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Keuchend lösten Adina und ich uns von einander. Unser schwerer Atem vermischte sich, wurde zu einem. Ich verlor mich erneut in ihren Augen, die so glänzten, wie nie zuvor. ,,Malou, ich...du-", Adina unterbrach sich selbst, nahm einfach nur wortlos meine Hand in ihre und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich lehnte mich an ihre Stirn und unsere beiden Gesichter zierte ein Grinsen.
Glück. Wir waren glücklich.

,,Also das hab ich jetzt nicht erwartet!", unterbrach die Blondine von eben unseren Blickkontakt. Ich glaubte, sie hieß Lea.
Auch der Rest der kleinen Gruppe sah uns überrascht an. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst vor ihren Reaktionen. Würden sie uns verurteilen? Fanden sie uns nun ekelhaft, unmenschlich? Doch als Nilan aufstand und mir stolz auf die Schulter klopfte, warf ich all meine Sorgen über Bord. ,,Wurde auch mal Zeit, dass ihr es öffentlich macht! Das konnte ja keiner aushalten, wie ihr euch immer angesehen habt." Wir begannen alle zu lachen bei seinen Worten und ich fühlte mich auf einmal stolz und frei. Stolz, weil ich die Frau meiner Träume vor all diesen Menschen geküsst hatte. Frei, weil niemand etwas daran auszusetzen hatte. Das Wissen akzeptiert zu werden, drang langsam in meinen Kopf, durchflutete wie eine riesige unaufhaltsame Welle meinen Geist. Ich entspannte mich, konnte mich fallen lassen. Keine Verurteilung. Nur Liebe, die sich wie Liebe anfühlte.
Nachdem wir noch ein paar Fragen zu unserer Beziehung beantworten mussten, entkamen Adina und ich allmählich dem Gesprächsmittelpunkt und bestellten beide noch ein Bier. Ich beobachtete meine Freundin. Ihre schönen schwarzen Haare fielen ihr über den Rücken, die ein oder andere Locke verirrte sich in ihr Gesicht.

Adina, meine Liebe, wie sehr ich dich nur begehre.

Es freute mich, Adina so unbeschwert zu sehen, wie sie mit ihren Freund*innen lachte und hin und wieder an ihrem Bier nimmte. Sonst war sie immer so ernst, erdrückt von ihren Eltern und der Gemeinde, und selbst, wenn wir nur zu zweit waren, konnten wir es meist nicht genießen, da eine von uns die Stimmung zerstörte, indem sie anfing über die Sitiation, inder wir uns befanden, zu intensiv nachzudenken.
,,Du scheinst sie wirklich zu mögen," vernahm ich auf einmal leise an meinem Ohr. Nilan. Er hatte sich zu mir vorgebeugt, blickte allerdings nicht mich, sondern Adina an. Ich wurde rot. War es so offensichtlich, dass ich sie anstarrte? Um meine Peinlichkeit zu überspielen nahm ich mein Glas zur Hand, trank es in eifrigen Schlücken aus.
Und obwohl morgen Montag war und ich zur Schule musste, beschloss ich noch ein Glas zu trinken, und noch eins und noch eins. So viele, bis ich nicht mehr gerade stehen konnte, mich an den warmen bärigen Körper Nilans lehnen musste. Einer seiner Witze kitzelte in meinem Ohr, ich musste augenblicklich anfangen zu kichern.

Dies ließ Adinas Blick zu mir schnellen. Halb aus Spaß und mit Schalk in ihren wunderschönen Augen, halb ernst, entriss sie mich Nilan, zog mich ganz nah an sich heran. ,,Du gehörst nur mir." Ihre Stimme hinterließ ein Prickeln auf meiner Haut. Ich gehörte  ihr, ihr allein.

Wir entfernten uns von den anderen, fanden Platz in einem ruhigen Gang, indem wir übereinander herfielen. Nach meiner öffentlichen Liebesbekundung konnte uns nun nichts mehr aufhalten. Es war egal, wer uns sah. Was zählte, waren wir beide.
Adina begann mich stürmisch zu küssen, drängte mich an die Wand und ihr Knie zwischen meine Beine. Ich stöhnte erregt auf, überrascht von ihrer Leidenschaft. Jede einzelne Faser meines Körpers sehnte sich nach ihr. Nach der Frau, die mich gelehrt hatte, loszulassen, wegen der ich endlich aus meinem Schrank herauskam, inden ich mich und meine Gefühle für Frauen versteckt hatte. Ich war voller Freude und besinnlicher Liebe, die nur einem einzigen Menschen galt.

Adina

,,Ich liebe dich," brachte ich stöhnend hervor. Ihre Finger in meinem Nacken nahmen mir jegliche Konzentration. Sie malten leichte Kreise auf meiner Haut, die ich nur zu gerne entgegen nahm. Nach denen ich mich sehnte und streckte. Wie konnte etwas, jemand nur so berauschend sein? Der Alkohol verstärkte die Wirkung, die Adina auf mich hatte, ins Unermessliche. Nie wieder würde ich mich von ihr lösen, niemals diesen Moment beenden.
,,Ich dich auch, mein Alles." Adinas Worte brachten mich dazu gegen ihre Lippen zu lächeln. Ihre ganze Welt gehörte mir, sowie ich ihr gehörte - mit allem, was ich war.

Und niemand konnte uns das jemals nehmen.

Hör nicht auf zu liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt