21 | der anfang vom ende

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,,Der Plan deinen Sohn zu holen ist absolute Scheiße!", blaffte Tokyo durch die verschlossene Tür. Wie immer konnte sie besser austeilen als einstecken, vor allem, wenn sie durchdrehte. ,,Axel erinnert sich nicht an dich. Er hat eine neue Familie, die sich um ihn kümmert. Wenn du ihn zu dir holst, entführt du ein kleines Kind! Willst du das?"

Tokyos unglücklich harsch gewählte Worte ließen Nairobis Träume wie eine Seifenblase zerplatzen

,,Halt deinen verfickten Mund, Tokyo!", schrie meine wundervolle Freundin zurück. Ihre Stimme zitterte, als ob sie gerade weinte.

,,Er kennt dich nicht mehr!", hackte Tokyo trotzdem darauf herum. Diese Frau wusste nie, wann genug war und streute eine volle Ladung Salz in die Wunde. Wir kamen her, um von Plan Tschernobyl zu erfahren. Stattdessen ermordeten wir (Tokyo) fast Berlin und hetzten die anderen gegen uns auf. Das lief super.

,,Tokyo, sei endlich still", zischte ich und zog die dunkelhaarige zu ihrer eigenen Sicherheit von der Tür weg. Es klang so, als entsicherte Nairobi draußen ihre Waffe.

,,Sydney! Unternimm endlich was gegen diese Verrückte!"

Ich schluckte. Was ich gerade dachte tat mir unglaublich Leid und ich hätte es ganz anders ausgedrückt, aber ich stimmte Tokyo grundsätzlich zu. All meine Versprechen Nairobi gegenüber, wirkten bedeutungslos. Ich gab sie ihr in Momenten, in denen sie guten Zuspruch mehr nötig hatte als die Realität. Die Realität sah nunmal so aus, dass Axel nur seine ersten drei Lebensjahre bei Nairobi verbrachte. Er erinnerte sich vielleicht vage an sie, aber nicht so wie Nairobi es sich erhoffte.

Seufzend wechselte ich den Platz mit Tokyo und fällte die Entscheidung, endlich die Wahrheit zu sagen. Wenn man jemanden liebte, musste man den anderen an einer bestimmten Stelle im Leben vor einer riesigen Enttäuschung bewahren. Die Wahrheit konnte schrecklich sein, jedoch besser als in Unwissenheit zu bleiben. ,,Nairobi... Sie haben dir Axel nicht grundlos weggenommen. Wenn du ihn jetzt zu dir holst, reißt du ihn gegen seinen Willen aus einer Familie, in der er wahrscheinlich ein wunderschönes Leben hat."

,,Du bist eine Verräterin. Eine verdammte, miese Verräterin!", keifte Nairobi wütend.
Hinter ihrer Wut hörte ich die Verletzlichkeit.

Betreten sah ich zu Boden. ,,Warte ein paar Jahre, bis er älter ist. Stell dich vor, verbringe Zeit mit ihm und lerne ihn kennen. Dann lässt du ihn selbst entscheiden, wo er leben will. Das ist verständlicherweise nicht einfach für dich, aber für Axel ist es das beste."

,,Du hast keine Ahnung, was das beste für ihn ist. ICH bin seine Mutter. Ich kann wirklich nicht glauben, dass ausgerechnet du dich auf Tokyos Seite schlägst!"
Ein dumpfes Geräusch an der Tür ließ mich zusammenzucken. Es klang, als ob jemand mit dem Fuß nach der Tür trat. ,,Sprich nie wieder mit mir, du miese Verräterin!"

Hinter mir lachte Berlin. Wie ein König saß er angebunden auf seinem Stuhl und amüsierte sich prächtig. ,,Das ist besser als jede Reality Show."
Ich ignorierte ihn.

,,Nairobi..."

Nairobi ließ mich nicht ausreden. ,,Du bist kein bisschen besser als ich! Glaubst du ernsthaft, dass deine Mutter dich mit offenen Armen empfangen wird? Das ist so naiv."
Sie lachte leise. ,,Du steckst genauso sehr in dieser Scheiße mit drin, wie alle anderen auch! Wenn du lieber zu Mummy willst, hättest du dir das verdammt nochmal früher überlegen können!"

,,Wenigstens habe ich meinen Sohn nicht zum Drogenschmuggeln benutzt!"

,,Wenigstens liebe ich meinen Sohn ernsthaft. Kannst du dasselbe von deiner Mutter behaupten? Liebt sie dich? Du bist nichts weiter als eine verwöhnte Göre, die nach Aufmerksamkeit bettelt."

Criminal Love [1] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡ ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt