Kapitel 2

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Wir hatten uns in einem kleinen Raum mit einem Tisch begeben. Matteo schloss die Tür. „Was ist so wichtig, dass wir in einen anderen Raum gehen mussten?", fragte ich Matteo. Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte seine Arme. „Erinnerst du dich noch an unsere Eltern?", fing er an. „Wahrscheinlich nicht, so klein wie du und Marco damals noch waren.", sprach er weiter. Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. „Unsere Eltern sind damals doch gestorben durch einen Unfall. Zumindest hat man das uns immer gesagt oder? Wir hatten nur Kontakt zu unseren Großeltern mütterlicherseits.", er machte wieder eine Pause. Gott sprach er langsam.

Er seufzte: „Man hat uns angelogen... damals starb unsere Mutter... Vater hingegen...". „Stopp, wenn du mir sagen willst, dass er noch am Leben sei, aber all die Jahre mit Absicht kein Kontakt zu uns hatte, dann lass es lieber. Das ist absurd. Wenn du mir nicht die Wahrheit sagen willst, dann lüg mich wenigstens nicht an.", unterbrach ich ihn. Ich war kurz davor aus dem Raum zu gehen. Matteo hielt mich an der Schulter fest. „Ich weiß es klingt mehr als unglaubwürdig, aber es stimmt...", er klang ernst. Zu ernst.

Ich schaute ihm in seine Augen. Er verzog keine Miene. Ich schüttelte seine Hand von meiner Schulter: „Lass dir was besseres einfallen. DU hast doch damals immer davon gesprochen, wie sehr Mutter und Vater uns geliebt hatten und was für gute Eltern die beiden waren. Warum sollte, falls er nicht tot sei, uns im Stich lassen? Merkste selber oder?". Dabei zeigte ich ihm den Vogel. „Glaub mir, wenn ich dir sage es stimmt und ich mindestens genauso überrascht, aber auch enttäuscht bin! Ich habe ihm gesagt, er solle jetzt ja nicht denken er könne einfach zurückkommen nach all den Jahren. Aber er ist am Leben!", Matteo klang aufgebracht.

Ungläubig schaute ich ihn an. Nein, er musste sich das ausgedacht haben. Ein schlechter Scherz. Ich schüttelte energisch den Kopf: „Ich glaube dir erst wenn ich es mit eignen Augen sehe!". Matteo raufte sich die Haare. „Schön!", fauchte er dann. „Aber ich habe dich gewarnt! Ich stell dich ihm vor!", ich hatte Matteo noch nie so wütend gesehen. „Er müsste auch noch hier sein.", knirschte er mit den Zähnen. Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte das immer noch nicht wahr haben. Matteo nahm meinen Arm und zog mich Wortlos mit.

Wir liefen zum Parkplatz. Er blieb stehen. „Siehst du dort neben Tristans Onkel den Mann mit dem dunkellila Hemd und den grau/ dunkelblonden Haaren? Das ist er.", zeigte er auf einen Mann. Ich ging einen Schritt zurück. Es war der Mann, welcher mich aufgefangen hatte. „Du lügst.", murmelte ich. In meinem Kopf ratterte es. So langsam fielen mir die Ähnlichkeiten zu Matteo auf und es begann Sinn zu ergeben, warum er mir bekannt vorkam. Er sah wirklich wie unser Vater von den Bildern Zuhause aus. „Nein, das kann nicht wahr sein.", schüttelte ich den Kopf. „Frag ihn selbst. Aber erwarte nicht, dass ich ein einziges Wort mit diesem Mann wechseln werde, wenn es nicht sein muss.", knurrte Matteo.

Hatte Matteo die Wahrheit gesagt? Kann es sein? Nein, oder? Aber er könnte es wirklich sein... Wieso? Kopfschüttelnd ging ich weiter zurück. Der Mann schaute nun zu uns. Sein Blick war... schuldig? Ohne groß darüber nachzudenken, rannte ich in den Wald. Nein! Ich verwandelte mich. Ich musste einfach rennen. Meinen Kopf frei bekommen. Ich wusste einfach nicht was ich denken konnte, was ich fühlte. Der kühle Herbstwind wehte durch mein Fell. Bunte Blätter unter meinen Pfoten. Ich wusste nicht so recht wo hin, ich musste allein sein. Dabei kam mir die kleine Hütte in den Sinn, welche Tristan mir gezeigt hatte. Ich machte mich auf den Weg zu dieser. Ich wollte gerade niemanden sehen.


Silvermoon- Das ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt