epilog [1]

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Irgendwo auf dem Meer
10 Stunden nach dem Überfall

,,Es wird Zeit für den Tequila!", Nairobi reckte ihre Faust in Siegerpose in die Luft und in ihrer anderen Hand stellte sie den Tequila zur Schau, den wir uns reichlich verdienten.

Wir jubelten, tanzten und sangen. Selbst der starke Wind auf offener See verdarb uns nicht unseren Spaß, genauso wenig wie die Wellen, die das Schiff manchmal ordentlich zum Schwanken brachten.

Die Schicksale von Oslo, Moskau und Berlin machten uns zu schaffen. Allerdings gab es neben den Verlusten auch einen Grund zu feiern.

Tokyo, die schon beschwipst war, prostete uns mit ihrer Flasche zu. ,,Wir sind die geilsten!"

,,Das will ich hören! WIR SIND VERDAMMTE GEWINNER!", pflichtete Nairobi ihr zu und machte dabei mit ihrem Geschrei sicher jedes Schiff im Umkreis von hundert Kilometern auf uns aufmerksam.

,,Ihr seid dich alle verrückt!", Monica lachte. Verständlicherweise gewöhnte sie sich noch an ihre Lebensumstellung, aber das handhabte sie sehr erfolgreich. Denn plötzlich erhob auch sie die Stimme. ,,Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich mit euch gegangen bin, aber ich bin... glücklich."

,,Wir werden nacher alle über das Geländer kotzen, aber egal, ah-ah-ah-ah", lachte Denver und legte einen Arm um Monicas Schulter. Seine Betrunkenheit ließ sich einfach mit Moskaus Tod erklären, was ihm keiner übel nahm.

,,Abgesehen von mir natürlich", merkte Monica an. ,,Aber einer muss auf euch aufpassen."

,,Darf ich bitte Patentante von eurem Kind werden?", lallte Tokyo zusammenhangslos, setzte aber schon wieder die Flasche an ihre Lippen.

,,Du hast doch schon ein Kind, ah-ah-ah", Denver klopfte Rio gönnerhaft auf die Schulter und nun brachen unsere betrunkenen Chaoten gemeinsam in lautes Gelächter aus. Weder Denver, noch Tokyo würden heute Abend eine gerade Linie laufen können, aber es sei ihnen gegönnt.

Nairobi setzte sich zu mir und überreichte mir feierlich den Tequila. ,,Alkohol hilft gegen die Schmerzen", sagte sie weise. Leider tat das viele Feiern meinem Bein nicht gut, deshalb legte ich eine Pause ein und sah den anderen zu. Es machte mich glücklich, sie so unbeschwert zu sehen.

,,Du bist die Beste."
Ich legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab, nur um zu sehen, wie Helsinki mit Denver und Rio wettete, wer es schaffte, sein Bier als erstes zu exen.

Es gab nur einen, der nicht feierte. Der Professor stand abseits und starrte auf das offene Meer hinaus. Ich wollte mir kaum vorstellen wie es sich anfühlte, auf diese Weise seinen Bruder zu verlieren. Bestimmt machte er sich Vorwürfe, weil er alles plante.

,,Sollen wir...", setzte ich an.

Nairobi folgte meinem Blick und schüttelte stumm den Kopf. ,,Lassen wir ihm Zeit. Das waren ein paar harte Stunden. Wenn er morgen immer noch nicht mitfeiert, wird er aber dazu gezwungen."

Wir entschlossen ihn in Ruhe zu lassen. Ich nutzte diese Gelegenheit, ein anderes Thema aufzugreifen. ,,Kann ich kurz mit dir reden, bevor wir unser neues Leben starten und es dann zu spät ist?"

,,Du machst mir Angst", erwiderte Nairobi, einen Schluck Tequila trinkend.

,,Es geht darum, dass du gesagt hast, nochmal Mutter werden zu wollen", ich holte tief Luft und fuhr fort: ,,Ich will ehrlich zu dir sein. Ich werde dich jederzeit in deinen Träumen unterstützen, aber ich bin nicht bereit dazu. Mein ganzes Leben habe ich noch nie einen Kinderwunsch verspürt und das kann sich natürlich noch ändern, aber dafür brauche ich mehr Zeit."

Nairobi stellte den Tequila beiseite. Es dauerte lange, bis sie endlich auf meine Aussage reagierte. ,,Ganz ruhig, ja?"
Sie begann zu lachen. ,,Zuerst sind wir beide an der Reihe. Ich will die Jahre nachholen, die ich an den Knast und die Drogen vergeudet habe. Wir werden Party machen, bis wir tot umfallen. Ich werde Lieder für dich singen, mit Geld um mich werfen und eines Tages heiraten wir spontan, weil uns gerade danach ist und wir uns lieben."

Criminal Love [1] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡ ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt