Kapitel 7

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„Sie müssen eine Schwachstelle haben.", kam es von Alex. „Dann sollten wir diese schnellstens Herausfinden. Meinen Informanten nach, scheint es als würden sie sich auf einen weiteren Angriff vorbereiten. Auch scheint es so, als hätten sie dieses Mal noch ein Ass im Ärmel.", entgegnete ein anderer. „Wenn jemand etwas über die Schwachstellen wissen könnte, dann nur jemand der schon bei ihnen war.", warf eine andere rein. Dabei schaute sie mich an. Mist. „Ich denke nicht, dass Auri darauf geachtet hatte, als sie dort war.", mischte sich nun Mia ein. „Was ist denn eigentlich genau passiert, als du dort warst?", fragte Alex mich nun. Ich hatte bis jetzt noch niemandem davon erzählen können. Naja ich wollte nicht. Ich hatte das Gefühl, die Alpträume würden gerade weniger werden. Als müsste ich den ganzen Scheiß einfach irgendwo in die hinterste Ecke meines Kopfes verbannen.

 Alle schauten mich nun an. „Ich... ich weiß es nicht...", antwortete ich. Eigentlich wollte ich es nicht wissen. Ich wollte es vergessen. Die Bilder von dem Raum blitzten wieder auf. Bilder von der Nacht als ich um mein Leben rannte. „Erinnerst du dich an gar nichts mehr?", fragte Alex weiter. Ich schüttelte den Kopf. „Ich hätte da eine Idee, wie wir an die Informationen herankommen könnten.", kam es nun von einem anderen. Er schien noch recht Jung, vielleicht gerade mal 14 Jahre alt. „Ich weiß woran du denkst, aber das birgt auch Gefahren mit sich.", entgegnete Vater. Es war immer noch seltsam, dass dieser Mann mein Vater sein soll. „Für die anderen, es geht darum, über ein Ritual an die Erinnerungen zu kommen. Dabei ist es wie bei einer Vision, bloß dass diese gezielt ist.", erklärte er.

„Ein Versuch wäre es Wert, aber Auri muss damit einverstanden sein.", meinte Tristan. „Ich denke wir sollten Auri nicht dazu nötigen.", kam es von Mia. Ich hatte das Gefühl die anderen schienen vergessen zu haben, dass ich noch hier war. „Ich sehe das wie Mia. Außerdem wer sagt uns, dass es überhaupt klappt?", kam es von Matteo. „Leander weiß was er machen muss, ich habe schon mehrfach gesehen, wie er das Ritual angewandt hat.", entgegnete Tristans Onkel. „Wir könnten das doch auch jetzt machen oder?", mischte sich der Junge wieder ein. Was hat der hier eigentlich zu suchen? Ist er nicht noch zu jung? Die Richtung in die sich das Gespräch entwickelt hatte, gefiel mir ganz und gar nicht.

Ich schaute zu Tristan, welcher wohl verstand: „Nein, heute geht nicht, mal davon angesehen, dass Auri selbst noch gar nichts dazu gesagt hat. Wir sollten uns jetzt erst einmal auf die Informationen beziehen die wir haben.". Die anderen nickten. „Wir sollten uns auch auf den Ernstfall vorbereiten. Ich will nicht wieder von ihnen überrascht werden können. Wir sollten auch herausfinden, ob und was Noah plant.", sprach Tristan. Ich schaute auf den Boden. Das Gespräch der anderen schien in den Hintergrund zu rücken, ich nahm irgendwann nicht mehr wahr, was überhaupt gesagt wurde. Ich hatte den miesen Gedanken, dass wenn ich dieses Ritual zusagen würde auch selbst noch einmal das alles sehen müsste. Mein Nacken fing an zu schmerzen. Unweigerlich legte ich meine Hand auf die Stelle. Dann schaute ich wieder hoch. Die anderen waren noch am reden.

Ich saß im Auto neben Tristan. „Tut mir Leid, dass darüber gesprochen wurde, ist wahrscheinlich nicht dein Lieblingsthema... ist alles In Ordnung?", fragte er mich, als er den Wagen startete. Ich nickte: „So in Ordnung wie es halt sein kann. Ich bin ehrlich... ich weiß nicht ob ich das Ritual machen will. Ich habe das Gefühl, dass ich dann auch wieder sehe, was damals passiert ist... mal davon abgesehen... erinnere ich mich noch... zumindest an Bilder...". Gegen Ende hin wurde ich leiser.

Er legte seine Hand auf mein Bein. „Ich kann verstehen, wenn das für dich noch zu früh ist. Ich bekomme ja auch mit, wie du im Schlaf sprichst.", entgegnete er. Ich schluckte. „Ich weiß auch nicht, ob man in meinen Erinnerungen eine Schwachstelle entdecken könnte... ich meine die meiste Zeit war ich in diesem Raum...", zum ersten Mal sprach ich darüber. Ich hatte das Gefühl als hätte sich ein riesiger Klos in meinem Hals gebildet. „Und viel verraten hatte Noah auch nichts, zumindest nicht, dass ich glaube es könnte helfen... es kann natürlich sein, dass ich einiges verdrängt habe oder es mir damals nicht aufgefallen ist... aber eigentlich... das einzige was deutlich wurde, war als er nicht seinen Willen durchsetzen konnte...", murmelte ich. „Aber ich glaube das schlimmste waren nicht die Schläge oder das gefangen sein an sich, sondern... dass Noah es geschafft hat, dass ich wirklich zweifelte.", fügte ich hinzu. Auf einmal hatte ich das Gefühl als müsste ich es einfach aussprechen. Dass ich dann damit abschließen könnte.

Tristan fuhr an den Straßenrand und stoppte den Wagen. Ich schaute ihn an: „Ich wäre bestimmt gestorben, wenn ich nicht wieder an dich gedacht hätte. Es war als wenn mich der Gedanke an dich am Leben gehalten hätte.". „Wie wollte er dich zum zweifeln bringen?", fragte Tristan. Ich schaute auf meine Hände. „Das klingt vielleicht... blöd... aber er hatte die ganze Zeit davon gesprochen, dass ich dir egal wäre und deshalb noch nichts passiert wäre...", ich wurde wieder leiser. Sanft hob Tristan mein Gesicht. „Du bist für mich das wichtigste überhaupt.", dabei sprach er mit solch einer Überzeugung.


Silvermoon- Das ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt