Silvermoon- Das Erbe

Kapitel 24

„Du hast jetzt die Aufgabe dich in das Ritual hier einzulesen.", gab mir Noah ein Buch. Ich begutachtete das Buch in meinen Händen. Es war alt und sehr schwer. Außerdem steckte ein Lesezeichen in der Mitte der Seite, welches schon sehr abgenutzt und zerfleddert aussah.„Worum geht es dabei?", fragte ich ihn. „Das ließt du dann, aber um es kurz zu sagen, du wirst das Ritual leiten müssen, außer dir kann das niemand. Das Kapitel ist markiert.", entgegnete er. „Ich lasse dir jetzt Zeit, wenn du Fragen haben solltest, klopf gegen die Tür und es wird sich jemand melden. Du musst verstehen, dass ich vorsichtig bleiben will.", fügte Noah hinzu. Ich nickte. Hatte ich mir schon fast gedacht. Er verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Er war viel freundlicher zu mir geworden. Außerdem hatte ich das Gefühl, da war noch etwas, was hinter seinem Handeln steckte. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Ich sollte nicht so viel über ihn nachdenken. Eher musste ich mir etwas überlegen, die anderen retten zu können. Ich schaute wieder auf das Buch in meinen Händen. Der Einband war aus altem Leder und auch sonst sah das Buch sehr alt und mitgenommen von der Zeit aus. Ich setzte mich aufs Bett. Warum konnte nur ich das Ritual machen? Welches Ritual überhaupt? Ich schlug das Buch an der Stelle des Lesezeichens auf. Ein modriger, alter Geruch kam von den Seiten des Buches aus. Diese waren schon gelblich und eingetrocknet. Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingern über die Seiten. Das Buch wurde noch von Hand geschrieben, die Handschrift schien aber recht leserlich zu sein. Ich fing an zu lesen.

Das Ritual zur Stärkung eines Gestaltwandlers:

Zuerst sollte gesagt sein, dass dieses Ritual eine große Gefahr mit sich birgt. Der Anwender muss etwas ihm wichtiges opfern um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Die Mondgöttin selbst entscheidet dann ob sie den Tausch eingehen möchte. Empfindet sie den Grund des Rituals als glaubhaft, so wird sie es gestatten. Findet sie den Grund jedoch nicht ausreichend, so wird dem Gestaltwandler eine Strafe aufgelegt. Wie diese aussieht, ist nicht bekannt. Ob der Anwender selbst auch betroffen sein wird, ist auch nicht bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Anwender keine Strafe ereilen sollte, sofern er nicht wissentlich gegen den Willen der Mondgöttin gehandelt habe, da der Anwender selbst nur jemand sein kann, wer vorher den Segen der Mondgöttin erlangt hat.

Die einzige bekannte Blutlinie mit einem solchem Segen, ist die Connor Blutlinie, jedoch nur diese, welche die Gabe des Sehens haben. Zurückzuführen auf die ersten Connor, welche sich als direkte Diener der Mondgöttin verstanden. Dabei ist die Gabe des Sehens etwas, dass nicht jeder Connor erlangen kann, nur welche, die von der Mondgöttin als würdig erachtet werden. Mit der Zeit wurden es immer weniger Connor, welche die Gabe bekamen und bei Elias Connor waren die Kräfte am stärksten ausgebildet. Er konnte sich selbst unwissentlich die Augenkraft zurückholen durch eben dieses Ritual.

Das Ritual selbst ist nur bei Vollmond in einem bestimmten See möglich. Den See erkennt nur, wer die Gabe des Sehens hat. Er solle danach in seinen Visionen suchen können.

Ich legte das Buch auf die Seite und rieb mir die Schläfen. Das waren zu viele Informationen auf einmal und ich fühlte mich überfordert. Ich zwang mich selbst hierzu. Ich wollte nicht hier sein. Doch ich sah auch, dass Noah etwas über mich und meine Vergangenheit wusste, dass Vater mir scheinbar nicht erzählen konnte oder noch nicht hat. Eigentlich hatten wir auch noch gar nicht die Zeit dazu gehabt. Außerdem war da dieses Buch, welches so viel über meinen Stammbaum zu wissen schien. Ich nahm das Buch wieder in die Hände. Ich wusste, dass ich das Ritual für Noah nicht machen dürfte, egal was mit ihm oder auch mir, wenn ich es nicht machen würde, passieren würde. Mein Bauchgefühl schrie förmlich nein bei dem Gedanken daran. Ich musste so schnell wie möglich hier weg. Nach dem Buch hätte ich knapp einen Monat, bis er das Ritual machen will, da gerade erst Vollmond war. Das war mein Vorteil. Das verschaffte mir Zeit, darüber nachzudenken, wie ich die anderen retten könnte.

Ich hatte mir lange überlegt, wie ich die anderen retten sollte und bin auf den Schluss gekommen, dass es nur gehen würde, wenn Noah mir soweit vertraut, dass ich mich hier frei bewegen dürfte. Außerdem musste ich dieses Buch mitnehmen. Dort stand einiges drin, was bestimmt auch Vater und die anderen interessieren würden. Mein Plan stand also. Ich musste genug vertrauen gewinnen, damit ich dann die anderen befreien könnte.