,,Ich liebe dich"
Meine Augen begannen zu funkeln, als ich diese Worte hörte. Sie bedeuteten so viel.
Es war nicht normal, dass Adina und ich uns gefunden hatten. Dass wir zueinander standen - und sei es nur, wenn wir alleine waren. Dass wir einander liebten. Es war schön, auch wenn es schmerzte zu wissen, wir würden niemals wie andere lieben dürfen. Wir würden niemals händchenhaltend durch die Stadt laufen, niemals mit unseren beiden Familien ein Essen unserer Liebe wegen abhalten, niemals heiraten, niemals Kinder zusammen großziehen. Wir würden niemals zugeben und offen stolz darauf sein, dass wir einander liebten.
Das war die Realität, die wir immer wieder wie eine bittere Pille schlucken mussten. Es gab kein Happy End, kein sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Es gab nur Adina und mich - und die Vorurteile, die uns beide früher oder später trennen würden.,,Ich liebe dich auch, Dina," hauchte ich in den Nachthimmel, sah mir währenddessen die funkelnden Sterne an, ,,mit meinem ganzen Herzen."
Für einen Moment verspürte ich nur Frieden. Ich schloss die Augen, atmete tief ein und vergaß in welcher Lage wir uns befanden, in was für einer Welt wir lebten, dass so etwas wie Kriege geschahen und Menschen doch Liebe verurteilten.In diesem Moment war alles vergessen. Da gab es nur Dina und mich.
Zwei unkomplizierte Seelen, die das Geschenk der Liebe teilten.,,Wie war dein Tag?", fragte Adina nach einem Moment der Stille.
Ich hob meinen Kopf, der auf ihrem Schoß lag etwas an, um ihr ins Gesicht schauen zu können.
,,Hm," fing ich an, schloss kurz die Augen, ,,wir haben heute in Reli über Homosexualität gesprochen und, was die Kirche dazu sagt."
Sofort sah ich wie Adinas Gehirn zu arbeiten anfing.
Es war nicht so, als hätten wir uns nie Gedanken darüber gemacht, wie es für uns weitergehen sollte. Die Ehe für alle war seit 2017 in Deutschland erlaubt, rechtlich stand uns also nichts im Wege. Wären da nur nicht unsere Familien, unsere Freund*innen, unsere Gemeinde. Alles Menschen, mit denen wir aufgewachsen, die uns zu den Menschen, die wir heute waren, gemacht hatten.Wenn ich nur an das Gesicht meines Vaters dachte, sollte ich ihm erzählen, dass ich mit einer Frau zusammen war, überkam mich ein unangenehmer Schauer. Horrorszenarien, wie er mich vor die Tür setzte oder zu Exorzismen zwang, tanzten vor meinem inneren Auge.
Oft genug hatte ich mitbekommen wie meine Familie über Homosexuelle dachte. Es gab kein Verständnis für diese Menschen, nur Verurteilung und das Bedürfnis, sie zu heilen.
Ich bemerkte erst, dass ich angefangen hatte zu weinen, als Adina mir eine Träne von der Wange strich.
,,Hey," hauchte sie, ,,wir schaffen das, okay?"Auch, wenn ich das nicht glaubte, nickte ich. Es war noch nicht an der Zeit, die Hoffnung aufzugeben. Nicht, wenn ich jemanden an meiner Seite hatte, der mich unterstützte und verstand, weil er das gleiche durchmachte wie ich.
,,Es ist einfach nicht fair. Warum muss Liebe eine Sünde sein, Dina? Warum muss ich mich zwischen der Liebe meiner Eltern und der Liebe zu dir entscheiden?" Meine Stimme versiegte zum Ende und die Tränen rannten mir nun in Scharen über mein Gesicht.
Adina zwang mich mich aufzusetzen und nahm mich fest in den Arm. Sie strich mir beruhigend über den Rücken, während sie antwortete: ,,Es ist nicht fair und das wird es auch niemals sein, mein Schatz. Ich weiß nicht, warum so viele Menschen denken, Liebe wäre eine Sünde. Ich weiß nicht, warum gerade wir damit bestraft werden. Ich weiß nicht, warum Menschen einen Unterschied zwischen Liebe und Liebe machen. Malou, ich weiß es nicht. Aber was ich weiß ist, dass ich dich über alles liebe und, dass du es mir wert bist, alles in meinem Leben auf den Kopf zu stellen. Du bist meine große Liebe und niemand wird das jemals ändern können."
Ihre Worte brachten mich noch stärker zum Weinen. Ich löste mich aus unserer Umarmung um ihr Gesicht in meine Hände zu nehmen. Liebevoll strich ich über ihre Wangen. ,,Dina, ich liebe dich," war alles was ich herausbrachte, bevor wir unsere Worte mit einem Kuss besiegelten.
In diesem Kuss lag so viel Hoffnung. Es war ein Gebet. An Gott, dass sie uns helfen sollte. Dass sie uns zeigen sollte, dass sie auf unserer Seite stand.
Es war ein Hilferuf und die Bitte nach einer besseren Welt, in der Freiheit, Liebe und Toleranz nicht nur leere Phrasen waren.
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Hör nicht auf zu lieben
RomanceUnd vielleicht wird unsere Liebe irgendwann nicht mehr verboten, irgendwann einfach nur Liebe und keine Sünde sein. ,,Ich wollte unbedingt das Glänzen in ihren wunderschönen, besonderen Augen sehen, wenn sie aus der tiefsten Seele ihres Herzens spra...