Kapitel 9

1.9K 97 91
                                    

𝚃𝚛𝚒𝚐𝚐𝚎𝚛𝚠𝚊𝚛𝚗𝚒𝚗𝚐!
𝚆𝚒𝚎 𝚐𝚎𝚑𝚝 𝚎𝚜 𝚎𝚞𝚌𝚑 𝚜𝚘? <3

Zwei Stunden später betritt Annika gemeinsam mit Thomas, Jus Mutter und Joon das Krankenzimmer. "Hey ihr zwei" lächelt Annika während sie sich zu Rezo auf Jus Bettkante setzt. "Also ich weiß ja nicht wie es euch geht" Annika deutet auf die anderen Besucher "Aber ich würde gerne mal auf den aktuellen Stand gebracht werden" fügt sie nun an Ju und Rezo gerichtet hinzu. Mit einem Blick zu Julien vergewissert Rezo sich, dass er darüber reden darf. "Also wo fange ich an. Ähm. Ja wir sind ja zum Arzt gegangen am Nachmittag und dann habe ich euch ja schon geschrieben, dass Ju ins Krankenhaus geschickt wurde. Naja also hier wurde Ju dann nochmal total untersucht und musste dann auch Abendessen. Das hat er aber nachts heimlich wieder ausgekotzt und dadurch wurde ihm dann noch in der Nacht eine Magensonde gelegt." Rezo stoppt seinen Redeschwall und blickt in die erschrockenen Gesichter der Besucher.
"Heißt der Schlauch den du da in der Nase hast Ju, das ist eine Magensonde?" Fragt Joon ungläubig. Ju nickt bloß stumm und findet seine Decke wieder sehr interessant, zumindest widmet Ju ihr seine volle Aufmerksamkeit.

Beruhigend legt Rezo einen Arm um seinen besten Freund bevor er fortfährt. "Also die Ärzte hier haben bei ihm Magersucht mit Bulimie diagnostiziert und er befindet sich in einem absolutem Untergewicht. Dadurch jetzt auch die Ernährung mit der Sonde. Die Essstörungen haben auch schon einige Auswirkungen auf seinen Körper gehabt, seine Blutwerte werden immer noch intravenös zurück in den Normalbereich geholt. Außerdem ist sein Herz sehr mitgenommen, und die Ärzte wollen eine Magenspiegelung machen um dort einen eventuellen Schaden auszuschließen. Ju will das natürlich nicht" damit beendet Rezo seine mehr oder weniger ausführliche Beschreibung.

"Also ich finde du solltest die Magenspiegelung machen, Juchen. Sonst kann ich nicht beruhigt schlafen, wenn ich nicht weiß ob bei meinem Juju alles in Ordnung ist" meldet sich nun auch Juliens Mama zu Wort. Sofort hat Ju Tränen in den Augen, und wird von seiner Mama in eine liebevolle Umarmung gezogen.

"Mama mein größtes Problem sind die Kalorien" gesteht Ju nun. "Weil du die nicht essen magst oder warum?" Möchte seine Mutter wissen. "Wegen der Magensonde, ich bekomme heute insgesamt 900 Kalorien Mama! Egal was ich mache, ich kann mich dagegen nicht wehren!" Pure tränen der Verzweiflung bahnen sich mittlerweile ihren Weg über Jus Wangen. Seine Mutter wischt sie vorsichtig weg.

"Ich weiß, ist viel für dich nicht?" Fragt sie ihren Sohn liebevoll, Ju nickt bloß. Rezo drückt stärkend seine Hand. "Ich will die Sonde nicht Mama! Ich hab so Angst!" Gesteht Julien. "Hey mein Kleiner, du brauchst keine Angst zu haben. Dein Körper braucht die Kalorien auch wenn dein Kopf *sanftes Tippen gegen Jus Stirn* vom Gegenteil überzeugt ist" versucht seine Mutter ihm erneut Mut zuzusprechen.

Eine Halbe Stunde später wird Mui von Annika in eine liebevolle Umarmung gezogen. Die beiden haben das Zimmer kurz verlassen, um sich etwas zu essen zu kaufen. "Ich mache mir so Sorgen um ihn" flüstert Mui. "Ich weiß, ich mache mir auch große Sorgen. Aber Ju wird hier geholfen" flüstert Annika zurück. Die Mutter des Halbasiaten ist völlig verzweifelt, es ist alles wie damals. Damals, als sie so große Angst um ihren kleinen Schützling hatte. Immerhin steckte Julien damals, wie heute auch, mitten in einer ausgewachsenen Essstörung und hatte obendrein auch noch starke Depressionen. Die Zeit war nicht leicht für Mui, sie dachte ihr Sohn lässt es sich in einer WG gutgehen und genießt sein Leben, und dann kommt so etwas ans Licht. Und jetzt? Jetzt scheint sich die Vergangenheit zu wiederholen, bloß ohne Depressionen denkt Mui. Was sie nicht ahnt, Ju hat schon lange wieder mit Depressionen zu kämpfen, hochfunktional, heißt nach außen hin wirkt er komplett normal und gesund, während im inneren alles den Bach runter geht. Bisher hat es nur Juliens Essverhalten ans Tageslicht geschafft, das Geheimnis mit den Depressionen und allem was dazugehört, hütet Ju immer noch.

Am Ende des Tages, nachdem sich die Besucher verabschiedet haben, kämpft Ju mal wieder gegen seine innere Stimme. Sie befielt ihm immerzu sich zu übergeben und redet ihm ein wie hässlich und fett er doch geworden ist, jetzt wo er die Magensonde hat. Aber so schnell wird man nicht fett, ich hab die Sonde doch erst seit 12 Stunden, dieser Versuch rational zu bleiben scheitert genau wie alle Versuche davor gescheitert sind. Stumm liegt Ju im Bett, doch innerlich schreit er. Er hält es einfach nicht mehr aus. Er kann nicht mehr. Er will nicht mehr. Nicht mehr leben.

Er wünscht sich gerade alles andere als alleine sein, doch genau das ist er. Rezo ist zwar geblieben, ist aber vor einer halben Stunde nach hause gefahren um zu duschen und sich frisch zu machen. Ju weiß nicht, wann er wieder kommt. Er verzweifelt immer mehr während er sich wünscht zu schreien. Bloß nicht mehr alleine sein. Bloß nicht mehr alleine sein. Julien hat Angst vor dem was gleich passiert, er weiß lange hat er die Kontrolle nicht mehr. Und dann, er weiß es ganz genau, passieren schreckliche Dinge. Nein, er darf die Kontrolle nicht verlieren! Ahahh das ich nicht lache, du hast die Kontrolle schon längst verloren ahahahaha, schießt seine innere Stimme erneut gegen ihn. Nein hab ich nicht kontert Julien. Und wie du das hast du mieser Versager antwortet die Stimme prompt. Soll ich dich leiden lassen? Nein bitte nicht Zu spät ahahahahhaahah. Sofort durchzuckt ein stumpfer Schmerz seine Brust. Seine Lunge verkrampft sich immer weiter, er atmet kaum noch. Auch sein Herz macht nicht mehr ordentlich mit. Jetzt stirbt er, da ist Ju sich sicher. Das wars. Schmerzverzerrt dreht er sich auf die Seite und zieht die Beine an. Immer wieder wird seine Brust von Schmerzen durchzuckt. Mittlerweile tönt ein Piepen durch den Raum, doch Julien kann bei bestem Willen nicht feststellen woher es kommt. Um so mehr erschreckt er sich, als er plötzlich von fremden Händen gepackt und auf den Rücken gedreht wird. Er nimmt Geräusche war, es klingt so als würde jemand reden, mehr jedoch bekommt Ju nicht mit. Eine Sauerstoffmaske wird ihm auf Mund und Nase gedrückt und irgendwer spritzt etwas in einen seiner Zugänge am Arm. Mehrere Hände halten Julien fest, und obwohl er die Augen offen hat, ist er nicht in der Lage herauszufinden wie viele Menschen sich gerade um ihn herum befinden. Kurze Zeit später, schließt Ju endgültig die Augen und fällt in ein unendliches schwarz.

𝚠𝚊𝚜 𝚐𝚕𝚊𝚞𝚋𝚝 𝚒𝚑𝚛 𝚑𝚊𝚝 𝙹𝚞 𝚐𝚎𝚛𝚊𝚍𝚎? 𝚄𝚗𝚍 𝚠𝚒𝚎 𝚑𝚊𝚝 𝚎𝚞𝚌𝚑 𝚍𝚊𝚜 𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝚐𝚎𝚏𝚊𝚕𝚕𝚎𝚗?
𝙳𝚊𝚗𝚔𝚎 𝚋𝚢 𝚝𝚑𝚎 𝚠𝚊𝚢 𝚏𝚞̈𝚛 500 𝚛𝚎𝚊𝚍𝚜!!!
𝙷𝚊𝚋 𝚎𝚞𝚌𝚑 𝚕𝚒𝚎𝚋 🤍

hold my hand // juzoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt