Kapitel 27

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„Wo ist er?", fragte mich Noah eindringlich. Ich bin anscheinend damit durchgekommen. Der Typ aus dem Flur hatte mich in ein Zimmer gebracht. Wahrscheinlich eine Art Büro von Noah. „Ich kann es schlecht beschreiben, aber ich kann dir den Weg zeigen.", entgegnete ich. Ich musste Zeit schinden. „Gut... aber keine Tricks!", warnte er mich. „Ich behalte dich im Auge, sobald ich merke, dass du versuchst mich zu hintergehen, wirst nicht nur du darunter leiden.", fügte er hinzu. Damit spielte er wohl auf Tristan, Matteo und Alex an. Ich hoffte die drei waren schon längst bei der Grenze oder zumindest weit genug weg. Mein Problem sollte jetzt sein, irgendwie einen Moment abzufangen, indem ich abhauen könnte. Wir gingen nach draußen. Es war so dunkel. Wäre der Mond doch nur heller... Noah hielt mich dabei am Arm. Sein Griff war fest. Ich musste meinen Atem ruhig halten. Er durfte nicht merken was passiert war. Ich musste ihm weiterhin vorspielen als sei ich auf seiner Seite. Es war nur so schwer, zu wissen was mit den anderen war. War Tristan wütend? Verletzt? Hatte Matteo ihn überzeugen können? Mein Bruder musste jetzt einfach wissen was ich vor hatte. Es muss es verstanden haben. Ich hoffte er hatte es. Ich wurde ungeduldig. Das war nicht gut, ich musste doch ruhig bleiben! Jetzt einfach irgendwie in den Wald und dabei so tun als wüsste ich wo lang. Ich konnte es kaum abwarten. Schnell hier weg, weg von Noah und dem ganzen Scheiß hier.

Ich zeigte in eine Richtung. „Woher weiß ich das du mich nicht anlügst?", fragte Noah. „Du muss mir vertrauen. Ich habe ein Gefühl. Als würde der See mich anziehen. Sobald wir dort sind solltest du das auch merken.", entgegnete ich. Keine Ahnung was ich genau sagte aber irgendwie ergab das für mich Sinn. Es fühlte sich sogar wie die Wahrheit an. Noah schien nachdenklich. „Das wird jetzt etwas wehtun.", meinte er plötzlich. Ich verstand erst nicht und dann biss er mir in den Hals. Ich versuchte ihn von mir zu drücken, aber der Schmerz war unerträglich. Ich wollte schreien aber ich konnte nicht. Als er von mir abließ, drückte ich mit meiner freien Hand geschockt und voller Panik gegen die Bisswunde. Er wischte sich etwas Blut von den Lippen. „Solltest du daran denken abzuhauen werde ich dich finden, egal wohin du auch versuchst zu fliehen.", warnte er mich. Hatte er mich markiert? Wieso konnte er das? „Bevor du fragst, nein nicht nur Mates können diesen kleinen Trick. Zwischen uns ist zwar kein Mateband aber ich als Alpha kann dich markieren, jetzt bist du auch an dieses Rudel gebunden.", erklärte er. Ich wich zurück. Er hatte meinen Arm losgelassen. Die Bisswunde brannte. Als Tristan mich markiert hatte war es nicht annähernd so schmerzhaft gewesen. Außerdem fühlte ich mich übergangen. Noah hatte etwas unverzeihliches getan. Ich fühlte mich unwohler als zuvor. Jetzt müsste ich ihm irgendeinen See zeigen oder schnell genug rennen. Er könne mich nicht ewig jagen, nicht wenn ich wieder in meinem Rudel wäre. Nein. Er will mir gerade nur Angst machen. Er blufft. Das kann nicht sein, er kann mich nicht an sein Rudel binden. Er muss lügen!

„Wovor hast du denn plötzlich so Angst kleine?", fragte er mich eindringlich. Er ahnte etwas oder? Ich schüttelte den Kopf. „Fick dich Noah!", dabei schlug ich ihm mit meinen beiden Fäusten gegen seine Brust. Das Blut an meiner Hand färbte sein dunkelgraues Hemd rötlich. „Ich dachte du bist auf meiner Seite Auri. Dann sollte es dich doch auch nicht stören wenn ich dich etwas beiße oder?", er schien meine Worte zu ignorieren. „Du hast doch auch deinen lieben Mate Tristan hintergangen, warum jetzt plötzlich die Meinung ändern?", sprach er weiter. „Es seidenn du wolltest mich die ganze Zeit täuschen und mir gar nicht wirklich helfen. Aber du würdest mich doch nicht anlügen oder?", seine Stimme blieb ruhig. Er wusste es. Die ganze Zeit. „Ich wollte wissen wie lange es dauert bis du dich verraten würdest. Dachtest du ich hätte dir geglaubt dass du dich so schnell von Tristan abwenden würdest, obwohl du bewiesen hattest, dass du für ihn sterben würdest? Wie naiv dachtest du sei ich?", Noah kam näher. „Weißt du. Ich habe dich angelogen. Ich wollte wissen auf welcher Seite du stehst. Das an deinem Hals ist lediglich ein Biss, nichts weiter. Es war nötig. Jetzt weiß ich du würdest mir nie freiwillg den See zeigen oder das Ritual machen. Aber ich habe Wege und Mittel dich dazu zu bewegen.", er griff meine Arme. „Deine liebsten werden leiden, wenn du mir nicht hilfst. Willst du das Blut deines Bruders an deinen Händen kleben haben?", fragte mich Noah eindringlich. Es war als würde er meine Arme zerquetschen wollen.

Er wollte gerade was sagen, als er von einem anderen unterbrochen wurde: „Es gib ein Problem mit den drei Gefangenen...". Noah blickte zu dem Typen der das gesagt hatte, auch ich schaute zu ihm. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Seine Nase war blau angeschwollen und seine Klamotten waren voll von Blut. „Was meinst du damit? Siehst du nicht, dass ich gerade beschäftigt bin?", entgegnete Noah genervt. Das war der Moment auf den ich gewartet hatte. Das musste heißen die anderen konnten abhauen! Ich hob schwungvoll mein Knie und rammte es Noah zwischen seine Beine. „Das ist für die Bisswunde!", knurrte ich. In mir war wieder diese Stärke. Als könnte ich alles schaffen. Noahs Griff wurde lockerer und ich stieß ihn von mir. Dann rannte ich los. Im rennen verwandelte ich mich. Ich kannte den Weg. Ich wusste wo lang und doch rannte ich in eine andere Richtung. Ich wollte die nicht gleich zur Grenze locken.


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