Kapitel 23

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𝗧𝗿𝗶𝗴𝗴𝗲𝗿𝘄𝗮𝗿𝗻𝗶𝗻𝗴!!!
𝗪𝗶𝗲 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗲𝘀 𝗲𝘂𝗰𝗵? 𝗛𝗮𝗯𝘁 𝗶𝗵𝗿 𝘀𝗰𝗵𝗼𝗻 𝗦𝗼𝗺𝗺𝗲𝗿𝗳𝗲𝗿𝗶𝗲𝗻, 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗱𝗮𝘂𝗲𝗿𝘁 𝗲𝘀 𝗻𝗼𝗰𝗵 𝗲𝗶𝗻 𝗯𝗶𝘀𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻?

Langsam beginnt Juliens Gehirn wieder zu arbeiten. Piepende Geräusche sind das erste was er wahr nimmt. Er scheint in einem Bett zu liegen, das Kopfteil leicht hochgestellt. Jemand hält seine Hand. Immer wieder versucht er die Augen zu öffnen, ohne Erfolg. Langsam beginnt er die Schläuche und Kabel wahrzunehmen. Und er kann nicht leugnen, dass es ihm nicht ein wenig Angst macht. Das Gefühl von Kontrollverlust schleicht sich langsam aber sicher ein. Immerhin hat er keinerlei Einfluss darauf, ob er gerade hier ist, geschweige denn was hier mit ihm passiert. Er ist dem Ganzen hier Machtlos ausgeliefert. Nicht mal bei bestem Willen kann er sich daran erinnern, wie er überhaupt schon wieder im Krankenhaus gelandet ist. Warum ist Julien klar, an das, was im Badezimmer passiert ist kann er sich noch bestens erinnern. Langsam kullern ihm Tränen über die Wangen, man kann scheinbar auch mit geschlossenen Augen weinen. Er fühlt sich nicht nur dem hier gegenüber machtlos ausgeliefert, sondern auch seinen Gedanken und Gefühlen. Er hat sich ja nicht irgendwann ausgesucht psychisch krank zu werden, es ist einfach passiert. Wenn er könnte, würde er alles dafür geben nicht mehr krank zu sein. Aber eigentlich kann er alles geben, er hat einen Therapieplatz und Unterstützung im eigenen Umfeld, er muss es nur annehmen. Jenes wird ihm in diesem Moment bewusst. Er muss etwas ändern, nicht darauf warten das andere es für ihn tun. Das wird nämlich nie passieren, es ist ja nichtmal möglich.

Eine zärtliche Hand an seiner Wange reißt ihn aus seinen Gedanken, zurück in die Wirklichkeit der Intensivstation. Vorsichtig, ganz vorsichtig, streicht eine Hand ihm die Tränen von der Wange. Irgendwo ganz verzerrt nimmt er eine Stimme wahr, sie kommt ihm ganz vertraut vor. So, als würde er sie schon sein ganzes Leben kennen. Ihm fällt es wie Schuppen von den Augen, es ist Rezo. Sein kleiner, blauhaariger Freund. Nochmals versucht er die Augen zu öffnen, und tatsächlich, mit viel Mühe gelingt es ihm. Das Bild ist verschwommen und verzerrt, aber immerhin. Zwei Personen sitzen neben seinem Bett, eine davon ist Rezo, soviel ist ihm auch schon klar. Die andere kann er bei bestem Willen nicht identifizieren. Wieder nimmt er Stimmen wahr, ist aber eindeutig zu müde um zu verstehen was sie sagen. Seine Augen fallen wieder zu, er hat keine Kraft mehr. Es dauert nicht lange, da ist er wieder eingeschlafen.

Rezos Gedankenkarussel rattert, ist Julien gerade wach gewesen? Hat er etwas wahrgenommen? Warum ist er nicht komplett zu sich gekommen? Vielleicht liegt es an den ganzen Medikamenten, die er stetig in sich gepumpt bekommt. Vielleicht geht es ihm auch noch nicht gut genug, und er hat sich noch nicht ausreichend erholt. All das könnte sein. Eine genaue Erklärung erhält Rezo allerdings nicht. Ein Arzt wurde von Jus Werten auf dem Monitor angelockt, und schaut kurz vorbei. Einige Zeit lang studiert er die Werte auf den Monitoren, und leuchtet Julien danach kurz in die Augen. Ein tiefes Braun, schon fast schwarz. Auf den Lichtreiz reagieren tut Julien nicht, Rezo fragt den Arzt wieso.

"Herr Budorovits erhält von uns noch starke Medikamente, die diesen Dämmerzustand erklären. Sein Körper braucht noch ein wenig Zeit um sich zu erholen. Die Zeit müssen wir ihm lassen, wir werden merken wenn er bereit ist" Einen kurzen Wortwechsel später verlässt der Arzt den Raum wieder, lässt Rezo und Thomas mit der Angst um Ju alleine. Machen sich die Angestellten im Krankenhaus eigentlich auch Sorgen um die Patienten? Jene Frage spukt in Rezos Kopf umher. Vermutlich haben sie auch Sorgen um die Patienten, aber sie gehen professionell damit um. Sind ja schließlich auch nicht ihre Angehörigen. Findet Rezo.

Mit einem erschöpften Ausatmen steht Thomas plötzlich auf. "Du Rezo, ich geh nach hause, ich brauch ein bisschen schlaf" murmelt er. Auch Rezo steht auf, allerdings nicht um nach Hause zu gehen, sondern nur um dem Wasserspender im Flur einen erneuten Besuch abzustatten. Der Spender surrt und vibriert, als Rezo den Knopf drückt und das Wasser den Weg in den Plastikbecher findet. Der Becher knistert in der Hand von Rezo, als er diesen zum trinken anhebt. Das Wasser schmeckt abgestanden, die Kohlensäure ist fast nicht mehr vorhanden und das Plastik führt sich unangenehm an. Heute ist alles doof, findet Rezo. Jetzt, wo er die Maske abgesetzt hat, kommt auch dieser unangenehme Krankenhausgeruch zum Vorschein. Rezo verzeiht das Gesicht, bah. Die rot leuchtende Uhr an der Decke zeigt 0:35 an. Wie gerne würde er sich jetzt auf sein Sofa setzten, und mit einer Chipstüte bewaffnet Netflix starten. Ja sogar arbeiten würde er um diese späte Uhrzeit lieber, als hier zu sein. Aber so ist es eben nicht, und so kommt es dass er den Weg zurück zu Juliens Intensivbett geht, statt zum Sofa. Er rückt den Stuhl zurecht und legt den Kopf wieder auf Jus Bett ab. Jus Brust hebt und senkt sich regelmäßig, er schläft. Oder er ist immer noch in dieser Art Dämmerzustand, wie der Arzt es nannte. Wie auch immer, Rezo würde ihn nicht alleine lassen. Es dauert seine Zeit, bis Rezo schlussendlich einschläft. Die ganzen Geräusche und Stimmen, und natürlich auch die Angst um Ju, haben es früher nicht möglich gemacht. Vielleicht waren es auch die Vorwürfe, Rezo gibt sich nämlich die Schuld an dem ganzen hier. Immerhin hätte er bemerken können, wie schlecht es Ju an jenem Abend schon wieder ging. Er hätte besser auf ihn aufpassen können, nein müssen.

𝗧𝗵𝗮𝘁 𝘄𝗮𝘀 𝗶𝘁 𝗳𝗼𝗿 𝘁𝗼𝗱𝗮𝘆 :)
𝘄𝗶𝗲 𝗵𝗮𝘁 𝗲𝘀 𝗲𝘂𝗰𝗵 𝗴𝗲𝗳𝗮𝗹𝗹𝗲𝗻? 𝗩𝗶𝗲𝗹𝗲𝗻, 𝘃𝗶𝗲𝗹𝗲𝗻 𝗗𝗮𝗻𝗸 𝗳𝘂̈𝗿 𝘂̈𝗯𝗲𝗿 𝟲𝟬𝟬 𝘃𝗼𝘁𝗲𝘀, 𝗶𝗵𝗿 𝘀𝗲𝗶𝗱 𝗱𝗲𝗿 𝘄𝗮𝗵𝗻𝘀𝗶𝗻𝗻! <𝟯

hold my hand // juzoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt