen, meine eigene Wohnung betreffend, habe ich mich breitschlagen lassen, wenigstens bis zu meinem achtzehnten Geburtstag in eine Wohngruppe zu ziehen.
Das ausschlaggebende Argument war schließlich, dass Lana und ich so endlich wieder in nebeneinanderliegenden Zimmern schlafen und dass Anna mir versprochen hat, ein gutes Wort für mich einzulegen, sollte ich erwägen, mit achtzehn Lanas Sorgerecht übernehmen zu wollen.
Außerdem hat sie zu meinem Glück überhaupt kein Problem damit, dass Dominik ständig bei uns ist und ab und zu auch nicht abends wieder nach Hause geht. Deswegen hüpft Lana fröhlich vor uns her, während wir Hand in Hand durch die frühsommerliche Wärme laufen.
Vielleicht ist nicht alles perfekt, vermutlich wird es das nie sein, aber im Moment bin ich glücklich und alles andere wird sich im Laufe der Zeit ergeben. Weil die Realität manchmal unschön sein kann, aber ich bin nicht alleine und mit Menschen um mich herum, denen ich wichtig bin, werde ich auch Probleme bewältigen, sodass ich am Ende des Tages sagen kann, dass alles gut ist.
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Nicht Normal
JugendliteraturNoel ist es gewohnt, alleine zu sein. Er braucht keine Freunde und auch sonst niemanden außer seiner kleinen Schwester, um die er sich kümmert. Zu seinem Leidwesen muss er feststellen, dass er eben nicht alles alleine schaffen kann und dass sogar er...