Kapitel 16

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Harlow und ich waren vorherbestimmt.

Es sollte passieren,

sonst hätte ich sie niemals gefunden.

>> W.H.<<

Vor mir unterhielten sich die zwei Frauen. Ich saß so weit entfernt, dass ich ihr Gespräch nicht mitbekam, jedoch das Gegacker, wenn sie etwas lustig fanden. Harlows Arbeitskollegin war mir unsympathisch. Ihre Nähe zu Harlow bereitete mir Unbehagen. Ich konnte dieses Gefühl nicht zu hundert Prozent einordnen. Irgendwas an Cara kam mir falsch vor.

Harlow nippte an ihrem dritten Weinglas. Wenn sie sich noch ein viertes genehmigte, dann müsste ich sie hinausgeleiten. Sie war nicht gerade trinkfest.

Ihre langen blonden Haare hatte sie in gekonnte Locken gezwirbelt. Ihre Lider zierten dezente Erdtöne und ihre Lippen glänzten im Kerzenschein. Ich wollte sie vom Tisch reißen und das Gloss von ihren Lippen lecken, während ich ihren Slip entzweiriss.

Seufzend nahm ich einen Schluck aus meinem Whiskeyglas. Das hier war mein Alptraum. Ich hatte gehofft, dass wir über diese Phase hinaus wären. Dennoch saß ich hier und beobachtete sie wieder, wie ein notgeiler Perverser und sie wusste es. Ihre Augen wanderten durch den Raum. Instinktiv suchte sie nach mir. Ich hatte mir eine dunkle Ecke ausgewählt. Mein Körper befand sich beinahe im Verborgenen und doch fand sie mich. Wahrscheinlich konnte sie mein Gesicht nicht erkennen, aber sie spürte meine Präsenz.

Das stimmte mich zufrieden. Meine Wirkung auf sie reichte aus, dass sie wusste, wann ich in ihrer Nähe war. Die meisten Menschen bemerkten mich nicht, wenn sie mich nicht kannten. Deutlich vernahm ich jedoch hier und da Getuschel. Es gab Bewohner, die über mich Bescheid wussten. Man lebte nicht so ein Leben wie mein Clan, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Manche hatten Angst vor uns. Einige wollten dazugehören. Und dann gab es noch die Groupies. Frauen, die einen gefährlichen Mann suchten. Sie glaubten uns zähmen zu können. Ein Irrglaube. Uns konnte niemand von der schiefen Bahn holen und wir waren auch keine Kuscheltiere. Es gab unzählige gebrochene Herzen in dieser Stadt und ich war auch kein Unschuldiger daran. Frauen hatten sich zuhauf an mich herangeschmissen. Vor Harlow hatte ich die Nähe nicht abgelehnt. Sex entspannte. Auch wenn dieser langweilig und fad gewesen war. Der Sex mit Harlow stellte eine ganz neue Messlatte auf. Mit ihr war alles pure Lust. Ich würde von dieser Frau niemals genug bekommen.

Das Hauptgericht wurde abserviert und ein neues Glas vor Harlow abgestellt. Der Kellner nickte in Richtung eines gestriegelten Wichsers. Meine Finger krampften sich um das Glas.

Harlow sah zu dem Typen herüber, ehe sie ihm ein freundliches Lächeln schenkte. Ich wollte dem Bastard den Hals umdrehen. Sie sollte nur mich anlächeln. Keinem anderem Mann sollte irgendeine ihrer Reaktionen vergönnt sein.

Meine Nerven beruhigten sich etwas, als sie das Glas von sich schob und es Cara anbot. Braves Mädchen. Sie hatte dazugelernt. Anschließend wandte sie sich zum Kellner. Auf das vierte Glas wollte sie wohl doch nicht verzichten.

Der Kellner tauchte wieder neben ihr auf und stellte ein neues Glas vor ihr ab. Sie nickte ihm zu, bevor sie nach dem Stil griff und einen Schluck trank. Die Frauen nahmen ihre Unterhaltung wieder auf.

Mein Handy vibrierte vor mir. Ich schnappte mir das Smartphone und hob ab, dabei ließ ich Harlow nicht aus den Augen.

„Ja", blaffte ich hinein.

„Dir auch einen guten Abend, Waylen", begrüßte mich Kiril.

„Gibt es Schwierigkeiten?", wollte ich wissen.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt