hold my hand // juzo

Kapitel 12

𝚃𝚛𝚒𝚐𝚐𝚎𝚛𝚠𝚊𝚛𝚗𝚒𝚗𝚐!
𝚆𝚊𝚜 𝚑𝚊𝚋𝚝 𝚒𝚑𝚛 𝚑𝚎𝚞𝚝𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘𝚗 𝚜𝚘 𝚐𝚎𝚖𝚊𝚌𝚑𝚝? : ))

Mehrfach bereits haben Juliens Freunde ihm Unterstützung und Hilfe angeboten, doch Julien lehnt jedes Mal ab. Er war immer schon ein Einzelkämpfer und hat kaum über seine Probleme geredet. Jenes gefällt den Anderen Anwesenden natürlich ganz und garnicht. Sie haben gehofft, dass Ju kooperieren würde. Doch Fehlanzeige, wenn es nach Ju geht dann läuft alles weiter wie vorher.

"Ju du kannst so nicht weiterarbeiten!" Protestiert Annika sofort.

"Leute wir müssen drehen! Außerdem hatte ich jetzt schon vier Tage pause, mir geht es gut"

"Ja klar Ju dir geht es wunderbar, und da hinten steht ein Einhorn oh guck es scheißt n Regenbogen" kommentiert Thomas belustigt

"Man Leute das ist nicht witzig!" Ruft Ju in die Runde bevor er wütend nach oben ins Arbeitszimmer verschwindet.

"Ich habs euch gleich gesagt" Shawn wirft den Anderen einen bösen Blick zu bevor er seinem Bruder hinterher läuft.

"Ju warte" "Nein" "Doch" Shawn dreht den Schreibtischstuhl seines Bruders herum und sieht ihm in die Augen. Sofort versucht Ju sich wieder zurück zu drehen und schaut seinen Bruder bitter böse an.

"Man Ju kack mich nicht an, ich wollte das ganze eh nicht" verteidigt Shawn sich

"Weiß ich doch" Ju dreht sich erneut um und steht auf um seinen Bruder zu umarmen.

"Ich weiß ja selber nicht was mit mir los ist, ich will bloß nicht so hintergangen werden weißt du" flüstert er in Shaws Ohr.

"Ja klar weiß ich das, ich kenn dich doch. Mehr als du dich selbst, hab ich manchmal das Gefühl" dafür erntet Shawn einen Boxer in die Rippen. Lange können die Brüder nicht erst bleiben und fangen an zu kichern. Auch wenn sie sich manchmal anzicken, sind sie eigentlich doch ein perfekt eingespieltes Team.

Jus Hand zittert unruhig, nein eigentlich ist es sein ganzer Körper der nervös zittert. Vor ihm auf dem Tisch steht ein vollbeladener Teller, eigentlich ironisch denkt Julien sich. Die Anderen wissen doch von seiner Essstörung und erwarten trotzdem, dass er normal isst. Zögerlich stochert er mit der Gabel im Essen umher, schiebt das Essen was das Zeug hält. Nein, er schiebt nicht er sortiert.

"Ju was machst du denn. Du sollst essen, nicht rumspielen" flüstert Rezo ihm zu.

"Ich spiele nicht ich sortiere" kommentiert Ju in normaler Lautstärke

"Es ist fertig sortiert" ist das einzige, was sein Bruder dazu sagt.

Für ihn sind die Sortierspielchen seines Bruders nichts neues, ihm ist auch schon längst klar was er da sortiert. Er sortiert sein Essen nach Kalorien, niedrig nach ganz links die meisten Kalorien nach ganz rechts. Das Rechte bleibt meistens immer übrig, zu groß ist Jus Angst vor den Kalorien. Shawn hat Jus Essverhalten schon seit Jahren studiert, würde er eine Arbeit darüber schreiben würde er eine eins plus mit Sternchen bekommen.

Langsam erwacht Ju aus der Schockstarre, die er seit Shawns Kommentar hält. Er kann sich nicht erklären wieso, aber dieser Kommentar hatte es in sich. Stumm blickt er seinen Teller an, wenn es nach ihm geht ist es noch lange nicht fertig sortiert. Links befinden sich immer noch Sachen, die dort nicht hingehören und rechts ist auch noch nicht alles an Ort und Stelle. Doch dann realisiert Ju, hier geht es gerade nicht nach ihm sondern nach seiner Essstörung. Denn endlich hat Julien sich eingestanden, dass er schon lange wieder mit einer Essstörung zu kämpfen hat- und erst wenn man weiß gegen was man kämpft kann man effektiv kämpfen.

Abends, als er im Bett liegt, ist er nicht mehr in der Lage effektiv zu kämpfen. Schlussendlich gibt Ju nach und beginnt auf dem Boden vor seinem Bett mit einem Workout, zu stark war der Drang danach. Obwohl sein Kaloriendefizit heute nicht so extrem war, der Magensonde sei dank, hat er kaum Kraft mehr. Nach der zwanzigsten Liegestütze ist Schluss für ihn, dass sieht auch er ein. Zu groß ist die Angst vor einem erneuten Zusammenbruch und einem erneuten Aufenthalt im Krankenhaus. Verschwitzt legt er sich zurück ins Bett, einschlafen kann er trotzdem nicht. Seine innere Stimme hat noch viel zu viel von dem, von dem er nichts mehr hat. Kraft. Erschöpft legt er seine Hände an die Stirn und massiert sich seine Schläfen. Von innen hämmert seine Stimme dagegen, es ist kaum auszuhalten. "Man halt doch dein Maul!" Faucht Ju in die Dunkelheit. Natürlich weiß er, dass das nichts bringt aber ein Versuch wars wert. Nach zig weiteren Provokationen seiner inneren Stimme, schlägt Ju sich die Fäuste gegen seinen Kopf. Temporäre Selbstverletzung nennt er es, manchmal hilft es gegen die Stimme im Kopf, oft aber beschafft ihm nur das ritzten eine endgültige Ruhe. Eine Ruhe, die er mehr als braucht im Moment. Nach zwanzig, vielleicht sind es auch schon dreißig Schlägen hält die Stimme endlich ihren Mund. Dafür hat Ju jetzt echt nicht gerade schwache Kopfschmerzen. Na toll, denkt er als er sich müde durch die Haare fährt und nach unzähligen verlorenen Kämpfen mit sich dann doch aufsteht. Zu stark sind die Schmerzen.

Mit einer Schmerztablette und einem Glas Wasser bewaffnet begibt er sich zurück in sein Schlafzimmer. Er steht so lange bis die Tablette wirkt auf dem Balkon, konstant kämpft er gegen die Gedanken. Die wollen gerade nur eins, seinen Tod. Wenn es nach ihnen geht, dann schwingt Ju erst das rechte und dann das linke Bein über das Geländer und dann-

Whoa sofort lässt Julien sich zurück auf den sicheren Boden des Balkons fallen und stolpert einige Schritte zurück, landet unsanft auf dem Boden seiner Wohnung nachdem er die Stufen übersieht. Hat er gerade wirklich die Kontrolle verloren und sich aufs Geländer gesetzt?! Und vor allem zählt das schon als Suizidversuch? Jus Gedanken überschlagen sich, gerade hatte er doch noch alles unter Kontrolle. Wie in Trance schließt er die Tür zum Balkon und setzt sich auf sein Bett. Die Kopfschmerzen sind wie weggeblasen, dafür macht sich etwas anderes breit. Angst. Wie nah ist er jedem Tag dem Tod, wenn nur zwei Sekunden Kontrollverlust beinahe zu einem Suizid führen? Die Gedanken hämmern nur so gegen seinen Schädel. Völlig verstört zieht er an seinem Vape und bläst den Rauch in den Raum. Nach einigen Zügen beruhigt er sich letztendlich doch, und lässt sich zurück in sein Bett fallen. Noch bevor er sich richtig hinlegen kann, ist er eingeschlafen

𝚆𝚒𝚎 𝚑𝚊𝚝 𝚎𝚞𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚜 𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝚐𝚎𝚏𝚊𝚕𝚕𝚎𝚗?
𝚂𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎𝚗 𝚃𝚊𝚐 𝚎𝚞𝚌𝚑 𝚗𝚘𝚌𝚑 <33