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ALICIA SIERRA
Ich hasste den Spruch: "es kann nicht mehr schlimmer werden."
Eigentlich bin ich ein sehr optimistischer Mensch. Ja, ich schätzte meine Fähigkeiten als Oberkommissarin nahezu brillant ein.
Dennoch... wer diesen Unsinn erfand, hatte gehörig eins an der Waffel.Meine Werte blieben stabil, sodass sie mich zwei Tage nach dem Unfall von der Intensivstation auf eine andere verlegten. Ich schwebte nicht mehr in Lebensgefahr, aber fast jede Bewegung verursachte Schmerzen und ich hasste es, Tag und Nacht nichtstuend im Krankenhaus zu liegen.
Mir diese Strafe zu verpassen reichte dem Schicksal noch nicht. Es würgte mir am späten Nachmittag noch eine rein.
Gérman kam von seiner Arbeit direkt zu mir ins Krankenhaus. Heute lächelte er nicht. Sein Gesicht sah wie versteinert aus, als stünde er unter Schock. ,,Jemand gestorben?", fragte ich unsensibel. Konnte man es mir verübeln? Ich lag den ganzen Tag in diesem verdammten Bett.
,,Alicia...", setzte er an mir etwas zu sagen, aber er brach sofort ab und ließ sich auf seinen üblichen Platz neben meinem Bett sinken. Ich starb vor Neugier.
,,Was ist los?", fragte ich eine Spur freundlicher. Langsam machte ich mir Sorgen um Gérman.
Mein Mann holte sein Handy aus der Hosentasche, tippte kurz darauf herum und hielt dann inne. ,,Raquel und Antoñanzas wollten... Ich wollte es dir lieber selbst erzählen... Maddie."
Das letzte Fünkchen gute Laune wurde aufgesogen wie von einem Schwamm. Mein Gesicht glättete sich zu einer kühlen Fassade. Ich malte mir jedes Horrorszenario aus, wo man ihre zerstückelte Leiche fand. Es nicht zu wissen war immer eine Ausrede gewesen, um Abstand von diesem Thema zu nehmen. Ich konnte nicht sagen was ich machte, wenn sie wirklich nicht mehr lebte.
,,Gib mir das verdammte Handy."
Schweigend überreichte Gérman sein Handy und vergrub das Gesicht in den Händen. Es dauerte einen Moment bis ich es wagte, einen Blick darauf zu werfen. Ein Nachrichtenportal war geöffnet.
Die Schlagzeile lautete:
Vermisste aufgetaucht: Madelaine Sierra ist Geiselnehmerin in der Banknotendruckerei.Ich starrte fassungslos auf den Bildschirm.
Ein Traum.
Es musste ein Traum sein.
Das tat sie mir nicht an. Sie nicht. Sie war immer ein anständiger Mensch gewesen.
Die Presse lügte. Sie wollten mich in ein schlechtes Licht stellen!Ich scrollte weiter.
Andrés de Fonollosa veröffentlicht Beweisfoto
Ein Foto von Maddie erschien. Die roten Haare, der rote Overall, dasselbe Lächeln. Dennoch erkannte ich sie nicht wieder. Angeblich sei das Foto von einem Handy der Geiseln aufgenommen worden.Ich glaubte es nicht.
Weiter unten kamen immer schlimmere Schlagzeilen, die meine Familie Stück für Stück auseinander nahmen. Ich begann die Kommentare zu lesen - ein großer Fehler. Einige feierten Maddie dafür, von mir losgekommen zu sein. In meinen Tv Auftritten gab ich mir nie Mühe sympathisch oder empathisch zu sein. All das kam nun auf mich zurück, weil der verdammte Professor als Held gefeiert wurde. "Eiskalt" und "Psycho" waren da noch die nettesten Spitznamen, die sie sich einfallen ließen.Ich erinnerte mich an die Stimme, die mir bekannt vorkam. Die seltsame Geiselnehmerin, die ohne Grund auf mich zurannte. Maddie.
,,Hör auf die Kommentare zu lesen, verdammt", murmelte Gérman und nahm mir ohne Vorwarnung das Handy aus der Hand.
Mein Puls erhöhte sich sprunghaft. Die Maschinen begannen wild Alarm zu schlagen und zu piepsen. Wahrscheinlich kamen die Ärzte gleich angerannt, doch sie begriffen es nicht.
Sie kapierten einfach nicht, dass mir die Schrammen, die Prellungen, die Brüche nichts anhaben konnten.
Wie auch, wenn ich nichts fühlte?
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Criminal Love [1] ˡᵃ ᶜᵃˢᵃ ᵈᵉ ᵖᵃᵖᵉˡ ✔
FanficSTAFFEL 1 & 2 TEIL 1 NAIROBI X SYDNEY Ihr Leben lang stand Maddie im Schatten ihrer Mutter, Alicia Sierra. Doch damit ist entgültig Schluss, als sie sich plötzlich im größten Raubüberfall der Geschichte wiederfindet und sich nur noch »Sydney« nennt...