Kapitel 6

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Mir wäre ihr Hintern in meinem Schritt

und ihr Geruch in der Nase lieber.

>> W.H.<<

Ich war auf dem Weg zu Harlows Arbeitsplatz. Ihre Schicht sollte gleich enden. Ich wollte früh genug dort sein, damit sie keine Chance hatte, es sich anders zu überlegen und abzuhauen. Sie war wie ein verdammter Fisch in meinen Händen. Sie zappelte und drohte hinauszurutschen, weil ich den Angelhaken nicht tief genug hineingerammt hatte.

Mein Smartphone klingelte. Ich ging über die Freisprechanlage ran: „Was ist los, Kiril?"

„Du musst sofort herkommen. Wir müssen handeln", knurrte es am anderen Ende der Leitung.

„Ich kann nicht. Ich hole Harlow von der Arbeit ab", informierte ich ihn.

„Bist du schon zum verschissenen Pantoffelhelden geworden?"

Ich verdrehte die Augen. Das musste gerade Kiril sagen. Er war nicht viel besser, seitdem Sarah in seinem Leben aufgetaucht war. Wir alle wussten, dass nicht mehr die Organisation an erster Stelle stand. Es war sie.

„Ich habe keine Zeit, Boss", sagte ich daher nur.

„Das war ein Befehl, Suka Blajd!", schrie er jetzt.

Okay, er war verstimmt. Verdammt, das bedeutete das die Kacke am Dampfen war. Harlow musste warten. Ich legte eine Vollbremsung hin. Hinter mir hupten die Karren ein ganzes Konzert. Ich hob den Mittelfinger und hielt ihn deutlich nach hinten. Sie sollten nicht so einen Aufstand machen.

Der Motor heulte auf und die Reifen drehten durch, als ich eine Kehrtwendung machte. Was für ein Scheiß. Ich hatte mich auf nackte Beine und einen hübsch verpackten Hintern gefreut.

Ich schlängelte mich durch den Verkehr, um schneller mein Ziel zu erreichen. Je eher wir das Problem behoben, desto schneller konnte ich zu Harlow.

Genervt erreichte ich den Donnelly Park. Ich bog links ab und fuhr die Auffahrt hoch. Nachdem ich den Motor abgedreht hatte, stieg ich aus und lief die Stufen zur Villa hoch. Die Tür war nicht verschlossen. Das war sie nie, weil die Bastarde darin sich viel zu sicher fühlten. Mir ging es nicht anders. Die Wenigsten würden sich mit uns anlegen und falls doch Jemand das Haus stürmen sollte, gab es genug Waffen in der Villa, um einen weiteren Weltkrieg anzuzetteln.

Im Wohnzimmer saßen Kiril, Mikael und John. Kiril brauchte für diesen Job also das tödliche Trio. Das waren keine guten Nachrichten. Auf einem Sessel fand ich Sarah vor.

„Was macht sie hier?", wollte ich wissen.

„Sie weiß sowieso alles. Besser sie gewöhnt sich an unseren Alltag", antwortete Kiril.

Ich zuckte mit den Schultern. Wenn er sie verschrecken wollte, dann war es sein Problem. Ich würde es Harlow nicht zumuten, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Sie hatte bereits genug durchleiden müssen, da musste sie nicht wissen, welche Abgründe sich bald vor ihr auftun würden.

„Was gibt es?", kam ich zum Punkt. Ich hatte keine Lust auf Smalltalk. Er hatte gerade mein Date versaut.

„Crystals", schmiss Mikael in den Raum.

Es waren immer die Crystals, die sich einmischten. Das war also nichts Neues. Ich brauchte schon mehr Informationen. Sie tauchten ab und zu in unserem Revier auf, damit es nicht auffiel, was wirklich hinter den Kulissen abging.

„Die Bastarde planen einen Überfall im Giovannis. Sie wollen demonstrieren, dass wir die Stadt nicht schützen können", gab Kiril endlich preis.

„Und dafür brauchst du uns drei? Können das nicht ein paar Frischlinge erledigen?", lehnte ich mich an die Wand.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt