Kapitel 14 (Wille)

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TW: BLUT, SELBSTVERLETZUNG (Rede davon, keine Ausführung)

Simon liegt in meinen Armen und weint. Er weint genau so wie ich auch weine. Aber ich kann nicht anders.
Simon so zu sehen, zerbricht mir das Herz.
Er hätte sich so etwas nie antun müssen. Wie kann man mit Simon, meinem Simon, so schlecht umgehen?
Er hat es mir nicht gesagt, weil er nicht wollte, dass ich mich schlecht fühle. Bin ich so ein schlechter Freund, dass ich ihm das Gefühl gebe, er kann mit mir nicht darüber reden, weil es mir schlecht gehen könnte?
„Simon... Es tut mir so, so leid."
„Wille..." Man merkt, wie schwer es ihm fällt zu sprechen.
„Es ist nicht deine Schuld. Bitte entschuldige dich nicht."
Wie kann ich mich denn nicht, nicht entschuldigen? Simon hat mich unterstützt als ich ihm gesagt habe, wie schlecht es mir geht. Und ich weiß erst jetzt, dass es ihm die ganze Zeit auch schlecht ging.
Außerdem: Wie konnte ich die Narben nie bemerken? Ich meine, ich habe nie nach ihnen „geguckt", aber irgendwann hätten sie mir auffallen können.
„Wille, denk nicht so viel darüber nach. Ich will morgen mit dir Weihnachten feiern."
„Lass uns schlafen." Ich ziehe die Decke über uns, aber wir verharren in der selben Position wie eben. Simon liegt eingekuschelt auf meiner Brust und mein Arm liegt um ihn.
„Moment." Ich setze mich kurz auf, um mir meim Shirt ausziehen. Es ist nass von Simons Tränen, aber es ist auch einfach warm.
Schwach grinst Simon mich an, als er sich wieder auf meine Brust legt.
„Ich liebe dich, Simon"
„Ich liebe dich auch, Wilhelm."
Mit diesen Worten schlafen wir Arm in Arm ein.

Als ich morgens aufwache, schläft Simon noch. Aber da es schon nach 10 Uhr ist, beschließe ich, ihn zu wecken.
„Hey, Simooooon." Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Aufstehen!! Es ist schon spät!"
Von ihm kommt nur ein ein bisschen verwirrtes „Hmmm?".
Ich gebe ihm einen kleinen Kuss auf den Mund.
„Simon! Guck aus dem Fenster, es hat geschneit!"
Ich liebe Schnee. Vorallem, weil ich früher nie darin spielen durfte. Meine Mutter meinte, Schnee sei zu „dreckig".
„Was, echt?" Aufeinmal findet er anscheinend die Motivation, aufzustehen, nur um aus dem Fenster zu gucken.
Als ich auf den Platz gucke, wo Simon gelegen hat, sehe ich einen kleinen Blutfleck.
Seine Wunde hat also heute Nacht anscheinend auch noch geblutet.
„Hey, Simon", sage ich ganz zart. „Kann ich mir kurz deinen Arm angucken? Ich möchte schauen, ob es noch blutet." Simon nickt leicht.
Als er mir seinen Arm gibt, legt er seinen Kopf auf meine Schulter und schaut weg.
„Simon? Das muss dir nicht unangenehm sein!"
Er gibt mir einen kleinen Kuss auf die Schulter und ich schaue mir seinen Arm an.

Das Blut an seinem Arm sieht noch relativ frisch aus, es hat also anscheinend noch viel geblutet. War die Wunde so tief?
„Komm. Ich binde dir einen Verband drum." Um ihm zu zeigen, dass alles gut ist, hauche ich einen Kuss auf seinen Arm, und ich sehe, wie er Gänsehaut bekommt.
Ich kann nicht anders, als ihn in den Arm zu nehmen. Simon musste in seinem Leben schon so viel durchmachen. Sein Vater, das in der Schule, das Video. Ich darf nicht zulassen, dass es ihm jemals wieder schlecht geht, dafür liebe ihn ihn viel zu sehr.

Nachdem ich ihm den Verband umgebunden hatte, lächelte ich ihn an.
„So. Genug jetzt mit dem traurigen Zeug. Ich will in den Schnee!"
„Hey, Hey, Hey, warte. Bitte zieh zuerst was warmes an. Ich kann keinen kranken Simon in meinem Bett gebrauchen."
„Aber auch nur weil du so lieb gefragt hast." Er zwinkert mir zu, und zieht irgendwas aus meinem Schrank raus.
„Den Pulli kann ich haben, oder?" Ohne meine Antwort abzuwarten, zieht er sich bis auf die Boxershorts aus, wofür er einen verwirrten Blick von mir kassiert. Nicht, dass ich die Aussicht nicht schön finde (Wieso auch?).
„Was denn? Soll ich mich im Bad umziehen, um dich nicht in Verlegenheit zu bringen?"
Als wir beide endlich fertig angezogen waren, gingen wir raus.

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt