139. Die Sirene

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Sicht Kirishima

Ich betrachte den Mond, er ist klar zu sehen und sieht richtig groß und nah aus. Hell leuchtet er, heller als alle Sterne drum herum auf dem dunkelblauen Himmel. Leichter Nebel und schon fast unsichtbare Wolken umrahmen ihn. In der nähe zieht sich zusätzlich ein Helles Sternenband über den Himmel, in dem sich weitere Farben Einschleichen wie auf einem Gemälde. Die Bäume sehen durch das Helle leuchten nur noch aus wie Schwarze Schatten und schon fast unecht. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit für immer in diesem Moment anhalten. 
(Für alle die sich das vielleicht nicht vorstellen können, guckt euch das Bild oben an, so in etwa) 
"Wunderschön"
"ja... wunderschön"
Seine Stimme klingt verträumt, genießt er den Anblick auch so sehr? Meine Augen flackern kurz bevor ich zu ihm sehe. Schlagartig werde ich rot. Statt in den Himmel zu schauen, sieht er mich an. Mir direkt in die Augen. Bin also ich gemeint? 
Ein sanftes lächeln formt sich auf seinen Lippen, er sieht mich einfach nur weiter an, der Anblick des Nachthimmels scheint ihm völlig egal zu sein. 
"Kat..." meine Stimme gleicht einem sanften Hauchen "... du verpasst den bezaubernden Anblick des Himmels. Wenn ich könnte würde ich für ihn die Zeit anhalten-" 
"Die Zeit anhalten... wäre ich dazu fähig, hätte ich es schon längst getan- Du bist der bezauberndste Anblick, den man haben kann, jede Sekunde die ich dich sehen kann ist einfach nur Kostbar und ich werde so viel Zeit damit verbringen, wie mir in der Kommenden Zeit möglich ist."
Überrascht und überfordert blinzle ich ihn an, bekomme Farbe. Ich hab gar nicht bemerkt wie wir dem Haus bereits wieder nahe gekommen sind. Erst als er mich vor der Türschwelle sanft absetzt, meine Füße Boden spüren, komm ich geistig wieder zu mir. Mit großen Augen sehe ich ihn weiter an. 
"Na komm rein, dir muss doch langsam kalt werden-"
Wieder nicke ich "Was machen wir? Lesen oder schreiben?" 
"Möchtest du was vorlesen? Dann kann ich dir besser helfen- Kannst du schon etwas lesen?" 
"Nicht gut nicht viel. Ich hab immer mal in die Bücher rein geguckt wenn du nicht da warst, aber ich glaub nicht das ich gut flüssig lesen kann... Bevor ich bei dir war, war ich ja schon froh, wenn ich überhaupt etwas lesen konnte. Ladenschriften oder Marktschilder oder sowas" 
"Hmmm ich weiß nicht ob ich einfache Bücher habe..." 
Zielstrebig geh ich zu einem Regal und zeige auf ein Buch, welches ich nicht erreichen kann. Es hat einen Schönen Ledereinband und ist mit Runen verziert. 
"Das hier interessiert mich, aber ich bin nie dran gekommen-" 
Seine Augen weiteten sich "Ich... Ich weiß nicht, ob du das lesen solltest-" 
"Warum nicht?" 
Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf "Naja es... es ist nicht wirklich eine zusammenhängende Geschichte... Es gibt viele Mystische Kreaturen, wo niemand weiß ob sie wirklich existieren. Kreaturen von Fernen Ländern, Götter. Das Buch beinhaltet irgendwie... wie sag ich das am besten?" 
Neugierig sehe ich ihn an "Sag doch einfach!" 
Ich sehe wie er tief durchatmet "Es erzählt von Jemanden... oder Etwas. Einen Jäger, der diese Kreaturen findet, jagt, umbringt, zurichtet. Es wird teilweise sehr bildlich beschrieben, manchmal Abstrakt. Manchmal versteht man es und bekommt alle Informationen. Manchmal wird irgendwas erzählt, als wüsste man darüber was und die Geschichte bleibt unklar."
Ich sehe ihn an "Ich möchte es lesen... Nur eine Erzählung und wenn es mir zu viel ist, pack ich das buch nie wieder an, ich verspreche es!"
Kurz überlegt er noch, seufzt dann "Na gut... aber der Text ist definitiv nicht der leichteste!" 
Er zieht das Buch runter und gibt es mir. Sofort verzieh ich mich damit ins Körbchen, zupf an seinem Shirt um ihn mit zu ziehen, lass es aber auch wieder los. Er setzt sich hinter mich, zieht mich ran. 
"Na gut mein Süßer, such dir eine aus und lese sie einfach laut vor in Ordnung? Und wenn es dir zu viel wird, du es nicht lesen willst, hör einfach auf. Wir hohlen dir dann ein anderes Buch" 
Ich nicke und schlage es vorsichtig auf. Das Buch wurde bereits gelesen. Vielleicht sogar mehrfach. Leichte knicke in den Obere ecken der Seiten, als wäre der Fortschritt markiert worden. Ich bleibe direkt am ersten Text kleben. Blätter etwas vor. Es sind ein paar Seiten, aber dennoch. 
"Die Sirene" ich lese es eher flüsternd. Ich kenne Erzählungen, dass Frauen die Männer mit versprechen und worten verführen, obwohl diese verheiratet sind, manchmal so genannt werden... Geht es hier auch darum?
Ich spür wie er seinen Kopf etwas auf meiner Schulter ablegt und ich lächle als ich langsam anfange zu lesen
"Er spürt die Erregung der Jagd. Dieses Un- Unglei-" Etwas enttäuscht sehe ich verzweifelt auf die Seite "Ungleichgewicht, mein kleiner" Er gibt mir einen kleinen Kuss und ich nicke 
"Dieses Ungleichgewicht zwischen der Ge-... gewalt-.... Gewaltbereitschaft! Zwischen der Gewaltbereitschaft eines Raubtieres und der Trägheit der Beute. Die.... Die Pupillen?" Ich spür wie er nickt und lächle etwas "Die Pupillen weiten sich wie sich wie die einer Katze in der Dunkelheit. Der Teppich erstickt den Klang seiner Schritte. Aus dem oberen Stockwerk dringt die hohe Stimme einer singenden Frau. Schon bald werden diese Töne zu einer süßen Klage werden. Befreiend. Er schiebt eine seiner mit ... mit Hand- äh mit Handschuhen be- bekleideten? Ja mit Handschuhen bekleideten Hände in die Tasche, holt zwei Kügelchen aus Kerzenwachs heraus und drückt sie sich in die Ohren, ehe er auf diesen Gesang zu- ähm zuschreitet, der in ... in Tränen zu zer- .. zerfließen scheint. Mit jedem Schritt verwandelt sich der Jäger mehr. Fuß um Fuß. Wie auch die Welt um ihn herum. Seine Sinne passen sich seiner neuen Natur an, er riecht den salzigen Duft, der vom Boden auf- ... aufsteigt, weicht Klippen aus, während unter ihm, sanft wie ein Flüstern, feucht- ähm feuchtwarm wie die Nacht, das Meer brandet. Und so wird unter seinem leichten Fuß jede Stufe zu einem porösen Felsen. Oben erwartet ihn die Höhle der Sirene. Vom Treppenabsatz aus erblickt er den Eingang, aus dem in Wellen der ... der Sprüh- ähm ..." "der Sprühnebel" wieder nicke ich "der Sprühnebel strömt. Bald wird alles vorbei sein und diese..." "Diese Schmach" "und diese Schmach nur noch eine Erinnerung. Ein weiterer Schritt Richtung Freiheit. Denn Chaos erzeugt Angst. Und das einzige Heilmittel dagegen ist Ordnung." 
Ich spür einen Kuss im Nacken "Das machst du gut so." 
"Findest du? Aber ich häng doch so oft"
"Du bist ein Naturtalent im Lesen! Du hast dir das so weit selbst beigebracht. Ich muss gar nicht mehr machen, als dir bei einzelnen Wörtern zu helfen, ich dachte ich müsste dich mehr unterstützen!" 
Ich dreh mich etwas und strahl ihn an "Wirklich?!" 
Er nickt 
"Du Kat, hab ich das eigentlich richtig verstanden, dass er, also der Jäger, sich die Veränderung in dem Haus nur einbildet?"
Er nickt "Der Jäger hat Halluziniert oder war so besessen von diesen Kreaturen und Göttern, dass er sie in Personen gesehen hat." 
Ich nicke und er lächelt "Möchtest du weiter lesen? Die Texte sind zwar verwirrend, aber du machst das so schön!"
Ich nicke hastig und sehe wieder ins Buch, versuch meine Stelle wieder zu finden, bevor ich weiter lese 
"Christina weint? Warte wer ist Christina? Und wo ist der Jäger auf der Treppe jetzt hin?" Irritiert dreh ich wieder den Kopf nach hinten 
"Les weiter, dann weist du es" 
Ich seh ins Buch "Christina weint, während sie sich die Haare kämmt. Die Bürste ist elf... ähm elfen- ähh" "Elfenbeinfarben" "Die Bürste ist elfenbeinfarben, die Mähne Weizenblond. Einmal, zweimal, zehnmal zieht sie die Bürste hindurch, in langen Strichen von Oben nach Unten. Lässt sich zeit. Dann betrachtet sie die goldenen Fäden auf der weißen Bürste.... Ich dachte die Bürste hat eine Andere Farbe?" Ich schüttle etwas verwirrt den Kopf. Lese den Satz nochmal leise für mich, aber nein das steht da. Und auch Katsuki berichtigt mich nicht. Mit einem Schultern zucken nehm ich es einfach so hin "Sie hält sie sich an die Nase und atmet den Duft des Haarpuders ein" Haarpuder? Also ist diese Christina eine Adelige oder zumindest wohlhabender- "Der Geruch erzeugt ein nebel... ähn nebu- "nebulöses" "ein nebulöses Bild... was heißt das?" 
"Es ist verschwommen. Weit entfernt wie von Nebel verdeckt." 
"Achso... Also ähm ein nebulöses Bild. Sie sitzt am Flügel, ihr Vater neben ihr. Das zu starke Wort und eine Ohrfeige. Ihre vor Liebe und Enttäuschung brennende Wange. Die Eltern waren nie da. Immer unterwegs, um in großen.... großen Opernhäusern zu singen.... Katsuki was sind Opernhäuser?" 
"Das sind einfach große Gebäude, in denen Opern aufgeführt werden. Opern sind Theaterstücke, in denen ein Großteil der Geschichte gesunden wird." 
"Sowas gibt es?" 
"Für den Adel anscheinend schon. Interessier ich mich persönlich aber eher weniger für, also kann ich dir nicht sagen wie das so ist. Ich weiß nicht mal, ob wir Vampire in den Großen Städten das auch haben-"
"Das klingt auch irgendwie Langweilig- .." Ich blick zurück auf den Text im Buch, um weiter zu lesen "Sie liebte sie von fern, wie eine Verehrerin. Dann dieser Geruch. Sie verbindet ihn mit einer liebevollen Handlung. Ihre Mutter, die ihr die Haare bürstet und sie tröstet. Christina klammert sich an diese ferne Erinnerung wie an den letzten sicheren Felsen, und atmet noch einmal tief ein. Liebe und Leid. Sie wimmert wie benommen vor einem beschlagenen Spiegel. Ihr schluchzen übertönt das Geräusch der Schritte hinter ihr" Ah jetzt versteh ich! Christina ist die Frau die der Jäger singen gehört hat. Also ist sie doch die Sirene oder? "Sie stöhnt und bemerkt die Bewegung hinter den Dampf- ähm Dampfschwaden nicht. Christina klagt und weiß nicht, dass ihr Traum dabei ist, Wirklichkeit zu werden." Warte mal warum denn jetzt ein Traum? Der Jäger wird ihr doch nicht die Haare kämmen wie die Mutter es getan hat... Aber ich hab die Geschichte doch von vorne gelesen, da stand nichts von einem Traum! 
"Die Sirene weint und weiß nicht, dass der Jäger das Ungeheuer gekommen ist, um sie zu hohlen" Ja ok Christina ist die Sirene, aber welcher Traum verdammt nochmal? 
"Hinter dem ... dem Dunst- ähm den Dunstvorhang leuchtet plötzlich ein silbriges Schimmern auf. Ihre Augen irren suchend umher. Der Atem stockt, als der Arm eines Mannes vorschießt und sich um ihre Kehle legt. Die Ellenbogen drücken ihren Hals zusammen, unnachgiebig wie der Biss eines Hundes, drückt zu, bis sämtliche Luft aus ihr herausgepresst ist, Dann zieht der Mann sie hoch, so leicht, als wäre sie ein kleines Mädchen, und stößt sie auf das Wasserbecken zu. Der lärmende Todestanz beginnt. Der Mann mit den Wachstropfen in den Ohren schlägt sie zweimal auf den entblößten Nacken, ehe er ihren Kopf in das heiße Wasser drückt. Die Sirene zappelte und wehrt sich, während die brodelnde Flüssigkeit ihre Nasenhöhlen ver- ähm versehrt, ihre Kehle entflammte und ihre Lungen füllt. Sie tauchte auf. Würgte Wasser und eine gelbliche Flüssigkeit heraus. Wieder runter und wieder rauf. Geschüttelt von einer Gewalt, der sie sich nicht erwehren konnte, versuchte sie zu schreien. Doch der Jäger hat vorgesorgt. Er hört  nichts. Er lässt sich vom Gesang des Ungeheuers nicht beirren. Presst die Luftröhre der Sirene mit Daumen und Zeigefinger zusammen. Dann drückt er sie mit Macht ins Wasser und erzeugt eine Welle, die überschwappt, seine Füße nass macht, seine Wut entfesselt. Er brüllt. Zieht den Kopf der Sirene hoch und schlägt ihr Gesicht gegen den strahlend Weiße Beckenrand. Da ist es, das Rot. Die Maske aus Schminke und Entsetzten fleht in Richtung der Hand, die sie an den Haaren hält. Doch der Jäger schüttelt den Kopf, was sie nicht sehen kann, doch sie versteht, dass ihr Flehen Luft ist. Ein Nichts. Und dass es sie weit fortführen wird. An den schönsten Ort der Welt. Von ihrem sicheren Fels entführt, ihre klangvollen Waffe beraubt, ertrinkt die Sirene in ihrem Meer aus Tränen. Schwarz rinnen die Tränen, und als er das Silber an ihr Ohr setzt, sieht sie ihm einen Moment lang in die Augen, ein Moment, den sie endlos ausdehnen möchte, der die Zeit anhalten soll. Stattdessen ist es der letzte Augenblick vor dem Schnitt, der eine Ki... ähm eine... och man es ging so gut eine..." "Kieme" "der eine Kieme in ihrem Hals öffnet. Ein iri- äh "das ist ein Schweres Wort mein kleiner. Da steht irisierender Regenbogen" Ich seh das Wort mit großen Augen an... Kann ich das Überhaupt aussprechen? "Ein irisi- iri- ... irisierender Regenbogen? scheint von der silbrigen Waffe aus. Während die Stimme der Callas höchste Höhen erklimmt, kommt der Hieb. Die Mondsichel saust auf Christina herab, und der Himmel verdunkelt sich. Die Kehle empfängt erneut den Klingenbogen, und eine zweite Kieme gibt den Blick auf sehnen und Muskel... ähm Muskelfasern frei. Die Sirene röchelt und schlägt in der roten Wanne um sich. Der Tod kommt nach neunundvierzig Sekunden. Er zählt sie, bis sie ihren verdammenden Gesang endgültig mit sich genommen haben. Sie ruht für immer, die Meereshexe. Ihre Haare sind überall. Der Jäger hatte Mühe, die schreckliche Bestie zu bezwingen. Diese beiden feinen Membranen vibrieren nicht mehr, sie werden niemanden mehr ins Verderben stürzen. Er empfindet Befriedigung. Fühlt sich jetzt besser.  Findet zu sich selbst zurück. Nimmt das Wachs aus den Ohren. Das Licht der Kerzen im Schrank stört ihn, und so löscht er es, bevor er sich bückt. Der offene Hals lehnt a Wannenrand, und die Stimme der Callas erstirbt in den tiefen Tönen des Schmerzes. Seine Aufgabe ist fast vollendet. Die Sirene sinkt nicht mehr. Nun muss er sie nur noch nach Hause bringen." 
Erwartungsvoll Blätter ich um und sehe verwirrt ins Buch "Der Text ist ja da zu ende, hier beginnt eine Andere Erzählung... Aber wo bringt er sie hin?!" 
Etwas belustigt lacht er "Man hat gemerkt das du es sehr Spannend zu scheinen findest, du bist immer leiser geworden...." 
"Ja es ist spannend, aber wohin hat er sie gebracht? Steht das noch einmal irgendwo? In einer anderen Geschichte? Ein anderes Monster und da wird nochmal was erwähnt?"
Er schüttelt den Kopf "Nein die Geschichte ist Tatsächlich da einfach zu ende. Ich fand es auch etwas unzufrieden, hab eine Fortführung oder hinweise in den anderen Geschichten Gesucht. Ich denke, er wird sie die Treppe runter geschleift haben. Wenn die Treppen zu Felsen wurden, unter denen das Meer bricht, hat er vielleicht versucht sie im Meer zu versenken-" 
"Aber er ist ja wieder zu sich gekommen... Also ist da doch kein Meer mehr... Oder heißt zu sich gekommen, wieder weg von der Wut hin zu seiner Einbildung?" 
Er zuckt mit den Schultern "Ich weiß es nicht, es wird nie erwähnt." 
Ich sehe etwas enttäuscht in das Buch und auf den Titel des Nächsten Textes "Die Höhle des mMi... Mino- ähm" "Minotaurus. Der Zwitter von Stier und Mann" 
Ich Schlucke. Dieses Buch sollte für mich wahrscheinlich echt nicht so interessant sein. Schon gar nicht für einen Menschen-
"Gefällt dir das Buch?" 
Ich nickte, meine Stimme nur ein Hauchen "Ja-" 

KiriBaku Bloody desier Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt