Kapitel 17

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Ein kleiner Teil von mir fürchtete sich vor ihm.

>> Harlow <<

Der Morgen kam viel zu früh und viel zu unerwartet. Mir fiel es heute besonders schwer die Augen zu öffnen. Fest presste sich eine angenehme Hitze an meinen Körper. Arme hielten mich gefangen in einer Umklammerung, die einem Käfig ähnelte. Ich wollte gar nicht aus diesem Gefängnis ausbrechen. Es war schön. Heimelig und warm. Es spendete mir Trost, Wärme und Geborgenheit. Es war perfekt. All diese Gefühle löste der Mann hinter mir aus. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich es gut finden sollte.

So gern ich hier auch lag und den Morgen ignorierte, war das Schrillen in meinen Ohren dann doch etwas zu penetrant. Mein Wecker jauchzte und johlte und wollte mich nicht von seinem Gesang erlösen. Mühselig knotete ich einen Arm aus Waylens Umklammerung und reckte mich nach meinem Smartphone. Nur mit den Fingerspitzen erreichte ich das Handy und zog es ein Stück zu mir, um zumindest die Schlummerfunktion einzuschalten. Das Läuten endete und ich hörte beinahe meine Ohren seufzen vor Erleichterung.

Ein männliches Brummen vibrierte an meinem Rücken, was mich zum Schmunzeln brachte. Waylen presste mich fester an seinen Körper, weshalb ich plötzlich hellwach war. Zumindest die südlichen Regionen meines Körpers. Seine morgendliche Erektion drückte sich zwischen meine Pobacken und der Mistkerl wackelte sogar ein bisschen mit seiner Hüfte. Ich würde mein letztes Hemd darauf verwetten, dass er wusste, was er da tat. Immerhin hatte er mir gestern einen ganzen Tag im Bett versprochen.

„Lässt du mich los?", bat ich mit schläfriger Stimme. Den rauen Unterton schaffte ich es aber nicht zu unterdrücken.

„Nein", knurrte es in meinem Rücken.

Ich hätte Waylen nicht für einen Kuschler gehalten, doch hier lag er. Er drückte sich an meinen Rücken und atmete tief ein. Seine Finger fuhren über meinen Brustkorb, was meine Haut zum Vibrieren brachte. Leichte Gänsehaut bildete sich auf meinem Oberkörper.

„Der Wecker klingelt in zehn Minuten erneut", informierte ich ihn.

Wieder bekam ich nur ein Brummen. Der Mann war scheinbar kein Morgenmensch.

„Waylen, ich muss aufstehen", versuchte ich es ein weiteres Mal.

Er knurrte, doch sein Griff lockerte sich. Vorsichtig versuchte ich durch seine Arme hindurchzurutschen. Gerade als ich dachte mich befreien zu können, schloss er wieder seine Pranken um mich und zog mich an seinen muskulösen Körper.

„Baby? Ich muss mich fertigmachen", startete ich einen weiteren Versuch.

„Ich liebe es, wenn du mich so nennst", sprach er zum ersten Mal an diesem Tage einen vollständigen Satz zu mir.

„Wie?"

„Baby. Das gibt mir das Gefühl, dass du mehr als Lust für mich empfindest."

Meine Wangen brannten. Ich hielt den Mund, weil ich nicht wusste, was ich zu seinem Ausbruch sagen sollte. Empfand ich mehr als Lust für diesen Mann? Ich war mir da nicht sicher. Ein kleiner Teil von mir fürchtete sich vor ihm. Manchmal konnte ich seine Worte nicht einordnen. War er gefährlich oder nur besitzergreifend? Hatte er anderen Menschen nur Angst eingejagt oder ihnen tatsächlich etwas angetan? Nichts davon konnte ich tatsächlich beantworten. Es waren nur Vermutungen. Vermutungen, die mich beunruhigten. Und dennoch lag ich hier in seinen Armen und fühlte mich so unglaublich wohl.

Als ich weiterhin schwieg, nahm er seine Hände von meinem Körper. Lautlos rutschte ich aus der Wärme in die Kälte des Tages. Noch ziemlich verschlafen tapste ich ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel offenbarte mir das Chaos auf meinem Kopf, doch ich sah erholt aus.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt