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In meiner Pause gehe ich das erste Mal seit langem wieder auswärts essen, um nicht im Büro zu sein

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In meiner Pause gehe ich das erste Mal seit langem wieder auswärts essen, um nicht im Büro zu sein. Wir haben zwar eine kleine Kantine mit relativ gutem Essen, aber ich muss heute einfach raus.

Die Mittagssonne scheint fröhlich auf mich hinab, während keine einzige Wolke am blauen Himmel zu sehen ist. Nicht ein Wölkchen verdeckt die schöne Aussicht.

Da ich vor einem halben Jahr ein gutes Café in der Nähe des Büros entdeckt habe, mache ich mich auf den Weg zu diesem und laufe an den anderen Bürokomplexen entlang, welche größtenteils kleiner sind, als der, in dem ich mit Styles' Architects sitze.

Seit meinem Umzug vor einem guten Jahr nach London habe ich mir weiterhin mit meinen Vater die Geschäftsführung geteilt, jetzt habe ich eine Zweigstelle hier in London eröffnet, die fast noch besser läuft, als die Hauptstelle in New York, die noch von meinem Vater geführt wird. Wie lange weiß ich nicht, aber Pa hat sich geschworen, bis zu seinem Tod Boss der Firma zu sein. Momentan stehen die Chancen gut, aber man weiß nie, wann das Leben für jemanden endet. Es könnte schon im nächsten Moment vorbei sein.

„Ah, Scheiße!", fluche ich, als sich plötzlich etwas heißes auf meinem weißen Hemd ausbreitet und sich schnell als Tee herausstellt. Schwarzer Tee mit Milch. „Sorry!", wird mir hinterhergerufen, da der Übeltäter in einer rasenden Geschwindigkeit in die Richtung läuft, aus der ich gerade gekommen bin und bei meinem größten Konkurrenten hier in London durch die, mit Gold verzierte, Tür läuft. Anscheinend jemand, der ein Vorstellungsgespräch hat und zu spät dran ist.

Genau so wie Louis vor zwei Jahren in New York. Und er hat den Job trotzdem bekommen. Wieso? Weil ich ihn seit dem ersten Moment nicht mehr vergessen konnte. Auch, wenn ich ein wenig genervt war, dass er über zwanzig Minuten zu spät war, war ich trotzdem fasziniert von ihm. Wie er sich bewegt und verhalten hat. Einfach wie er mich in den wenigen Minuten völlig vom Hocker gerissen hat. Und dass er das beste aus der Situation herausgeholt hat.

Ich muss zugeben, anfangs war ich nicht sonderlich nett zu ihm, aber diese Gefühle waren vollkommen neu für mich. Ich habe Mike damals schon geliebt, aber die Gefühle, die ich Louis gegenüber empfunden habe, waren so vollkommen anders und viel intensiver. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch und mein Körper hat Feuer gefangen, als ich ihn berührt habe. Und ich habe ihn verloren, weil ich meinem Bruder mehr Glauben geschenkt habe, als dem Mann, dem ich mein Herz gegeben habe. Und er hat es immer noch. Und es ist auf irgendeine verkorkste Weise vollkommen in Ordnung, dass ich es niemals wiederbekommen werde.

„Geht es Ihnen gut, Sir?", werde ich aus meinen Gedanken gerissen und drehe mich zu der Stimme um, die einer jungen Frau gehört. Anfang zwanzig, nicht älter. „Kar, ich habe nur nachgedacht." Natürlich. Ich stehe mitten auf dem Gehweg mit einem ruinierten Hemd und einer verbrühten Brust, während ich nachdenke. Eine bessere Ausrede gibt es wohl nicht. „Sie haben ein wenig Kaffee auf dem Hemd.", erklärt sie und ist schon weg, bevor ich ihr erklären kann, dass es schwarzer Tee mit Milch war.

Da ich jedoch nicht mit einem dreckigen Hemd irgendwo hingehen möchte, mache ich mich wieder auf den Weg ins Büro. Glücklicherweise habe ich heute keine Meetings oder Termine mehr, weshalb ich Alexander auf dem Weg eine Mail schreibe, dass ich erst morgen Früh wieder anwesend bin.

Schneller als erwartet bin ich nach einer halben Stunde wieder zu Hause und habe noch ein bisschen mehr als vier Stunden Zeit, bis ich Lukas vom Fußballtraining abholen kann. Theoretisch könnte ich ihn und seinen Kumpel auch dort hin fahren, aber ein wenig Ruhe von allem tut mir auch ein wenig gut. Vollzeit-Dad zu sein, ist doch anstrengender, als gedacht. Vor allem, wenn man alleinerziehend ist und kein Partner in Sicht ist.

Als erstes gehe ich ins Badezimmer, wo ich mir meine Klamotten ausziehe und dann in die Dusche gehe. Als erstes lasse ich das warme Wasser für ein wenig länger als nötig auf meine Haut herunterprasseln, aber das habe ich gerade nötig. Diese Entspannung, welche ich hoffentlich spüre, wenn ich frisch geduscht aus der Dusche steige, habe ich dringend nötig. Damals konnte ich feiern, um abzuschalten, jetzt nicht mehr. Ich lasse Lukas abends ungerne alleine und für mich persönlich ist feiern auch nichts mehr. Und es hat nichts damit zu tun, dass ich nächstes Jahr dreißig werde.

Seitdem Louis und Sophie nicht mehr in meinem Leben sind, ist alles anders. Mit meinen Eltern und Gemma habe ich kaum noch Kontakt, aufgrund der Zeitverschiebung und der Entfernung. Und mit Chris möchte ich nichts mehr zu tun haben, seitdem er mir gebeichtet hat, dass der Kuss von ihm ausging und Louis niemals erwidert hat. Ich wollte mit Louis reden, aber wurde jedes Mal direkt zur Mailbox geleitet, bis die Nummer plötzlich nicht mehr verfügbar war.

Mit dem Einshampoonieren lasse ich mir ebenfalls Zeit und bin erst nach mehr als fünfundzwanzig Minuten wieder raus, um mich abzutrocknen.

Meine Haare kämme ich nur durch und bin erleichtert, als sich in diesen weniger Knoten befinden, als angenommen, da ich sie vor dem Duschen nicht durchgekämmt habe. Seit gestern Abend nicht mehr. Nur mit dem Handtuch um die Hüfte geschlungen, gehe ich die Treppen runter, um mir in der Küche einen Iced coffee zu machen, mit dem ich mich in den Garten setze und mich ein wenig sonne. In den letzten Monaten bin ich nämlich wieder viel zu blass geworden, was meinen Tattoos weniger gut tut, da der Kontrast zu meiner gebräunten Haut verschwindet. Da hat Lukas wohl Glück, dass er von Geburt an eine gesunde Bräune aufweist. Dank seiner Mutter.

Das Handtuch um meine Hüfte lege ich auf die warme Liege und mache es mir auf dieser gemütlich, während ich weitestgehend entspanne und währenddessen meinen Kaffee trinke. Da das Wetter in London die meiste Zeit über ziemlich bewölkt war, nutze ich jetzt die Chance, während ich alleine bin, draußen etwas zu genießen.

Nachher möchte ich noch ein wenig das Haus aufräumen und putzen. Vor allem die Wäsche machen. Zwar hasse ich diesen Job, aber momentan ist meine Haushälterin in Urlaub, weshalb die ganzen Aufgaben an mir hängen bleiben. Äußerst schlimm finde ich es nicht, immerhin bin ich ein selbstständiger Mann und kann gut auf mich alleine aufpassen, aber das Haus ist ziemlich groß. Mit einem elfjährigen Sohn, einem Vollzeitjob und leider ein paar Überstunden, bei welchen ich mich manchmal in Soho oder Stockwell wiederfinde. Lukas weiß davon natürlich nichts und so soll das auch bleiben. Ich möchte nicht, dass er erfährt, wo ich mich rumtreibe, um meine sexuellen Gelüste zu stillen.

Aber jetzt heißt es erstmal: Augen zu und die Sonne genießen.

Dachte ich zumindest, bis es an der Haustür klingelt und ich nach nichtmal einer halben Stunde wieder aufstehe, um zur Tür zu gehen.

„Mr Styles?", fragt ein Junge, nachdem ich die Tür geöffnet habe und dann erst merke, dass mein Handtuch noch im Garten ist. Schnell stelle ich mich hinter die Tür und räuspere mich. „Ja."- „Ein Paket für Sie." Er deutet auf einen Karton neben sich und hält mir dann sein Handy hin, auf welchem ich mit meinem Finger unterschreiben muss. Gott, wie ich das hasse. So teuer ist ein Stift dann doch auch nicht. „Danke" Ich warte noch, bis er wieder weg ist, um das Paket schnell reinzutragen, ohne von jemandem nackt gesehen zu werden. Das ist der Vorteil an einem alleinstehenden Haus mit großen Hecken herum, die den Garten vor Blicken anderer schützt.

Ohne das Paket zu öffnen, gehe ich die Treppen hoch, um mir in meinem Schlafzimmer eine kurze Jogginghose anzuziehen. Dazu ein weißes Shirt, was mir ein wenig zu groß ist, da es zu oft die Waschmaschine gesehen hat, aber es ist weich, weshalb ich es gerne in meiner Freizeit anziehe. Danach fange ich an, ein wenig Staub zu wischen und aufzuräumen, ehe ich in den Keller zur Waschmaschine gehe und dort alles in den Trockner schmeiße, nachdem ich die Sachen aus diesem ordentlich sortiert habe, damit ich gleich vielleicht noch ein wenig bügeln kann. Vor allem meine Anzüge, da mir die Reinigung das oftmals zu ungenau macht.

My LapinouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt