Rio, Tokyo und ich saßen im Kreis auf dem Boden eines Büros im oberen Stockwerk der Banknotendruckerei. Tokyo erklärte uns ihren sogenannten "Plan", der eigentlich nur daraus bestand, bewaffnet in Berlins Büro zu rennen und ihn mit seiner lebenswichtigen Medizin zu foltern. Da mir nichts besseres einfiel, stimmte ich zu.
Trotz der Einfachheit meines Planes, verinnerlichte ich ihn nicht. Meine Gedanken schweiften ständig zu meiner Mutter. Die schrecklichen Bilder in meiner Vorstellung verschwanden nicht. Verzweifelt fragte ich Tokyo nach einer Zigarette, obwohl ich rauchen verabscheute. Meine Hoffnung, mich damit zu entspannen, scheiterte kläglich. Mir wurde nur noch übler davon.
Tokyo verschwand, um unauffällig Schutzwesten und Waffen zu stehlen. Kaum verließ sie das Zimmer, nahm Rio mir die Zigarette aus der Hand und zerdrückte sie auf dem Boden. ,,Das bringt doch nichts."
,,Was weißt du schon..." Frustriert schlang ich die Arme um meine angewinkelten Knie. Obwohl zwischen Rio und mir nur wenige Jahre liegen, kam er mir sehr jung vor. Wie ein Teenager, der nie erwachsen wurde. Trotzdem schloss ich unseren Jüngsten in mein Herz. Er meinte es nur gut.
Rio legte seine Hand auf meine. ,,Mehr als du denkst. Deine Mutter wird nicht sterben, okay? Ist sie nicht eine knallharte Polizistin?"
,,Sie nennt sich selbst die Oberbitch der Polizei", antwortete ich schmunzelnd, fiel aber sofort wieder in meine Hoffnungslosigkeit zurück. ,,Rio, spar dir dein falsches Mitgefühl. Du hasst sie genau wie die anderen."
Mein ganzer Verstand fixierte sich nur noch darauf zu hoffen, dass Tokyos beschissen schlechter Plan funktionierte und ich schnellstmöglich aus dieser Falle kam. Ich dachte nicht mehr logisch, denn der Druck und die vielen schiefgelaufenen Dinge im Plan, beherrschten meine Emotionen. Das Verschwinden des Professors bestätigte, dass es kein Happy End gab, wenn wir jetzt darauf warteten, von Scharfschützen abgeknallt zu werden.
,,Meine Eltern sind auch da draußen. Eigentlich wollte ich ihnen nach dem Überfall eine anonyme Nachricht zukommen lassen. Mama, Papa, ich lebe auf einer wunderschönen Insel mit einer verdammt heißen Frau. Macht euch keine Sorgen um mich, ich bin glücklich."
Rio schmunzelte leicht, aber das funkeln erreichte seine Augen nicht. ,,Es lief nicht wie geplant. Sie haben mein Gesicht in den Nachrichten gesehen und hassen mich. Aber wenn einer von beiden in Lebensgefahr wäre, würde ich sofort vor ihrer Tür stehen. Also ja, ich verstehe dich."Rio hatte in vielem Recht. Die meisten meiner Komplizen hatten nichts zu verlieren - wir schon. Deshalb verstanden sie uns nicht. Nairobi pflegte keinen Kontakt zu ihrer Familie, Helsinki lebte viel im Krieg, Tokyos Mutter verstarb kürzlich. Denver und Moskau konnten sich hier drin gegenseitig beschützen - mehr, als ich und meine Mutter, die draußen um ihr Leben kämpfte.
,,Danke", sagte ich schlicht zu dem Hacker. Seine Worte munteren mich auf, weil sie von Herzen kamen. ,,Darf ich dich etwas fragen?"
Rio nickte.
,,Warum Tokyo? Sie ist heiß, aber viel älter als du. Sie ist keine Person, die ihre Zukunft plant und wird dir eines Tages wahrscheinlich sehr wehtun"Ich hoffte für Rio, dass seine Geschichte gut ausging. Dennoch... Wir sprachen hier vom launischten Menschen, den ich kannte.
,,Ich weiß, dass sie mich eines Tages verlassen wird, okay?", stellte er klar, was ich mit einem nicken erwiderte. ,,In Toledo waren wir allein. Ich bin der seltsame Computernerd gewesen und Tokyo verlor gerade ihren Freund und man suchte sie wegen Mordes. Wir haben geredet, hatten ein paar Mal... gut, wir hatten viel Sex... und dann ist mehr daraus geworden. Sie ist der Wahnsinn. Ich kann es nicht erklären, es ist einfach passiert."Ich beschloss die Beziehung der beiden nicht mehr ins Lächerliche zu ziehen. Vielleicht verurteilte ich es zu schnell und es klappte. Ich stand auf Mädchen, Rio verliebte sich in eine 12 Jahre ältere Frau und Berlin und Denver machten mit Geiseln rum. Der Überfall entwickelte sich sowieso schon zu einer Datingshow.
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Criminal Love [1] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡ ✔
FanfictionSTAFFEL 1 & 2 TEIL 1 NAIROBI X SYDNEY Ihr Leben lang stand Maddie im Schatten ihrer Mutter, Alicia Sierra. Doch damit ist entgültig Schluss, als sie sich plötzlich im größten Raubüberfall der Geschichte wiederfindet und sich nur noch »Sydney« nennt...