Ich wollte mich so tief in ihr vergraben,
dass sie jeden Mann vor mir vergaß.
>> W.H.<<
Sie hatte wieder einen Alptraum. Harlow schmiss sich von einer Seite zur anderen. Leise wimmerte sie in die Nacht hinein. Sie so zu sehen, brachte mich dazu die Welt niederbrennen zu wollen. Sie litt, weil ihr Kopf ihr keine Ruhe gönnte.
Ich umfasste ihre Arme. Ihre Atmung schnellte hoch, dennoch zog ich sie an meinen Körper. Vielleicht half ihr das. Sie schlug mit den Händen nach mir. Das, was sie mir antun könnte, war nur ein Abklatsch dessen, was sie gerade ertragen musste. Ich umfasste ihre Handgelenke und überkreuzte ihre Arme vor der Brust, bis ich sie vollends umschlungen hatte.
„Nein!", schrie sie. Ihr Körper ruckte nach vorn. Schwer atmete sie durch den Mund. Ich zog sie mit dem Rücken wieder an mich.
„Du bist in Sicherheit", versuchte ich sie zu beruhigen.
Harlow drehte ihren Kopf zu mir. Verwirrt sah sie mich an. Sie war noch gefangen in ihrem Traum, aber langsam beruhigte sich ihr Körper in meinem Griff.
„Ich sitze nicht zwischen den Regalen", murmelte sie.
Ich drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. Nein, sie saß nicht mehr dort. Sie war bei mir.
„Nein", bestätigte ich.
„Ich habe dich geweckt", seufzte sie schwer.
„Ich habe nicht geschlafen."
Sie versuchte sich aus meiner Umklammerung zu lösen. Ich verstärkte meinen Griff.
„Ich möchte aufstehen", gab sie nicht auf.
„Bleib im Bett. Es ist mitten in der Nacht."
Harlow ließ ihren Kopf auf meine Brust fallen. Ich konnte sie praktisch Denken hören. Laut hallte ihr Gedankenkarussel zwischen uns.
„Ich kann heute sowieso nicht mehr schlafen. Ich verspreche dir, dass ich nicht abhaue. Aber dann kannst du wenigstens noch ein bisschen schlafen", sagte sie schließlich.
„Ich brauche nicht viel Schlaf. Kein Grund aufzustehen."
Sie seufzte, doch ihre Muskeln entspannten sich und sie lehnte sich in meine Umarmung. Das Licht des Mondes fiel ins Zimmer, sodass ihr blondes Haar leicht schimmerte. Sie sah aus wie ein gebrochener Engel.
„Erzähl mir etwas über dich", bat sie mich leise.
Ich hatte gehofft, dass sie mit mir über ihre Alpträume spräche und nicht mich aufforderte etwas zu erzählen. Ich hatte scheinbar ihr Vertrauen in mich überschätzt. Vielleicht sollte ich ihr ein bisschen mehr von mir offenbaren, damit sie sich mir endlich öffnete. Ich wollte ihr Anker sein. Egal, um was es ging. Ich würde sie immer beschützen und sie sollte mit all ihrer Last nur noch zu mir kommen.
„Ich habe bis zu meinem Achtzehnten Lebensjahr in verschiedenen Kinderheimen gelebt", kam ich ihrer Bitte nach.
„Das tut mir leid. Was ist mit deinen leiblichen Eltern geschehen?"
Ich zuckte mit den Schultern. Hätten sie mich haben wollen, wäre ich nicht im Kinderheim gelandet.
„Ich habe nie nach Ihnen gesucht", erwiderte ich.
„Warum nicht?"
Ich hätte nicht nachgeben sollen. Jetzt löcherte sie mich mit Fragen. Ich sprach selten über meine Vergangenheit. Ich verstand den Sinn nicht dahinter alles zu zerdenken. Vergangenes sollte vergangen bleiben. Es hatte mich geformt. Ich hatte überlebt. Jetzt zählte die Gegenwart.
DU LIEST GERADE
Sein zerbrechlicher Besitz
RomanceEr sieht sie. Er kennt sie. Jeden verdammten Aspekt ihres Lebens. Er ist besessen und Harlow ist sein nächstes Opfer. Sie sollte sich fürchten. Sie sollte sich Hilfe holen, doch dafür ist es bereits zu spät.