Kapitel 18

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Jeder,

der ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatte,

würde nicht überleben.

>> W.H.<<

Ungeduldig tippte ich mit den Fingern auf das Lenkrad meines Wagens. Die Sonne ging bereits unter. Ein merkwürdiger Typ stand am Eingang des Gebäudes und sah missmutig zu meinem Wagen herüber. Ich wollte ihm die Augen ausstechen, damit er nicht so starrte.

Harlow war spät dran. Das gefiel mir nicht. Es bedeutete weniger Zeit, die ich mit ihr verbringen konnte. Sie sollte endlich diesen nichtssagenden Job aufgeben. Sie hatte es nicht nötig arbeiten zu gehen. Wir besaßen genug Geld. Ich konnte mich um sie kümmern. Warum nur ließ sie es nicht zu? Es wäre alles umso vieles leichter, wenn sie nicht mehr arbeiten würde. Sie könnte zuhause auf mich warten. Sie könnte etwas machen, was ihr wirklich Freude bereitete. So ganz stieg ich nicht hinter ihre Motivation jeden Tag dasselbe zu tun. Jeden Tag in einem Büro zu versauern wäre nicht gerade das, was ich machen wollen würde.

Ich sah auf die Uhr auf dem Armaturenbrett. Jetzt waren es schon zwanzig Minuten.

Ich hatte genug. Ich wollte nicht mehr warten. Es war Zeit, dass sie mit nach Hause kam. Genervt stieg ich aus dem Wagen und schloss mein Baby ab, ehe ich über den Parkplatz lief. Der Kerl starrte mich an, trat jedoch einen Schritt beiseite, als ich durch die automatischen Türen trat. Ich steuerte den Empfang an.

Eine junge Frau sah von ihrem Computer auf. Leicht blinzelte sie, nachdem sie mich erblickt hatte. Ich legte ein laszives Lächeln auf. Frauen waren so leicht zu durchschauen. Ihr gefiel, was sie sah und das wiederum spielte mir in die Karten.

„Guten Abend", ergriff ich als erstes das Wort und sah auf ihre Brust. Dort befand sich ein Namensstecker.

„Abend", hauchte sie zurück.

„Amber, richtig?"

Sie nickte leicht. Ihre Brauen rutschten hoch. Ich verkniff es mir zu lachen. Ich könnte jede haben. Jede Frau in unmittelbarer Nähe und ich hatte mir ausgerechnet ein störrisches Exemplar ausgesucht.

„Amber, ich warte auf meine Verlobte. Harlow Wellenvein. Könntest du für mich in der fünften Etage anrufen und nachhören, wie weit sie ist?", bat ich. Ich zwang meine Stimme sanft und tief zu klingen, um die Wirkung auf die Frau vor mir beizubehalten.

Das Leuchten in ihren Augen wurde etwas schwächer und leicht verzog sie ihre Lippen, griff jedoch nach dem Telefon.

„Amber, hier. Ist Harlow noch da?", sprach sie in den Hörer.

Sie legte den Kopf leicht zur Seite. Ein verwunderter Ausdruck trat auf ihre Züge.

„Danke", damit legte sie wieder auf.

„Sie hat scheinbar die Verabredung vergessen. Harlow ist schon gegangen", informierte mich die Kleine.

Verfluchte Scheiße. Wann lernte diese Frau endlich, dass sie vor mir nicht abhauen konnte? Ich würde sie jederzeit finden. Jetzt reichte es. Wenn ich sie in die Finger bekäme, würde ich sie wieder in meinem verdammten Schlafzimmer anketten und sie ginge nirgendwo mehr hin. Ich hatte genug.

Ich zog mein Smartphone aus der Anzugjacke. Das Plastik knackte leicht unter meinem Griff, als ich den Bildschirm entsperrte und meine Trackingapp öffnete.

Mein Magen verknotete sich. Irritiert starrte ich den blinkenden Punkt an. Das konnte nicht sein. Warum sollte mich Amber anlügen? Hier stimmte etwas nicht.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt