Kapitel 19

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Vielleicht sollten wir umkehren? Ich glaube da könnten zu viele sein, als dass wir vier eine Chance hätten. Wir wissen jetzt immerhin wo wir hin müssen.', kam es von Mia. Ich schaute sie verwirrt an. ‚Wie kommst du darauf? Wir können es immerhin versuchen!', entgegnete ich. Mein Drang Tristan zu finden wurde immer größer. ‚Sie hat recht. Dort vorne ist wahrscheinlich ein Quartier von denen, da kopflos rein zurennen ist sinnlos. Wir brauchen Unterstützung. Wir haben Informationen. Wenn wir jetzt auch in Noahs Fänge geraten hat uns das nichts gebracht!', stimmte Marco ihr zu. Noelle nickte. Ich war dagegen, aber die anderen machten sich auf den Rückweg. ‚Dann geht ihr und ich warte hier. Ich kann jetzt nicht einfach umdrehen mit dem Wissen, dass die anderen dort gefangen sind und sonst was mit ihnen passiert.', meinte ich dann.

‚Auri, wir KÖNNEN dich nicht hier lassen! Du bist die Luna des Rudels. Außerdem wäre es viel zu gefährlich. Ich will dich nicht verlieren und wir wissen was Noah machen würde.', Marco klang besorgt. ‚Mir passiert nichts! Ich muss aber zu meinem Mate und wenn ich Noah sehe, dann sollte er besser beten. Er ist eindeutig zu weit gegangen!', ich wurde wieder wütend. Woher nahm ich bloß die Kraft und den Mut so darüber zu denken? Marco kniff die Augen nachdenklich und bereuend zusammen: ‚Wir beeilen uns. Mach nichts unüberlegtes und lass mich das nicht bereuen.'.

Dann rannten die drei los. Ich rechnete Marco die Entscheidung hoch an. Es muss schwer für ihn gewesen sein. Ich krabbelte in ein Gebüsch. Ich muss die anderen finden. Koste es was es wolle. Ich schloss die Augen und versuchte meine Umgebung wahrzunehmen, zu erschnüffeln, zu erfühlen. Die Erde unter meinen Pfoten vibrierte leicht. Ich roch die anderen Wölfe. Die vom Anderson Rudel. Ich vernahm ihre Schritte. Es waren einige. Ich lauschte und hörte leise ihre Stimmen. Sie waren in Menschengestalt zumindest einige von ihnen. Das wäre aber keine Garantie, dass diese ein leichter Gegner wären. Vor allem, weil ich nun allein hier war. Ich versuchte zu verstehen worüber sie sprachen. „Wenn Noah... das wird lustig... warm anziehen...", waren Wortfetzen die ich vernahm. Noah war dort? Er wird es bereuen! Ich musste ein knurren unterdrücken.

Oh wie ich Noah hasste. Ich musste näher dran um mehr verstehen zu können, weshalb ich langsam und vorsichtig unter dem Busch hervor kroch und versuchte leise zum nächsten zu schleichen. Dieser lag etwas näher, doch nicht nah genug. Ich schlich also zum nächsten Busch und zum nächsten. Dann hatte ich die anderem im Sichtfeld. War ich zu nah? Ich verkroch mich zwischen dem Gebüsch und einiges an Laub. Es sah aus wie ein normales Haus, so normal ein Haus im Wald halt sein kann. Es kam mir jedoch nicht bekannt vor. Das müsste ein anderes Versteck von Noah sein. Wenn es wie das andere war, müsste es einen großen Keller mit vielen Gängen geben. Dann müsste es aber auch Fenster zu dem Keller geben. Aber wie sollte ich da rein, als Wolf wäre es zu auffällig und ich wäre zu groß. Ich müsste an Klamotten kommen. Ich schaute mich um. Müsste es hier nicht irgendwie Klamotten geben, die herumlagen?

Auf einmal hörte ich schnelle Schritte näher kommen. Es klang wie ein Wolf. Was nun? Er darf mich nicht finden! Ich versuchte mich so weit es ging in die Erde unter dem Gebüsch und dem Laub zu verstecken und meinen Atem zu verlangsamen, doch mein Herz fing an wie wild zu schlagen. Ich kniff die Augen zusammen. Ich war so aufgeregt. Nicht auffallen. Bloß nicht auffallen! Warum war ich näher an das Versteck gegangen? Marco würde mich köpfen für die Entscheidung. Im Nachhinein war diese echt unüberlegt gewesen. Warum musste ich so dumm sein? Ich versuchte zu lauschen wo der Wolf nun war, aber es war still. War ich in Sicherheit? Hatte er mich nicht entdeckt? Ich wollte gerade aufatmen, als mich etwas aus dem Gebüsch riss. Ich rollte über den Boden und als ich mich aufrappelte, sah ich einen großen dunklen Wolf mit Mordlust in den Augen vor mir stehen. Andere schienen auf uns aufmerksam geworden zu sein, denn wir beide hatten angefangen zu knurren. Ich würde nicht nachgeben.


Silvermoon- Das ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt