Sie hatte recht.
Ich verglühte,
weil ich sie noch immer nicht vollständig besaß.
>> W.H.<<
Kein vernünftiger Plan wollte mir einfallen, wie ich unser gegenwärtiges Problem lösen konnte. Es war riskant. Ich musste aber zeitnah handeln. Ich musste für Harlows Sicherheit sorgen. Ein Krieg war keine Option. Ohne sie hätte ich mich beinahe gefreut mich ins Getümmel zu stürzen, doch sie war meine Schwäche. Der Feind freute sich über jede Schwäche, die er nutzen konnte.
Sie lag auf meiner Couch und sah sich irgendeine Sendung an. Ich dagegen konnte meine Augen nicht von ihrem Gesicht lassen. Eine kleine Denkfalte zierte ihre Stirn. Ich fragte mich, ob sie von dem Geschehen auf dem Fernseher überhaupt etwas mitbekam. Sie war tief in ihren Gedanken versunken und ich wollte wissen, worüber sie nachdachte. Ich wollte alles über sie wissen, was ich nicht herausfinden konnte. Ich gäbe alles dafür ihre Gedanken zu lesen.
Ihre Füße lagen auf meinem Schoß eingehüllt in eine Decke. Sie mochte es gemütlich auf der Couch. Ich dagegen konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal einfach nur auf dem Sofa gesessen hätte und den Fernseher laufen lassen hatte. Mit ihr schlichen sich immer mehr Veränderungen in mein Leben. Das sollte mir Sorgen machen, aber es gefiel mir. Mir gefiel dieses kleine Stück Sesshaftigkeit und Normalität, die sie in mein Leben brachte.
Das Monster in mir wurde dagegen unruhig. Ich war zu lange tatenlos geblieben. Da war Sehnsucht nach Blut und Schmerz. Ich konnte nichts dagegen tun. Es war Teil von mir. Was würde sie davon halten, wenn sie davon wüsste?
„Wenn du die Sendung nicht schauen willst, können wir den Fernseher ausschalten", sprach ich Harlow an.
Irritiert wandte sie den Kopf zu mir.
„Ich schaue doch."
Ich verdrehte die Augen. Ihr Blick war verschleiert gewesen. Sie hatte nicht wirklich hingesehen.
„Du bist in Gedanken", sagte ich dazu.
Harlow seufzte. Sie schloss ihre Lider. Die Falte auf ihrer Stirn trat stärker hervor. Sie legte einen Arm über ihr Gesicht. Ich hasste es, wenn sie sich vor mir versteckte.
Kurzerhand umgriff ich ihren Körper und zog sie auf meinen Schoß. Sie quiekte erschrocken auf.
„Was bedrückt dich?"
Sie legte ihre Hände an meine Brust. Ihre Finger spielten an den schwarzen Knöpfen meines Hemdes.
„Was ist das hier?"
„Die Knöpfe meines Hemdes."
Sie schlug gegen meine Brust. Mich hätte genauso ein Schmetterling streifen können. Ich musste ihr dringend beibringen, wie man richtig zuschlug. Sie musste sich verteidigen können, wenn sie in meiner Welt überleben wollte.
„Das meine ich nicht."
Sie mied meinen Blick, musterte lieber den Stoff unter ihren Händen. Ich griff nach ihrem Kinn, zwang ihren Kopf hoch. Endlich sah sie mich an. Zweifel lagen in ihren Augen. Woran zweifelte sie nur?
„Was ist das zwischen uns?", präzisierte sie schließlich ihre Frage.
„Du bist meine Frau."
Sie legte den Kopf schief. Für einen Moment betrachtete sie mein Gesicht. Ich sah, dass sie etwas sagen wollte. Aber sie schwieg. Ich hatte scheinbar etwas Falsches gesagt.
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Sein zerbrechlicher Besitz
RomanceEr sieht sie. Er kennt sie. Jeden verdammten Aspekt ihres Lebens. Er ist besessen und Harlow ist sein nächstes Opfer. Sie sollte sich fürchten. Sie sollte sich Hilfe holen, doch dafür ist es bereits zu spät.