~Schmerz~

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Nur das Knarzen der Holzdielen und das leise schnaufen ihrer Atmung war zu hören als Eijiro zusammen mit Mina den Dachboden erreichte. Ein staubiger Geruch lag in der Luft und sein Herz pumpte so schnell Blut in seine Laufbahn das er es förmlich hinter den Ohren rauschen hörte. Nervös stellten sie den Wäschekorb auf den Boden ab und blickten sich um.
Sie hatten es geschafft, sie waren auf dem Dachboden angekommen. Bloß eine einzige Wache hatte sie auf dem Weg hierhin aufgehalten und gefragt wohin die beiden wollten.

Und natürlich hatte Mina sofort passend reagiert gehabt, hatte ihm erzählt gehabt das wir gemeinsam die alte Wäsche hochbringen sollten, da sie aussortiert werden soll. Die Wache hatte natürlich keine Ahnung. Und scheinbar war es ihm auch ziemlich egal.

Der Dachboden war nicht sonderlich groß, und schnell überschaubar. Er war komplett mit alten Holzdielen ausgelegt und in der Mitte befand sich ein alter Holzpfeiler. Zu beiden Seiten befand sich eine alte Schräge in denen sich bloß gelbe Dämmwolle befand, neben all den Spinnweben und Stützträgern.
Ein paar alte Truhen standen aneinander gereiht in einer Ecke am Boden, doch diese interessierten den Rothaarigen gerade sehr wenig. Seine Aufmerksamkeit lag auf das kleine Fenster vor ihnen an der Wand. „Es ist wirklich ziemlich klein", bemerkte er als sie näher traten.

„Ja, aber du solltest trotzdem hindurch passen", murmelte Mina während sie das Fenster öffnete. Zum ersten Mal seid langer Zeit konnte Eijiro wieder einen Himmel sehen. Es war gerade Nacht, zumindest war es ziemlich dunkel draußen, doch einen Mond konnte er genauso wenig ausmachen.
Neugierig lehnte er sich mit seinem Oberkörper aus dem Fenster. Weit und breit erstreckten sich mehrere Kilometer nur Wald. Er hatte absolut keine Ahnung wo dieses Schloss sich befand.

„Wow...." Er musste schlucken, es ging wirklich tief hinunter. „Das schaffen wir doch niemals...."

„Wir werden früher oder später ohnehin sterben. Willst du es wirklich unversucht lassen?"

Seufzend warf er ihr einen Blick zu, ehe sie das Fenster wieder schlossen. Sie würden ohnehin viel mehr Bettlaken als diese benötigen, das stand fest.

„Ich hoffe nur dass die Laken nicht reißen...ich würde ungern aus so einer Höhe in die Tiefe stürzen", murmelte er während sich einer seiner Hände in seinen Nacken legte. Seufzend rieb er sie über seine verspannte Muskulatur.

„Wir machen es einfach so weiter. Immer mal wieder bringen wir die Wäsche hier hoch bis wir genug haben um zu fliehen", lächelte sie ihm zu.

Er nickte nur unsicher ehe sich sein Blick auf den Wäschekorb richtete. Es war ihre einzige Chance. Vielleicht würden sie nie wieder so eine Gelegenheit bekommen.

„Na los, lass uns schnell wieder von hier verschwinden, bevor es auffliegt.", drängte er.

Sie schloss das Fenster und streckte sich einmal ehe sie ihm zur alten Holztür folgte.

„Ich sag's dir Eijiro, wenn wir hier raus sind lad ich dich auf ein Essen ein. Es geht auf mich! Ganz egal was", kicherte sie. Amüsiert warf er ihr einen Blick zu.

„Glaubst du wirklich ich würde dich das essen zahlen lassen?"

„Ich bin eine freie und unabhängige Frau. Selbstverständlich!", grinste sie.

Kopfschüttelnd griff er nach dem Türknauf. „Hey vergiss den Korb nicht, den brauchen wir noch."

„Huh? Oh ja stimmt", schnell drehte sie sich um und flitze zum Wäschekorb. Warf den Inhalt achtlos zu Boden während Eijiro indes schon mal die Tür öffnete und ihr dabei zusah.

„Wäre schlecht wenn wir den hier verge-" Nicht nur ihre Worte blieben ihr im Munde stecken, sondern es war ihr ganzer Körper der sich kein bisschen mehr regte als sie an Eijiro vorbei Richtung Tür blickte. Ihre Pupillen weiteten sich und waren starr vor angst. Eijiro konnte sogar sehen wie ihre Unterlippe anfing zu zittern.

„Hm?" Ganz langsam drehte er seinen Kopf herum. Es hätte ja alles mögliche sein können, oftmals hatten Frauen auch angst vor Spinnen, und es würde ihn nicht wundern wenn es hier auf dem Dachboden nur so davon wimmelte. Doch Eijiro hätte sich gewünscht es wäre bloß eine Spinne gewesen. Seinetwegen auch eine Fußball große Riesenspinne. Ihm wäre alles lieber gewesen, als das.

Zwei eisblaue und absolut kaltblütige paar Augen blickten ihn direkt an. Holten ihn zurück auf den Boden der Tatsachen. Der Blick ging ihm unter die Haut. Eine Gänsehaut stellte sich auf seinen Armen ein. Sämtliche Härchen auch die in seinem Nacken, stellten sich auf. Er fühlte sich entblößt, ertappt, angreifbar und absolut machtlos. Nervös schluckte er den angesammelten Speichel herunter. Taumelte automatisch einen Schritt zurück neben Mina.
Sie wurden erwischt.

Ganz langsam wanderten seine Eisblauen Augen zu Mina herüber ehe er wieder Eijiro ins Visier nahm.
„Soso...ihr wolltet also abhauen. Habt wohl gedacht ihr könnt durchs Fenster, hmm?" Die Stimme des schwarzhaarigen Vampirs klang ruhig und gefasst. Und dennoch hörte man den drohenden Unterton heraus. Man konnte die Gefahr förmlich schmecken. Der Raum wurde von seiner ganzen Präsenz eingenommen.

„W-Wir...Wir wollten bloß alte Wäsche hier hochbringen", log Mina. Eijiro biss sich auf die Unterlippe.

„Ich habe euch gehört. Verkauf mich nicht für dumm!", zischte er und machte mit einem Satz einen Schritt auf sie zu. Er war groß und hatte lange Beine, somit brauchte er lediglich einen Satz nach vorne zu machen ehe er vor ihr stand. Im nächsten Augenblick packte er sich auch schon ihre Kehle und drückte zu.

„Nmmgh!!"

„Nein!! Bitte!! Das war meine Idee nicht ihre!! Es war ganz alleine meine Idee! Ich habe sie dazu überredet und sie damit angestiftet!! Wenn muss ich bestraft werden!! Ich nehme die Strafe auf mich!", brüllte Eijiro lautstark und verzweifelt.

Der Vampir würgte sie weiter, schien jedoch minimal den Druck zu vermindern während sich sein Blick auf Eijiro legte.

„Wäre sie ein kluges Mädchen gewesen hätte sie abgelehnt."

„Ich habe aber drauf bestanden dass sie mir hilft! ICH FLEHE SIE AN!!! BITTE!" Voller Verzweiflung warf er sich auf seine Knie und verneigte sich. Er würde jede Strafe der Welt ertragen, aber er wollte unter gar keinen Umständen das Mina etwas zustieß. Im nächsten Augenblick spürte er auch schon wie ihm jemand den Kopf hochriss. Der Vampir hatte sich zu ihm runter gebeugt und ihn an den Haaren hochgerissen.

„Sei froh dass ich dich nicht anrühren darf", zischte er wütend und Eijiro hatte das Gefühl dass eine immense Hitze von dem Kerl ausging.

„Ihr beiden kommt jetzt mit! Los steh auf!" Er ließ von ihn ab und deutete ihm vor zugehen. Eijiro verzog kurz etwas das Gesicht und rieb sich die Stelle am Kopf an der er zuvor noch dran gezogen hatte während er sich vom Boden erhob. Kurz warf er Mina noch einen gequälten Blick zu ehe er den Kopf senkte und den Weg zurück antrat. In Eijiros Kopf spielten sich bereits die verschiedesten Szenarien ab. Sie beiden hatten gerade die letzte Stufe erreicht und waren unten angekommen als er und Mina von dem Vampir nach vorne geschubst wurden. Eijiro konnte sich gerade noch so mit den Händen am Boden abfangen. Wütend zogen sich seine Augenbrauen zusammen.

Dieser verdammte Dreckskerl...

„Los weiter!! Steht auf ihr Sklaven", lachte der Vampir hinter ihnen dreckig. Eijiro biss die Zähne zusammen während er sich erhob und Mina die Hand reichte um ihr auf die Beine zu helfen.

„Danke..", murmelte sie kleinlaut während sie ihren Weg fortsetzten. Sie hielten erst an als sie im Thronsaal standen.

„Eure Majestät", begrüßte der schwarzhaarige Typ die Königin. „Es geht um ihren Sohn. Beziehungsweise...um den Sklaven ihres Sohnes. Ich erwischte die beiden so eben wie sie aus dem Dachbodenfenster fliehen wollten.

„Das ist nicht wahr!!", brüllte Eijiro ihn an. Er konnte nicht anders. Es brach einfach aus ihm heraus, auch wenn er wusste dass er sich so in Gegenwart der Königin nicht zu verhalten hatte.

Keine Sekunde später wurde sein Verhalten auch schon maß geregelt. Der Vampir neben ihn holte heftig aus und verpasste ihm eine gehörige Ohrfeige. Ruckartig schellte sein Gesicht zur Seite weg, und zurück blieb nur der Schmerz. „Auf die Knie und schnauze halten!! Sofort!!", knurrte der Vampir ihn als auch Mina an. Widerwillig gehorchte er und ließ sich auf seine Knie sinken.

„Wachen!! Bringt meinen Sohn her! Sofort!"

„Jawohl", hörte er weiter weg eine unbekannte Stimme erwidern.

Mist, das darf doch alles nicht wahr sein!

Hatte er denn kein bisschen aus seinen Fehlern gelernt? Er hätte es Mina ausreden müssen! Er hätte ihr direkt klar machen müssen dass diese Idee zum Scheitern verurteilt war. Eijiros Zähne bohrten sich immer fester in seine Unterlippe während er Mina einen leichten Seitenblick zuwarf. Diese hatte ihre Augen nur feste zusammen gekniffen und den Kopf zu Boden gerichtet.

„Was gedenkt ihr denn mit ihnen zu tun, Dabi?"

„Hmpf. Ein solches Haustier kann ich nicht gebrauchen. Ich werde schon noch Ersatz für sie finden. Jedoch verlange ich eine angemessene Strafe für ihn" Wahrscheinlich deutete Dabi gerade auf Eijiro. „Da er ja nun nicht mein Eigentum ist, steht es mir nicht zu ihn zu bestrafen."

Moment wovon sprach er!? Ersatz finden? Was hatte er mit Mina vor? Eijiros Herz schlug immer mehr in seiner Brust. Er spürte wie sich seine Muskeln verhärteten unter seiner Haut. Er würde dem Kerl am liebsten die Haut von den Knochen abziehen. Wie er ihn doch hasste!!

„Das lässt sich bestimmt einrichten", kam es locker von Seitens der Königin. Und es dauerte auch nicht lange, da ertönte eine dritte Stimme den Saal.

„Was verflucht ist hier los!?", knurrte eine all zu bekannte Stimme.

Your Blood is my DrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt