Sie war berauscht.
Frei von Gedanken und Ketten.
So wollte ich sie haben.
>> W.H.<<
„Gibt es Neuigkeiten?"
Mikael lehnte neben mir am Wagen. Wir sahen beide in Richtung des Bürogebäudes, in dem Harlow arbeitete.
„Sie lassen sich nicht auf der Straße blicken. Die Arschlöcher verschanzen sich in ihrem Gebäude", beantwortete er meine Frage.
„Das gefällt mir nicht", erwiderte ich.
Kiril und ich hatten ein Abkommen mit dem alten Mann. Kein Krieg innerhalb der Stadt. Solche Sachen sollten außerhalb der Stadtgrenze ablaufen. Ich konnte Teivel nicht erreichen. Niemand wusste, dass Kontakt zu dem Anführer der Crystals bestand. Die Rivalität hatte es schon gegeben, da waren weder Kiril noch ich auf dieser Welt gewesen. Kiril war es, der es geschafft hatte ein kleines bisschen Frieden in die Stadt zu bringen. Sein Adoptivvater hatte nichts davon gehalten. Das hatte ihn letztendlich auch das Leben gekostet.
Auch jetzt versuchten noch die Crystals in unser Gebiet vorzudringen. Hier gab es mehr potenzielle Käufer. Mehr Süchtige. Das Vorgehen war nur weniger aggressiv geworden.
Dass ich Teivel nicht erreichen konnte, bedeutete nur eines: Die Waffenruhe war vorbei. Das Chaos könnte jederzeit einbrechen.
„Wir bekommen schon raus, was sie planen. Ich freue mich darauf ein paar von Ihnen in die Hölle zu befördern", grinste Mikael.
Ich besaß nicht seine Zuversichtlichkeit. Ich erinnerte mich noch zu gut daran, wie viel Arbeit es gekostet hatte Ruhe in diese verdammte Stadt zu bringen. Es bedeutete Überstunden, wenig Schlaf, weniger Zeit mit Harlow und viel Blut.
„Ich verpiss mich. Dein Häschen kommt", verzog sich Mikael.
Harlow entdeckte mich. Ich rechnete damit, dass sie die Flucht ergriff und mir wieder einmal das Leben schwer machte, aber sie steuerte direkt auf mich zu.
„Ein Freund von dir?", deutete sie auf Mikael.
„Ich habe keine Freunde. Steig ein."
„Nein. Hör auf mir aufzulauern. Hast du es gestern nicht begriffen? Ich habe nicht ohne Grund die Tür abgeschlossen", hob sie den Finger und stieß ihn in meine Brust.
„Ich war nicht in deiner Nähe, Sweetness. Ich habe also auch keine abgeschlossene Tür bemerkt. Davon abgesehen hätte sie mich auch nicht aufgehalten."
Verwirrt sah sie mich an.
„Was? Du hast doch an die Tür geschlagen, wie ein Verrückter", widersprach sie mir.
„Ich bin gestern nicht zu dir gefahren, Harlow."
Scheiße nochmal. Ich war gestern bei Kiril gewesen. Wir hatten gesoffen und überlegt, wie wir vorgehen sollten. Wenn ich nicht bei ihr gewesen war, dann musste es Jemand anderes gewesen sein.
„Steig sofort ein", ergriff ich ihren Arm und bugsierte sie auf die Beifahrerseite.
Ihre Hände zitterten. Sie schien begriffen zu haben, dass es kein Scherz gewesen war.
Ich nahm auf der Fahrerseite Platz, nachdem ich sie angeschnallt hatte.
„Aber wenn du es nicht gewesen bist, wer war dann an meiner Tür?"
„Ich habe keine Ahnung."
Und das war nicht gelogen. Entweder die Crystals beobachteten uns und hatten die Verbindung zu mir entdeckt oder aber ich hatte etwas übersehen. Ich hatte versagt, verdammt nochmal.
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Sein zerbrechlicher Besitz
RomanceEr sieht sie. Er kennt sie. Jeden verdammten Aspekt ihres Lebens. Er ist besessen und Harlow ist sein nächstes Opfer. Sie sollte sich fürchten. Sie sollte sich Hilfe holen, doch dafür ist es bereits zu spät.