Prolog

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Liebe Leser*innen,

eine kleine Neuerung vorab:

Ich habe meinen Namen von JanesWunderland in JayleenTurner geändert, weil mir der Name einfach nicht mehr gefallen hat.  Weiterhin hat sich der Titel dieser Geschichte geändert. 

Vorher: "Like a dizzy spell". NEU: "Sein zerbrechlicher Besitz".

Manchmal bin ich etwas sprunghaft.

Seht es mir bitte nach 😊

Zur Story:

Jeder, der meine Werke kennt, kennt auch die Düsternis darin.

Es ist keine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte.

Euch könnte der Inhalt triggern.

In dieser Story beschäftigen wir uns mit Stalking.

Zunächst: Im wahren Leben ist Stalking nicht aufregend oder erotisch. Es ist gruselig und gefährlich. Solltet ihr in eine solche Lage geraten, sucht euch bitte Hilfe.

Die Geschichte: Hier wird Stalking zu einem Kink und genau damit beschäftigen wir uns. Aber auch die tatsächliche Gefahr dahinter wird hier thematisiert. Wenn ihr also bereit seid in die dunklen Gefilde der Protagonistin abzutauchen, dann geht es gleich auch schon los 😉

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Prolog

>> W.H. <<

Im Schatten des Gebäudes stand ich an die Wand gelehnt da und sah auf die andere Straßenseite. Sie war mir so nah. Ich müsste nur heraustreten und sie sähe mein Gesicht.

Harlow war ein verdammter Geist, der mich verfolgte. Es war wie eine feindliche Übernahme. Ich hatte es nicht gewollt. Ich hatte es kommen sehen und dennoch hatte ich nichts dagegen tun können.

Ich versteckte mich nicht in einer Gasse, weil ich so verdammt hässlich war. Mir mangelte es nicht an Frauen. Ginge ich den nächsten Club, könnte ich mit einer Schlampe auf den versifften Toiletten verschwinden. Mich langweilten mittlerweile diese dummen Gören, die dachten, dass ich ihnen die Welt zu Füßen legen würde. In meiner Welt gab es nichts, was sie haben wollen würden. Nichts, dass ich zu bieten hätte.

Ich stand hier und beobachtete die Blondine, weil ich es wusste. Ich wusste alles.

Ihre Laborwerte waren derzeit ein bisschen schlecht. Der Arzt hatte auf die erhöhten Entzündungswerte hingewiesen. Sie schien angeschlagen zu sein. Übermüdet. Deswegen gab ich ihr noch eine Schonfrist. Sobald sie sich erholt hatte, konnte ich endlich loslegen.

Ich kannte nicht nur ihren aktuellen Gesundheitszustand. Dieser war unverzichtbar, damit sie mir so lange wie nur möglich erhalten bliebe. Es war aber nur ein Bruchteil der Informationen, die ich in den letzten Monaten zusammengesammelt hatte.

Zurzeit ignorierte sie die Anrufe ihrer Mutter. Sie war von ihr genervt. Es war immer dasselbe zwischen den beiden. Erst beschloss Harlow, dass sie endlich egoistischer sein durfte, um anschließend ein schlechtes Gewissen zu bekommen und ihrer Mutter zu helfen. Sie spielte Pflegerin für eine Neunundvierzigjährige, die eigentlich noch über genügend Gehirnzellen verfügte sich selbst zu versorgen. Das musste ich schnellstmöglich ändern. Ihrer Mutter musste endlich Jemand erklären, dass Harlow nicht ihre persönliche Sklavin war.

In diesem Augenblick war ich froh keine Verwandten zu haben. Ich wusste nicht einmal, wer meine beschissenen Eltern waren. Ich konnte mich nur vage an die Heime und Pflegeeltern erinnern, die ich als Kind durchlaufen hatte. Niemand hatte mich gewollt. Das war für mich in Ordnung. Es hatte meinen Charakter gestärkt. Ich hatte vor dafür zu sorgen, dass Harlow mich wollte.

Ich kannte ihr kleines schmutziges Geheimnis. Die Dunkelheit in ihr machte meiner Konkurrenz. Sie war die richtige Frau für mich. Schon bald würde ich mir holen, was mir zustand.

Die Blondine verabschiedete sich von ihrem Gegenüber. Es handelte sich dabei um ihre beste Freundin Sarah. Eine überaus nervige Frau. Für meinen Geschmack verbrachte Harlow zu viel Zeit mit ihr. Zeit, die sie mit mir verbringen könnte.

Ich schmiss die Kippe auf den Asphalt und trat darauf. Es war Zeit aus dem Schatten zu treten und in der Menge unterzutauchen. Einen letzten Blick wagte ich auf den Stummel auf dem Boden. Das war meine letzte Zigarette. Ich würde den Nikotin vermissen. Ich würde die Beschäftigung meiner Hände vermissen, aber für Harlow gäbe ich auch dies auf. Ich wollte nicht, dass sie das Gefühl hätte einen Aschenbecher zu küssen.

Harlow war auf dem Weg zur Arbeit. Der Zwischenstopp im Café hatte sie eine Stunde gekostet. Eine verdammte Stunde war sie früher aufgestanden, um mit Sarah zu frühstücken. Dabei sah man ihr an, dass sie den Schlaf hätte gebrauchen können.

Unauffällig lief ich hinter zwei Kerlen im langsamen Tempo. Ich ließ sie dabei nicht aus den Augen. Ich war jederzeit bereit mich auf sie zu stürzen, wenn es notwendig werden sollte. Unter meinen Füßen knirschte es. In Turlock suchte man vergeblich nach Herbstfarben. Die Blätter der Bäume wurden nur braun und fielen herab. Selbst im Oktober herrschten hier noch angenehme Siebzehngrad, weshalb man Niemanden in einer dicken Jacke zu Gesicht bekam.

Auch Harlow trug nur eine Strickjacke über ihrem etwas zu kurzem, schwarzen Etuikleid. Ich sollte sie in die nächste Ecke drängen und das verdammte Kleid ein Stück herunterziehen. Was dachte sie sich verflucht nochmal dabei? Wollte sie sich den nächsten Kerl in Kalifornien angeln, der ihrer nicht würdig war?

Es brodelte in mir. Ein Bild wollte sich vor meine Augen drängen, das ich nicht mehr schaffte zu unterdrücken. Sie hatte sich erst vor kurzem auf einen verdammten One-Night-Stand eingelassen. Sie war auf einem Date mit ihm gewesen. Danach hatten sie gevögelt. Er hatte sich nicht mehr bei ihr gemeldet und das würde er auch nicht. Weder heute noch in einer Woche. Der Kerl war spurlos verschwunden.

Um meine Mundwinkel zuckte es. Ich erinnerte mich noch gut an seine Verzweiflung. An diesen Moment der Verwirrung, nachdem er mein Messer gesehen hatte.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt