Kapitel 2

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Ich war kein Heiliger

und sie konnte sich gerade nicht wehren.

>> W.H.<<

Der Bass dröhnte in meinen Ohren von irgendeinem alten Popsong. Die betrunkene Meute vor mir grölte mit. Es war schief und undeutlich und verschandelte den Song, dabei konnte ich dieses Lied auch so nicht leiden.

Ich lehnte an der Bar. Zwischen Harlow und mir befand sich die Tanzfläche, dennoch konnte ich von dieser Position gut sehen.

Im Club stank es nach Alkohol, Schweiß und Erbrochenem. Ich verstand nicht, weshalb man in so einen billigen Schuppen ging. Es gab bessere Clubs in Turlock. Mit höheren Hygienestandards und besseren Drinks.

Mein Zielobjekt kehrte von den Toiletten zurück. Sie trug ein viel zu kurzes, dunkelrotes Kleid. Die Träger waren ein Witz. Man könnte sie höchstens als Haargummi verwenden. Der Wasserfallausschnitt betonte ihr hübsches C-Körbchen. Das Stück Stoff endete drei Zentimeter über ihrem Knie. Würde sie sich bücken, könnte man alles von ihr sehen.

Bei diesem Gedanken verkrampften sich meine Finger um das Whiskeyglas. Jeder Kerl in ihrer Nähe gaffte sie unverhohlen an und hoffte nur auf diese Gelegenheit. Ich würde jedem einzelnen die Kehle herausreißen, wenn er nicht die Finger bei sich behielte.

In diesem Moment hasste ich Harlow. Sie war nicht nur zum Feiern hier. Sie trug roten Lippenstift. Die Haare hatte sie sich zu gekonnten Locken geformt. Ich wusste, dass sie sich jede Stelle ihres Körpers rasiert und anschließend ihre Bodylotion aufgetragen hatte. Das Zeug, an dem ich heimlich schnüffelte wie ein verdammter Perverser. In meinem Badezimmer stand bereits eine Packung bereit. Jedes ihrer Hygieneartikel wartete schon auf sie.

Harlow lachte, dabei leuchtete ihr Gesicht hübsch auf. Das war der einzige Grund, weshalb Sarah in ihrem Leben bleiben durfte. Obwohl ich es nicht verstand, machte diese Frau sie glücklich. Ich konnte jedoch nicht abstreiten, dass Eifersucht in mir brodelte. Harlow sollte mir dieses Lachen schenken. Ich sollte derjenige sein, der sie glücklich machte.

Harlow strich sich ihre Lockenpracht zur Seite, präsentierte der Welt das kleine Tattoo auf ihrer Schulter. Eine einzelne Lavendelblüte, die Ruhe in ihr Leben bringen sollte. Ich wollte diese Stelle küssen. Verdammt, diese Haut war nur für meine Augen bestimmt. Es machte mich rasend, dass so viele Menschen das Tattoo sehen konnten. Es gehörte mir. Mir allein.

„Ups", spürte ich plötzlich einen weichen Frauenkörper an mir.

Ich sah zur Seite. Eine junge Frau, bereits stark alkoholisiert, versuchte sich zu fangen. Sie hielt sich an der Theke fest, um mir dann ein laszives Lächeln zu schenken.

Das war kein Versehen gewesen. Sie wusste es. Ich wusste es. Sie teilte ihre Lippen, setzte gerade zum Reden an, da hob ich die Hand.

Sie sollte sich gar nicht erst bemühen. Sie war hübsch, aber viel zu jung. Man sah ihr die Naivität regelrecht an. Kleines Mädchen, du solltest rennen. Wenn du diese Nacht überleben willst, dann renn.

„Kein Interesse", presste ich hervor.

Angewidert wischte ich ihre Hand von meinem Oberarm. Ich war froh, dass mich mein Hemd vor ihrer Berührung schützte.

„Wer sagt denn, dass ich etwas von dir möchte?", zickte sie direkt los.

Ich sah an die Decke und atmete schwer aus. Womit hatte ich das verdient? Ich hatte hier nur gestanden und nur eine einzige Frau angestarrt. Wenn ein Mann meines Kalibers Interesse hatte, dann sprach er eine Frau auch an.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt