Kapitel 4

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Sollte sie irgendwann begreifen,

wie besessen ich von ihr war,

dann wäre ich verloren.

>>W.H.<<

Ich hatte sie immer noch nicht da, wo ich sie haben wollte. Die Dunkelheit schlummerte in ihrem Unterbewusstsein. Man sah es. Diesen finsteren Ort, dessen Abgründe unergründlich waren und sie an mich binden würden. Ich musste langsam in die Offensive gehen, damit sie mit mir in den Abgrund stürzte.

Manchmal war Harlow für mich nicht ganz einschätzbar. Ich war mich nicht sicher, ob sie sich auf meinen heutigen Plan einließe. Mir blieb jedoch nicht viel Zeit. Irgendwann würde Sarah sich verplappern. Ich hatte Kiril zwar alles erklärt, aber diese Frau hatte ihn fest bei den Eiern.

Leicht fuhr ich über den schwarzen Stoff. Es würde an ihr sitzen, wie eine zweite Haut. Die Hüfte und die Brust zierten goldene Ketten und auch aus diesen bestanden die Träger. Ob sie es verstehen würde?

Ich konnte sie noch nicht in Ketten legen, also würde sie meine tragen müssen. Allein die Vorstellung machte mich hart. Sie würde in diesem Kleid wie eine verdammte Göttin aussehen.

Ich legte das Kärtchen hinein und schloss den Deckel. Heute gäbe ich das Geschenk nicht selbst ab. Ich musste mich vorbereiten.

An meiner Tür klingelte es. Ich schnappte mir die Schachtel mit der weißen Schleife und ging zum Eingang. Hinter der Tür stand Mikael. Ein loyaler Mann, mit dem man es sich nicht verscherzen wollte. Er war ein Sadist und lebte es auch in vollen Zügen aus. Das fand sogar ich ein bisschen gruselig. Ich war vielleicht ein Psychopath mit einem Hang zu Messern, aber ich ergötzte mich nur selten an dem Leid anderer. Wenn ich für Kiril tötete, ging es schnell. Lautlos. Ungesehen. Niemand sollte irgendetwas nachverfolgen können. Wenn es jedoch um Harlow ging, brach eine viel schrecklichere Seite in mir hervor. Ich hatte beinahe verdrängt, dass diese existierte, und die Mikael ein bisschen zu sehr ähnelte.

Ohne ein Wort drückte ich ihm die Schachtel in die Hand. Der dunkelhäutige Mann nickte.

„Dafür schuldest du mir eine Flasche guten Vodka", knurrte er.

„Steht bereits in deinem Kühlschrank, Wichser", gab ich gelangweilt zurück.

Seine Brauen rutschten hoch, dabei tauchte seine feine Narbe über der linken Braue auf. Jemand hatte versucht mit einem Skalpell an ihm herumzuspielen. Das war für die Person nicht gutausgegangen. Mikael hatte dafür mit dem Skalpell an den Eiern des Typen herumgespielt, bis dieser verblutet war.

„Bist du schon wieder bei mir eingebrochen?"

„Du brauchst bessere Sicherheitsvorkehrungen, um mich von dir fernzuhalten", stimmte ich ihm zu.

„Eigentlich kann mich nichts mehr überraschen, aber dein Hang zum Schnüffeln grenzt an Wahnsinn."

„Du mich auch, Arschloch", damit schloss ich die Tür.

Ich musste duschen und hatte keine Zeit für einen Plausch. Das warme Wasser lockerte die Anspannung in meinem Nacken, doch ich blieb nicht lange unter dem Duschstrahl.

Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, zog ich mir ein schwarzes Hemd an und einen ebenso schwarzen Anzug. Mitternacht Schwarz. Wie passend. Cinderella würde heute einen Schuh verlieren oder die normale Sicht auf ein paar Dinge.

Ich verwendete sogar ein bisschen Parfum. Das tat ich nur für sie. Alles tat ich nur für Harlow. Sollte sie irgendwann begreifen, wie besessen ich von ihr war, dann wäre ich verloren. Sie könnte von mir alles haben, was sie nur verlangte. Mit einem Fingerschnippen könnte sie die Welt zum Brennen bringen.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt