~Akt der Verzweiflung~

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Dunkelheit...Blut...Kälte... Vor ihm ein gestapelter Haufen an Leichen der sich zu einer Art Berg hochzog. Und ganz oben auf der Spitze des Berges, lauerte jemand, eine Gestalt düster und Dunkel wie die Nacht. Glühende Augen blickten auf ihn herab und zogen ihn in seinen Bann. Diese Augen waren so voller Abscheu und Hass, sie sahen ihn an als würden sie ihn jeden Moment fressen wollen.
Eijiro stand wie eingemeißelt an Ort und Stelle, unfähig sich zu Bewegen und sich dem scheußlichen Szenario zu entziehen. Seine Beine gehorchten ihm nicht und sein Blick richtete sich ganz allein auf den Leichenberg vor ihm. Erst jetzt erkannte er wer genau dort eigentlich lag.

Es waren die Gesichter seiner Familie, seiner Freunde, seiner Bekannten. Menschen die ihm Nahe standen und die er liebte. Sie alle hatten einen leeren starren Blick. Ihre Pupillen waren erblasst und wurden von einem milchigen Farbton überzogen. Ihre Münder standen teilweise noch offen. Sie waren kreidebleich, und alle samt tot.

Und du bist der nächste", hörte er die Person sagen die ganz oben auf der Spitze des Leichenbergs stand. „Nein...Nein ich will nicht! Bitte!! Bitte Nein!!!"

Wieder versuchte er sich zu bewegen, doch sein Körper schien ihm nicht zu gehorchen. Hatte dieser Vampir ihn unter Kontrolle gebracht? Hatte er ihn unter seinen Bann gesetzt? Tränen liefen ihm über die Wangen. Er wurde berührt. Er konnte es spüren. Er konnte die kalten Klauen an seiner Schulter bereits spüren als ihn jemand scheinbar rüttelte.

Wach auf...", hörte er eine Stimme sagen. Etwas nasses tropfte ihm ins Gesicht, doch es waren nicht seine Tränen. Denn diese fühlten sich heiß auf seiner kühlen Haut an. Etwas anderes tropfte in sein Gesicht.

Im nächsten Moment riss Eijiro die Augen auf. Sein Herz raste wie wild in seiner Brust, während diese sich stark hob und senkte durch seinen hektischen Atem. Ein Traum. Es war nur ein Alptraum gewesen.

Im Schlafzimmer des Prinzen brannte nur noch eine Kerze des Kerzenständers, somit war es deutlich dunkler im Raum und er brauchte ein paar Sekunden um zu registrieren was genau Phase war. Er blinzelte ein paar Mal, als ihm im nächsten Moment wieder etwas ins Gesicht tropfte.

Eijiro stand noch so unter Schock, dass er überhaupt nicht bemerkt hatte dass sich jemand kauernd über ihn befand. Sein Blick traf auf stahlharte nackte Bauchmuskeln. Die Haut glänzte ein wenig, so als wäre die Person so eben erst aus der Dusche gekommen. Man konnte sogar noch ein paar Wasserperlen sehen die an seiner Haut herab liefen. Sein Blick glitt höher, über die breit definierte Brust, die angespannten Oberarme die sich scheinbar über ihn am Bettrahmen festhielten. Und dann schoss sein Blick hoch in das Gesicht seines Gegenübers.

Es war der Prinz. Sein Haar war noch nass von der Dusche – so nahm er an. Einzelne Wasserperlen tropften ihn von seiner Blonden Mähne herab direkt in Eijiros Gesicht. Seine geschwungenen Brauen waren besorgt zusammengezogen und seine Augen schienen förmlich zu glühen. Er fixierte Eijiro mit seinem Blick und ein merkwürdiger Ausdruck lag in Bakugous Augen. Eijiro konnte es nicht ganz deuten. Was er jedoch deuten konnte, war sein zunehmender Herzschlag als ihm bewusst wurde wie nah der Blonde ihm war. Er ragte genau über ihm, und trug nichts weiter als eine schwarze Shorts.

„Endlich", murmelte der Blonde und ließ sich auf die Seite fallen. „Einen so schlimmen Alptraum hattest du schon länger nicht mehr", fügte er ruhig hinzu. Eijiro setzte sich vorsichtig auf und legte eine seiner Hände an seine Stirn. Er musste erst ein Mal wieder einen klaren Gedanken fassen.

„Ja...Tut mir leid...", murmelte er leise und fuhr sich kurz über das Gesicht. Er war völlig nass geschwitzt vor Angst und sein Gesicht war noch nass von den Tränen.

„Ich hab dich plötzlich nur schreien hören..."

Eijiro blickte den Blonden Prinzen an und schaute ein wenig verwundert drein. Bedeutete dies das der Prinz sich um ihn gesorgt hatte?

„Ich wollte nicht stören...Es tut mir l-..."

„Jaja. Passt schon", brummte der Blonde während sein Blick sich etwas senkte. Er schien keinen bestimmten Punkt zu fixieren.

Eijiro setzte sich in einen Schneidersitz und wischte sich erneut die Tränen weg.

„Danke dass du mich geweckt hast", sagte er dann aufrichtig wofür er nur ein Nicken des Prinzen erhielt.

Für eine kleine Weile sagte niemand der beiden etwas. Beide hingen sie bloß ihren Gedanken hinterher. Eijiro fragte sich kurz wie spät es wohl war. Wie lange hatte er wohl geschlafen? Eigentlich hätte er ja gar keinen Grund gehabt jetzt zu jammern. Nicht nachdem der Prinz vor kurzen noch so nett zu ihm gewesen war. Er hatte ihn versucht aufzumuntern. Er hatte sein Eis bekommen und er durfte sogar das Schloss verlassen. Wenn das kein Luxus war, was dann?
Er hatte weder bis her von ihm getrunken noch es überhaupt in Erwägung gezogen. Selbst nachdem er ausgepeitscht wurde und Mina gestorben war hatte er seine Privatsphäre respektiert.
Er hatte ihm Zeit zum trauern gegeben und ihn sogar leckere Dinge zum Essen gebracht.

Eijiro sah das alles absolut nicht selbstverständlich. Im Gegenteil. Er fing an sich zu fragen warum der Prinz das alles tat. Warum er so „Nett" zu ihm ist obwohl er es gar nicht sein müsste.
Eijiro erinnerte sich an die Worte von Mina, als er gerade erst hierher entführt worden war.
Sie hatte ihm erzählt dass niemand der im Besitz des Prinzen war, lange lebte.
Doch er lebte nun schon eine ganze Weile hier. Sah man mal davon ab dass er von den Blitzvampir und der verrückten Blonden gebissen wurde.

„Erzählst du mir wovon du geträumt hast?", kam es plötzlich leise von Bakugou.

Eijiro drehte ihm seinen Kopf zu und kratze sich am Nacken. Sollte er es ihm wirklich sagen? Er wollte nicht dass es wie ein Vorwurf klang. Doch andernfalls, was hatte er schon großartig zu verlieren.

„Eigentlich drehen sich meine Träume immer wieder um das selbe...zumindest in letzter Zeit", fing er dann an zu erzählen. „Sie handeln alle von diesem Schloss...und von euch Vampiren. Ich sehe oft Gelbe oder Rote Augen...die...die mich anstarren und mich verfolgen...In meinem jetzigen Traum stand ich vor einem riesigen Berg Leichen. Es waren meine Freunde und meine Familie die dort lag..." kurz verstummte er als er sich an das Bild erinnerte. „Sie...Sie waren alle tot und lagen übereinander gestapelt so...Naja so wie im Kerker bei euch hier unten", fügte er kleinlaut hinzu.

„Und ganz oben an der Spitze des Leichenbergs stand ein Vampir...ich konnte nicht erkennen wer es gewesen ist...doch er beobachtete mich und...wahrscheinlich wollte er auch mich umbringen." beendete er seinen Satz und senkte den Blick auf seine Hände.

Er spürte wie sich das Bett etwas unter ihm bewegte, der Prinz drehte sich auf die Seite sodass er Eijiro zugewandt war.

„Wenn ich dich fragen würde...ob du lieber sterben willst oder weiterhin mein Sklave sein möchtest. Was wäre deine Antwort?", fragte er dann ziemlich ruhig. Überrascht von der Frage blickte Eijiro auf und sah ihn an. Das Karmesinrot seiner Augen glimmte leicht im schwachen licht der Kerze. Eijiros Gestalt warf einen Schatten auf Katsukis Körper. Der Prinz sah ihn abwartend an, seine Gesichtszüge wirkten entspannt. Es steckte keinerlei Drohung hinter seinen Worten bloß pure Neugierde.

„Nun..." begann Eijiro und legte den Kopf in den Nacken. Er blickte zum Himmel des Bettes hinauf während er nachdachte. Er hatte sich öfters schön gewünscht zu sterben. Das Leben hier im Schloss schien aussichtslos auf den Rotschopf zu wirken. Früher oder später würde er ohnehin sterben.
Die Frage lautete nur, wann. Vielleicht würde er eines Tages sogar einen so schweren Fehler begehen dass er genau wie Mina bei lebendigen Leibe verbrannt wird.

„Ich würde den Tod wählen", sagte er trocken und senkte wieder seinen Kopf. „Ja...ich möchte lieber sterben, als auf ewig hier gefangen zu sein. Das hier ist kein Leben...das ist...folter. Auch wenn du vielleicht versuchst vieles gut zu machen...oder es mir so angenehm wie möglich hier gestaltest...Aber das ist kein Leben...Ich will einfach nicht mehr." Seine Stimme klang monoton als er Sprach. Er blickte den Blonden dabei nicht einmal an, denn dabei entging ihm wie sich dessen Augen ein Stück weit verengten.

„Ich würde dir mein Blut schenken und einfach sterben wollen", fügte er traurig hinzu ehe er einen Blick zu dem Prinzen riskierte.

Dieser schien die Worte von Eijiro ein wenig auf sich wirken zu lassen. Man sah ihn nachdenken,während seine Roten Augen langsam über Eijiros Gesicht wanderten. Wie er den einen bestimmten Punkt an seinem Hals fixierte und einmal einen Blick über seinen Körper schweifen ließ. Eijiro begann sich ein wenig unwohl zu fühlen als der Prinz ihn so anstarrte. Worüber dachte er nur nach?

Dann – so schnell das Eijiro der Bewegung mit seinen Augen kaum folgen konnte – drückte der Prinz Eijiro zurück in die Kissen und kauerte wieder über ihn. Er stemmte sich links und rechts von Eijiros Kopf in die Matratze ab während sein ernster Gesichtsausdruck auf ihm lag.

„Dann erfülle ich dir diesen Wunsch." raunte er ihm leise zu.

Was!? Meint er das ernst oder wollte er ihn wieder nur reinlegen?

Eijiro wusste nicht was er daraufhin erwidern würde. So viel ging ihm in genau diesem Moment durch den Kopf. Wenn er gleich wirklich sterben würde, wäre es vorbei. Er wäre tot und würde vielleicht endlich seinen Frieden finden. Kurz fragte er sich wie es wohl sein wird zu sterben.
Würde es sich so anfühlen wie bei Toga? Als sie ihm immer mehr seines Blutes ausgesaugt hatte und ihm immer schwindliger wurde? Aber mit dieser Art zu sterben konnte er leben.

Eijiro schluckte einmal, sein Kehlkopf hüpfte nervös auf und ab als er sah wie der Blonde sich langsam zu ihm herunter beugte.

„Okay...", hörte er sich selber fiepsen. Es war nur ein hauchen, er wusste nicht ob der Prinz es überhaupt gehört hatte. Die stacheligen Haare des Prinzen kitzelten bereits seine Wange und seinen Kieferknochen als er sich seiner Kehle näherte. Er konnte seinen warmen Atem auf seiner Haut spüren. Ebenso drang der Geruch von Seife und Shampoo in seine Nase. Der Prinz musste eindeutig vorhin duschen oder baden gewesen sein. Es war ein angenehmer Duft, der begleitet wurde von einer unglaublichen süße. Der Geruch erinnerte ihn an Karamell. Es roch fast schon lecker.

Eijiros Atem der allmählich immer zittriger wurde, beschleunigte sich zunehmend. Gleich war es so weit. Er kniff die Augen zu und bereitete sich auf den Biss vor. Unbewusst verkeilte er seine Hände in das Bettlaken, wie ein Korkenzieher verschraubte er sich darin.
War es wirklich das was er wollte? Wollte er wirklich sterben?

Doch es ist die einzig richtige Entscheidung.

Er versuchte sich zu entspannen. Er würde willkommen heißen was passieren würde. Er würde den tot mit offenen Armen empfangen und ihn noch herzlichst begrüßen wenn er ihn zu sich nahm.
Im nächsten Moment spürte er wie sich die Lippen des Blonden auf seine Halsschlagader setzten. Worauf wartete er? Was tat er denn da?

„Mach schon", forderte er ihn atemlos auf. Sein ganzer Körper zitterte.

Er fühlte wie der Blonde einen Kuss auf seine pochende Ader setzte, was sofort zur Folge hatte das sein Puls noch einen Gang zulegte. Diese Reaktion rührte allerdings nicht aus Angst. Es war der Prinz und seine ganze Präsenz die ihn gerade so nervös machten. Seine attraktive und anziehende Ausstrahlung die ihn fast schon keuchen ließen als er nur seine Lippen auf seinen Hals setzte.
Dann fühlte er wie Katsukis Zunge einmal entlang seiner bläulichen Venen fuhr. Und jetzt konnte er ein keuchen nicht mehr unterdrücken. Was tat er denn da? Wieso spielte er noch so mit ihm. Konnte er nicht einfach zubeißen und es hinter sich bringen?

„Nein." Entkam es ihm dann ernst ehe er einen kleinen Kuss auf seinen Hals setzte und sich dann wieder aufrichtete. Einer seiner Mundwinkel war etwas hochgezogen als er sich zurück lehnte und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkte.

Fassungslos fuhr Eijiros Oberkörper hoch und blickten den Prinzen an.

„Was!?" Entfuhr es ihm verärgert. „Wieso nicht?" fuhr er ihn ungewollt scharf an.

„Weil es nicht das ist was du wirklich willst."

„Natürlich will ich es !"

„Nein tust du nicht."

„Das kannst du doch gar nicht beurteilen! Ich will es und ich war bereit zu sterben!" sagte Eijiro weiterhin verärgert, doch dieser Ärger prallte an Katsuki nur so ab.

„Ich weiß dass du unglücklich mit deiner Situation bist. Aber ich weiß auch dass du nicht sterben willst", sagte dieser noch immer ruhig.

„Du weißt gar nichts !" Eijiro war sauer. Richtig sauer. Was fiel dem Prinzen eigentlich ein so über seinen Körper und sein Leben zu entscheiden.

„Wenn du wirklich bereit gewesen wärst, hättest du in deinem Traum nicht so um dein Leben gebettelt, und du hättest nicht so verkrampft und ängstlich unter mir gelegen wie ein Häufchen Elend", kam es gelassen von Katsuki.

„D-Das stimmt doch gar nicht!" Empört krabbelte Eijiro aus dem Bett. Er war wütend, und ein klein wenig auch peinlich berührt. Sein verräterischer Körper hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
„Wo willst du hin", knurrte der Prinz als er sah das Eijiro mutwillig auf die Zimmertür zulief.

„Jemanden suchen der mir meinen Wunsch erfüllt!"

„Tche, viel Erfolg. Du wirst ohnehin nicht weit kommen", schnaubte Bakugou herablassend.

Your Blood is my DrugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt