Kapitel11

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Als das Zittern kaum noch erträglich war,

das Fieber meine Haut verbrannt hatte,

jegliche Geräusche durch Rauschen ersetzt wurden,

fiel ich.

>> Harlow <<

Noch fünf Minuten. Dann konnte ich hier endlich raus. Ich war bereits aus der Hotline ausgetreten. Bekam man zum Schichtende einen Anruf, handelte es sich immer um einen schwierigen Fall, sodass man nicht pünktlich Feierabend machen konnte.

Ich fühlte mich unwohl im Gebäude. Es waren zwar noch viele meiner Arbeitskollegen anwesend, aber ich war ruhelos. Ich freute mich schon fast darauf Waylens Gesicht zu sehen.

Die Spannung zwischen uns wurde immer größer. Seine Nähe zu spüren, kam einem Schwächeanfall gleich. An seinem Körper nahm die Welt nur noch als Rauschen war. Ich fühlte mich zittrig und fiebrig. Es war, als drohte man zu fallen. Mir war nur nicht klar, ob ich in etwas Gutes hineinfallen würde oder es meinen Untergang bedeutete.

Mein Nacken kribbelte. Ich sah vom Computer auf. Die Gespräche meiner Kollegen nahm ich nur als Summen wahr. Die meisten starrten auf ihren Bildschirm. Einige unterhielten sich miteinander. Keiner von ihnen schenkte mir Beachtung, dennoch fühlte ich es. Jemand beobachtete mich.

Ich sah nach hinten und fand den Übeltäter. Missmutig glotzte Warren in meine Richtung. Er war immer noch sauer. Ich hatte eigentlich gehofft, dass es sich nach ein paar Tagen legen würde. Er ging mir aus dem Weg, was okay war. Ich war nicht unbedingt scharf darauf mich mit ihm zu unterhalten. Es dämpfte nur die Stimmung zwischen uns und befeuerte die Menschen auf der Fläche zu lästern.

Warren sah nicht weg, nachdem er meinen Blick bemerkt hatte. Er verzog das Gesicht sogar noch ein Stück weit. Ich hatte ihn eigentlich für keinen nachtragenden Menschen gehalten, da hatte ich mich wohl oder übel geirrt.

Ich wandte mich wieder meinem Bildschirm zu. Siebzehn Uhr. Endlich. Ich fuhr das Teil herunter, schnappte mir meine Tasse und ging in die Küche, um diese auszuspülen.

Während ich das Porzellan mit einem Papiertuch abtrocknete, hörte ich Jemanden eintreten. Ich drehte leicht den Kopf in Richtung der Person.

„Feierabend?", fragte mich Warren besser gelaunt. Er hatte ein Lächeln aufgelegt, aber es war falsch. Ich kannte sein echtes Lächeln.

„Ja. Ich habe heute ein bisschen später angefangen", gab ich bemüht locker zurück.

Ich fühlte mich nicht wohl in seiner Nähe. Vielleicht, weil er ins Schwarze getroffen hatte. Seine Worte hingen mir noch nach.

„Das hab ich bemerkt. Ich bin heute länger geblieben. Es war viel zu tun", führte er den Smalltalk fort.

Ich lehnte mich an die Schränke und sah ihm dabei zu, wie er selbst seine Tasse ausspülte.

„Ich hab gesehen, dass der Kerl dich jetzt regelmäßig abholt."

Ich hob die Braue. Ich wüsste nicht, was ihn das anginge, jedoch unterdrückte ich den Impuls giftig zu werden. Warren meinte es gut. Er interessierte sich tatsächlich für das Leben anderer Menschen. Es konnte nicht jeder so ein sozialinkompetenter Mensch sein wie ich.

„Mhmm...", gab ich daher nur vor mir, um nicht schon wieder unfreundlich zu wirken.

„Er fährt eine ziemliche Angeberkarre, findest du nicht?"

Ich presste meine Finger fester an die Tasse, um sie nicht versehentlich gegen seinen Kopf zu schmeißen.

„Er kann es sich leisten", zuckte ich mit den Schultern.

Sein zerbrechlicher BesitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt