Eijiro dachte immer sterben wäre leicht. Es würde schnell gehen, und vielleicht würde er vor seinem Tod sogar noch sein ganzes Leben an sich vorbei ziehen sehen, wie in einer Rückspulschleife.
Wenn man ihn gefragt hätte, hätte er wohl wie jeder andere auch gesagt, dass er sich wünschte irgendwann friedlich einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Doch sterben war nicht leicht. Es war weder für einen selbst noch für alle Anderen leicht, die einen liebten. Der Tod konnte ein Arschloch sein. Es konnte hart, kalt und grausam sein. So wie jetzt...
Diese Schmerzen...Ich halt es nicht aus...Nein...Wann hört es auf...Katsuki....Katsuki wo bist du...Es tut mir leid...Mach das es aufhört!!
Hilfe...wieso hört mich niemand...Helft mir!!
Drei Tage waren inzwischen vergangen. Sowohl Katsuki, Keigo als auch Shoto und Denki waren inzwischen zurück gekehrt. Eijiro selbst bekam nichts um sich herum mit. War das alles nur ein Traum oder war er am Rande der Hölle angelangt?
„Er lebt"
„Aber sein Herz..."
„ER LEBT!! Er wird es schaffen."
„Katsuki!? Bei den Göttern was hast du getan!?"
„Bringt ihn in seine Gemächer."
„Du bist uns eine Erklärung schuldig!"
Wirre Stimmen von verschiedenen Personen. Manche Stimmen kannte er, andere wiederum nicht.
„Hey Dude, ich bins Denki...keine Ahnung ob du mich hörst. Die anderen Streiten gerade wegen dir. Du hast den Prinzen da echt in die Scheiße geritten Mann..."
Denki? Katsuki? Katsuki war in Schwierigkeiten? Verdammt! Er musste...Er musste zu ihm! Doch Eijiros Körper war starr wie Eis. Leblos und ohne Reaktion, während sein eigener Körper in Flammen stand. Während es sich für ihn anfühlte, als würde man siedendes, kochendes Wasser über ihn kippen. Er verbrannte innerlich, jede einzelne Zelle. Das Vampirblut, welches in seinem Organismus war, fing an die kranken und verletzten Zellen seines Körpers zu wandeln. Die Struktur seiner Knochen wurde verändert und seine DNA wurde umgeschrieben. Alles in seinem Körper war auf Hochtouren und im vollen Prozess der Wandlung. Doch schienen die Anderen davon nichts mitzubekommen.
Eijiro besaß kein Zeitgefühl mehr, er konnte nicht sagen ob Stunden, oder gar Tage vergangen waren. Doch für ihn selbst, fühlte es sich an wie Wochen oder gar Monate. Die Qualen in ihm wollten einfach nicht aufhören. Es waren die wenigen Momente in denen die Schmerzen teilweise erträglich wurden, in denen er durchatmen konnte.
„Ich bin hier...Alles wird gut", hörte er Katsukis Stimme. Er wollte nach ihm schreien, ihm sagen dass er hier war. Das er ihn hörte und er ihn retten sollte. Doch es ging nicht. Er konnte nicht aufwachen. Und je mehr Zeit verging, je dunkle die Welt um ihn wurde, desto leiser wurden die Stimmen um ihn herum. Bis sie letztlich ganz verstummten.
Alles wurde schwarz, und der Schmerz ließ nach. War dass der Tod? Starb er jetzt?
Denn wenn ja, dann wollte er nichts bereuen. Alles was er getan hatte und wie er gelebt hatte, er würde nichts davon bereuen. Wenn es hier und heute endete, dann sollte es so sein.
Und mit diesen letzten Gedanken, starb er.
Der Mensch, der er einst war, starb. Wandelte sich, und trat zurück, um Platz für etwas Neues zu machen. Wenn Eijiro vorher schon ein schöner junger Mann war, war seine Schönheit nun mit Nichts zu vergleichen. Seine Haut war rein und makellos. Sie war nur etwas blasser als sonst, aber dennoch dunkler als die von Katsuki. Seine Muskeln und Faserstränge waren gewachsen, hatten sich gestählert und gehärtet. Muskeln wie aus Carbonfasern. Scharfkantige Linien und absolut feine Züge. Jedes Gramm Fett am Körper war verbrannt worden. Athletisch, schön und nun auch gefährlich.
Das Erste was Eijiro wieder wahr nahm waren Gerüche. Ganz leicht blähten sich seine Nasenflügel, als tausende von Gerüchen auf ihn einströmten. Es war fast schon unerträglich und erschlagend, wieviele Gerüche auf einmal auf ihn einstürzten. Zu aller erst war dieser vertraute Geruch da. Er kannte diesen Geruch.
Riecht gut...
Dies war sein erster bewusster Gedanke, nach seinem erwachen. Er konnte das Zedernholz des Bodens riechen, er roch den Staub an der Decke. Dann war da noch ein anderer Geruch. Eine andere Person? Es roch anders, aber auch vertraut. Da waren noch mehr Gerüche, sie ähnelten sich alle ein bisschen, und waren dennoch völlig anders.
„Hat er sich gerade bewegt?" Als nächstes wurde ihm bewusst das er wieder hören konnte.
Diese Stimme, er hatte das Gefühl er hatte sie schon einmal gehört, während seines Fiebertraums.
„Das kann ja echt lustig werden", sagte eine andere Stimme. Er kannte sie.
„Halt die klappe!", zischte dann die dritte Stimme, und in genau diesem Moment schlug Eijiro die Augen auf. Als erstes starrte er an die Decke. Er lag auf dem Rücken, sein Oberkörper war nackt und er war bis zur Hüfte zugedeckt worden. Er hörte wie jemand nach Luft schnappte, dann hörte er Schritte die sich näherten. Doch was ihn viel mehr verunsicherte war seine Sicht. Er hatte das Gefühl alles in super Zoom HD Quality zu sehen. Wenn er sich konzentrierte konnte er sogar die Unebenheiten des Putzes an der Decke erkennen. Völlig erschrocken über diese Erkenntnis und die neuen Ereignisse hob er eine Hand vor sein Gesicht.
„Eijiro...", sagte jemand im sanften sing sang als er spürte wie sich die Matratze neben ihn senkte. Binnen Sekunden - und viel schneller als er es gewohnt war - saß er aufrecht und ein seltsam klingendes Knurren vibrierte entlang seiner Kehle als er die Person anstarrte die sich ihm genähert hatte. Eijiros Wesen, war längst nicht mehr das gleiche, wie vor seiner Wandlung. Seine Sinne waren animalisch und vorerst nur auf den Überlebungsinstinkt ausgelegt. Sein Denkvermögen sowie seine Erinnerungen an alles was davor lagen, lag in Watte gehüllt.
„Hey...ganz ruhig", sagte der blonde Junge vor ihm und streckte eine Hand vorsichtig nach ihm aus. „Ich bins...Alles wird gut", sagte er leise, aber Eijiro verstand ihn so gut, als hätte er laut und deutlich gesprochen. Immer wieder starrte er auf die Hand vor sich und auf den Jungen bevor sein Blick zu den anderen beiden Männern glitt. Seine Atmung beschleunigte sich, mehr Gerüche strömten durch seine Nase. So vieles das neu war, so vieles womit er erst einmal zurecht kommen musste.
„Wow, hat er dich grad angeknurrt?", fragte der andere Blonde der mit verschränkten Armen vor dem Bett stand. Zischend drehte Eijiro ihm den Kopf zu, bevor er die Augen kurz zukniff. Er verstand nicht was los war. Wer war er? Wo befand er sich? Was war hier los?
Er wägte einen langen Moment für sich selber ab, ob Gefahr für ihn bestünde und wenn ja ob er angreifen oder fliehen sollte. Als er die Augen öffnete scannte er den Raum ab, entdeckte die Tür und schluckte nervös. Das schlucken ließ ihn jedoch zusammen zucken.
Sein Hals kratze, es schmerzte, es brannte. Und dieses Brennen erinnerte ihn wieder an etwas.
„Hey...Ganz ruhig. Eijiro sieh mich an. Sieh nur mich an. Du bist in Sicherheit. Ich bin es ...Katsuki", in diesem Moment griff Katsuki nach Eijiros Kinn und zwang ihn, nur ihn anzusehen.
Mit stark gerunzelter Stirn blickte er zu dem Blonden hin.
„Katsuki...", wiederholte er und erschrak fast zeitgleich. Der eigene Klang seiner Stimme erschreckte ihn zutiefst. Er klang anders. Doch der Blonde schien nicht abgeschreckt zu sein. Im Gegenteil, er lächelte und nickte.
„Ja genau...erinnerst du dich?"
Eijiro scannte Katsukis Gesicht nachdenklich. Sich erinnern? Erinnern woran? Er dachte nach, doch das Einzige woran er denken konnte, war dieses Brennen. Er verzog das Gesicht und griff an seinen Hals.
„Oh...Verstehe. Natürlich", murmelte Katsuki und ließ von seinem Kinn ab.
„Sollen wir ihm jemanden bringen?", fragte der Typ mit den halb weiß halb rot Haaren.
„Nein. Bringt ihm erstmal so was zum trinken..."
„Laaaahm!", rief der andere Blonde.
„In Ordnung", sagte der Junge mit den verschiedenen Augen und Haarfarben und verließ den Raum. Eijiros Hand um seinen eigenen Hals verkrampfte sich. Er verzog das Gesicht. Sein Instinkt sagte ihm dass er hier weg musste, weshalb er sich ohne zu zögern aus dem Bett erhob. Doch der Blonde war direkt wieder vor ihm und hielt ihn auf.
„Stopp. Du kannst jetzt noch nicht raus. Warte...du kriegst gleich etwas gegen die Schmerzen in deinem Hals", sagte er eindringlich. Eijiro spürte wie sich seine Oberlippe hochzog und ein erneutes Knurren aus seinem Hals kam.
„Eijiro...", sagte der Andere und knurrte zurück.
„Komm schon Mann, entspann dich. Erkennst du uns wirklich nicht?" Der andere Blonde drängte sich zwischen die Beiden. Das gefiel Eijiro noch fiel weniger, weshalb er reflexartig nach dem Blonden schnappte. Er packte ihn blitzschnell am Arm und schleuderte ihn quer durch den Raum.
„Wuaaahhh...Argh...Shit...", stöhnte der Blonde als er gegen die Wand prahlte und daran zu Boden rutschte.
„Hey!!", bellte Katsuki und drückte Eijiro zurück ins Bett. „Reiß dich zusammen! Wir sind nicht deine Feinde!" Doch genau in dem Moment öffnete sich die Tür und der andere Junge war zurück. Mit seinem eintreten wehte die Luft um ihn herum, den Geruch des Inhalts seines Glases zu Eijiro hinüber. Sofort waren alle seine Sinne darauf fokussiert. Katsuki, der noch immer vor ihm stand wurde ignoriert als er über seine Schulter hinweg zu dem Glas starrte. Dieser Geruch.
Will es haben...Brauche es...
Jegliche Erdanziehung richtete sich für Eijiro nun auf dieses Glas. Er blendete alles um sich herum aus als er an Katsuki vorbei ging und auf den anderen Typen zu steuerte der ihm das Glas hinhielt. Wie auf Autopilot griff er danach und starrte es an. Es war eine rote Flüssigkeit. Sie schien leicht dickflüssig zu sein, aber was viel wichtiger war, war ihr Geruch. Keine Worte der Welt konnten beschreiben, wie gut es für Eijiro roch. Wenn man sich den Geruch seiner Lieblingsspeise vorstellte mal dreitausend. Diesen Effekt hatte es auf ihn. Er spürte wie sich sein Speichel im Mund sammelte. Etwas scharfkantiges grub sich in seine Unterlippen und piekste ihn dort. Ohne weiter nachzudenken setzte er das Glas an und kippte den Inhalt runter. Zufrieden schloss er dabei die Augen, während diese kalte Flüssigkeit seine Kehle benetzte und den Schmerz um ein Minimum sinken ließ.
Nicht genug...
Er wollte mehr. Unmengen mehr. Sein Durst war nicht gestillt, er war nicht zufrieden. Das Klirren im Raum ließ alle zusammen zucken, als Eijiro das Glas achtlos zu Boden fallen ließ.
„Denki...Mach den Scheiß weg", knurrte Katsuki.
„Haaah? Warum ich?", jammerte dieser.
„Mir ganz egal! Ich muss mich um Eijiro kümmern"
„Ich hole Jemanden", murmelte der andere Typ und verließ erneut das Zimmer. Doch diesmal zögerte Eijiro nicht. Er folgte ihm und rannte raus.
„Fuck. Eijiro!! Warte!", hörte er die Schreie hinter sich, doch er ignorierte sie. Kaum war er im Flur drehte sich der andere Kerl ebenfalls zu ihm um.
„Uhm..." Shoto stand nur perplex da und sah wie ein halb nackter Eijiro durch die Gänge rannte, während Wachen ihm teilweise perplex nachblickten.
„FANGT IHN EIN VERDAMMT!", schrie Katsuki von weiterhinten. Aber alles, woran Eijiro denken konnte, war .... Blut.
Er roch es. Er roch es überall! Dieser Geruch, es war in der Nähe, es musste hier irgendwo sein. Ganz allein gesteuert von seiner Nase riss er die verschiedensten Türen im Korridor auf ehe er weiter lief. Und gerade als er um die Ecke bog, hörte er Stimmen aus einem Zimmer. Stimmen...Ihr Herzschlag...Und dieser berauschende Duft. Wie ein Wolf auf Nahrungssuche tigerte er auf die Tür zu und öffnete sie. Seine roten Augen starrten direkt auf seine Beute.
Eine ältere Frau und ein Mann mittleren Alters saßen auf zwei Einzelbetten. Sie hatten sich unterhalten bevor Eijiro herein geplatzt war. Jetzt hielten beide erstarrt inne und schauten ihn erschrocken an.
Da war es wieder. Dieses Brennen. Eijiro schluckte während seine Hand wieder zu seinem Hals ging. „Es brennt...", murmelte er benommen, während sein Blick zuerst auf den Mann lag. Er sah es. Er sah wie die kräftige Halsschlagader an seinem Hals pochte. Er wusste dass das die Quelle dieses Geruches war.
Er brauchte doch nur.... nur ein kleines bisschen... vielleicht wenn er... Nur einen Schluck...
Mit starren, kalten Blick ging er auf den Mann zu, welcher völlig erstarrte unter seinem Blick.
„B-b-bitte...B-bitte...ich...", stotterte der Mann. Doch Eijiro hörte ihn nicht als er nach den Schultern des Mannes griff und ihn nach hinten auf die Matratze drückte. Wie berauscht starrte er auf das wilde Pochen seiner Halsschlagader bevor er gnadenlos zubiss. Es funktionierte wie Atem. Wie laufen oder sprechen. Er musste nicht darüber nachdenken wie er es tat. Er tat es einfach. Wie ein Säugling das nach seiner Milch saugte, trank er gierig vom Hals dieses Mannes. Er spürte nicht einmal wie der Mann immer wieder auf seinen Rücken einschlug, wie er strampelte und sich wehrte. Er bemerkte nicht einmal das Shoto im Türrahmen lehnte und ihm dabei zusah wie er die beiden Menschen fast leersaugte.
Katsuki fand zuerst Shoto, wie er in der Tür lehnte, bevor er zu ihnen lief und sich in den Raum drängte. Eijiro hielt noch immer den Körper der Frau fest umschlungen. Er hatte sie auf seinen Schoß gezerrt und hielt sie von hinten fest, während er ihr immer wieder in die Schulter gebissen hatte und sich an ihr satt trank.
„Eijiro!!", sagte Katsuki panisch. „Du Bastard ! Wieso hast du ihn nicht aufgehalten!?", schrie Katsuki den Anderen an.
„Er hatte Durst. Wieso sollte ich ihm das verwehren?"
„Weil er sich verdammt nochmal Vorwürfe machen wird!! Er war selber mal ein Mensch, denk doch mal nach!", zischte Katsuki ihn an. Und dann fiel es Eijiro wieder ein. Wie Schuppen von den Augen. Sofort ließ er von dem mit Blut überströmten Körper ab. Sein eigener Oberkörper war voller Blut. An seinem Kinn sowieso, von seiner Unterlippe tropfte sogar noch Blut.
Das Brennen war verschwunden, die Gefahr war gelegt, sein Durst war gestillt. Jetzt hatte sein Körper Platz für mehr, besaß genug Energie um sich an sein vorheriges Leben zu erinnern. Nicht an alles, aber vieles. Er war Eijiro. Eijiro Kirishima. Er war doch ein Mensch...Ein Mensch!!!
Sein Blick ging zu Katsuki. Er erinnerte sich wieder an ihn. Katsuki war ein Vampir. Ein Vampir Prinz und der Mann den er liebte. Eijiros Augen weiteten sich, sein Blick gefüllt mit völliger Leere als er zu Katsuki blickte und weitere Tropfen Blut von seinem Mundwinkel herunter liefen. Der Körper in seinen Armen war noch warm. Warm aber leblos. Ganz langsam drehte er den Kopf nach links, wo ein weiterer lebloser Körper lag. Was ist hier passiert?
„Katsuki?", fragte er als sich sein Blick etwas klärte. Eine kleine Furche bildete sich zwischen seinen Brauen als er ihn ansah. „Was...Was ist hier los?"
Hilf mir, schrien seine Augen. Sein Gesicht durchzogen mit Sorge. Eijiro war wieder bei Sinnen, auch wenn er noch immer versuchte zu begreifen was gerade geschehen war. Er konnte kaum unterscheiden was Traum und Realität war. Was war die letzten Stunden und Tage passiert? Er sah runter. Er sah das Blut, und obwohl es ihn erschreckte und er schockiert einen Satz nach hinten machte, war da etwas in ihm, das sich lasziv die Lippen bei diesem Anblick leckte. Seine Atmung wurde hektischer als er die leblose Frau los ließ und rückwärts an die Wand krabbelte.
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Your Blood is my Drug
FantasyVAMPIRE AU. Schmerzerfüllt und angekettet öffnete Eijiro seine Augen. Er hatte absolut keine Ahnung wohin man ihn verschleppt hatte. Als ihn dann noch das gefangene Mädchen mit den rosanen Haaren etwas von Vampiren erzählte, schwirrte ihm völlig der...