Kapitel 13

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Ich saß ihm gegenüber auf dem Boden vom Lager des Gemeindehauses. „Warum sind wir nochmal hier?", fragte ich. „Weil wir hier eine Sammlung an Gegenständen haben, welche die Kraft verstärken kann. Optimal wäre natürlich bei Vollmond aber das geht gerade nicht.", erklärte Vater. „Also, eigentlich musst du dich nur darauf konzentrieren wen du finden willst. Wie ich vorhin schon sagte, ist es einfacher, wenn man eine Bindung zu der gesuchten Person hat. Es kann sein, dass es beim ersten Versuch nicht klappt, dann muss ich versuchen die anderen zu finden.", sprach er weiter.

Dann nahm er ein Zeremonienstab. „Damit solltest du in der Lage sein, in deine Vision zu kommen. Konzentrieren musst du dich dennoch.", reichte er mir den Stab. Ich zögerte. Könnte ich wirklich die anderen finden? Ich musste es versuchen, es ging dabei auch um Tristan! Ich nahm den Stab. „Vielleicht ist es einfacher, wenn du dabei die Augen schließt.", gab Vater als Tipp.

Ich nickte. Dann schloss ich die Augen. Ich versuchte an Tristan zu denken, herauszufinden wo er war. Aber was wenn es nicht klappt? Wenn ich nicht diese Seherkräfte hab? Wenn die anderen Male alle nur Zufall und Glück waren? Wenn mein Gehirn mir etwas vorgespielt hatte? Konnte ich wirklich Visionen erzwingen? All diese Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, sodass ich mich kaum darauf konzentrieren konnte, nach Tristan zu suchen. Es schien schier unmöglich mich darauf zu fokussieren.

Ich schüttelte den Kopf: „Ich kann das nicht.". Ich hatte die Augen geöffnet. Es ging einfach nicht. „Das ist schade, aber wie gesagt, du versuchst es zum ersten mal zu kontrollieren, da kann das vorkommen. Dann lass mich mal.", meinte er und nahm mir den Stab ab. Klar, wahrscheinlich war das für ihn keine große Sache, aber ich hätte helfen können Tristan und die anderen zu finden. Ich schaute zu wie er die Augen schloss. Ich blieb still, klappte es? Er sah konzentriert aus. Matteo war ihm wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten und auch Marco fand ich darin wieder. Er hatte seine schon gräulichen Haare nach hinten gekämmt. In seinem Gesicht waren schon leichte Falten zu erkennen. Was ist in den letzten 20 Jahren passiert? Warum ist er verschwunden?

Ich lehnte mich nach hinten und stützte mich dabei auf meine Hände. Mein Blick richtete sich gegen die Decke. Wäre es nicht sinnvoller, wenn ich schon mit den anderen nach Tristan suchen würde? Offensichtlich kann ich diese Visionen und so nicht. Was wenn den anderen etwas passiert ist... wenn Noah wirklich eine Falle gestellte hatte, sowie damals? Mehr und mehr Angst breitete sich in mir aus, mein Atem wurde schneller. Ich hätte früher merken müssen, dass was nicht stimmt! Ich schaute wieder nach vorne zu Vater. Er schien immer noch konzentriert. Ich schloss die Augen. Ich könne jetzt nicht aufgeben, es ging um Tristan und auch um meinen Bruder.

Mondgöttin, wenn ich wirklich diese Kraft habe, dann lass mich diese bitte nur einmal kontrollieren, ich muss meinen Mate finden. Ich muss wissen wo er ist und wie es ihm geht. Ich kann nicht nur herumsitzen und nichts tun. Ich muss ihn finden! Auf einmal durchzog mich ein Schmerz, als wäre ich vom Blitz getroffen worden. Ich riss die Augen auf. Der Schmerz war wieder weg. Meine Hand hatte ich instinktiv auf meine Brust gelegt. Mein Herz schlug schnell.

„Alles in Ordnung?", fragte Vater. Ich schaute zu ihm, er hatte die Augen wieder offen und den Stab zur Seite gelegt. „Ja... ich glaube schon. Konntest du etwas herausfinden?", entgegnete ich noch etwas außer Atem. Er zog die Augenbrauen fragend zusammen. „Ja, aber es ist nicht viel, da war eine kleine Hütte.", antwortete er. „Wie sah die Hütte aus?", fragte ich schnell. Könnte es sein? „Sie schien klein zu sein, aus Holz, daneben an der einen Hüttenwand außen war etwas Feuerholz. Ich kenne die Stelle aber nicht, wo die steht. Kennst du etwa eine solche Hütte?", er schien zu verstehen. „Ja, das würde auch erklären warum die anderen noch nicht dort gesucht haben, denn wenn es die Hütte ist, wissen nur Tristan und ich wo die steht.", erklärte ich. „Dann lass uns dort nachschauen, ich sag nur meinem Alpha Andreas Bescheid.", mit den Worten stand er auf und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm diese und er half mir hoch. Tristans Onkel hieß also Andreas. Interessant das jetzt auch mal zu erfahren. Vater tippte auf seinem Handy, als wir zu seinem Auto liefen. „Kannst du fahren?", fragte er mich. „Ja aber ich fahr nicht gerade viel...", entgegnete ich. „Das reicht mich schon, hier, dann musst du mir den Weg nicht beschreiben.", gab er mir seinen Autoschlüssel.


Silvermoon- Das ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt