Kapitel 36 (Wille)

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Und hier war ich. Auf der Tanzfläche des Ballsaals im Königspalast, tanzend mit der Liebe meines Lebens. Mit Simon an meiner Brust. Es ist, als gäbe es nur uns. Als wären die letzten Wochen nie geschehen, obwohl wir beide nur zu gut wissen, was diese Wochen für einen Einfluss auf uns und auf unsere Beziehung hatten. Doch jetzt gerade... Jetzt gerade ist es egal.

Hätte ich nur gewusst, dass ich so etwas jemals mit Simon machen darf. Nie, niemals in meinem Leben hätte ich gedacht, jemanden zu finden, der mich so sehr liebt wie Simon. Dass ich jemals so jemanden finde, den ich so sehr liebe, wie ihn. Es ist als würde er mich komplett machen. Als ob er mein Herz so ausfüllt, dass es genug Platz in meiner Brust hat, um schnell und voll zu schlagen. Als ob er der Grund dafür ist, dass ich atmen, denken, leben kann. Ohne ihn... Da würde das alles nicht funktionieren. Und da bin ich mir ganz sicher.

Irgendwann lösen Simon und ich uns voneinander. Mit einem Grinsen, das einfach nicht mehr weggehen möchte. Fast, als wären meine Mundwinkel nach oben geklebt. Aber natürlich grinse ich freiwillig.

„Du siehst wunderschön aus, Sonne."
Mein Freund wird etwas rot und um ehrlich zu sein, lässt mich das nur noch mehr lächeln. All das bei ihm auszulösen ist unbeschreiblich schön. Weil ich weiß, wie gut es ist, sowas zu fühlen.
„Und du erst, Wille."

„Woll'n wir was essen? Hier gibts total viele kleine, leckere Happen."
Simon zögert, das sieht man ihm an. Sein Mund zieht sich ein kleines bisschen zusammen, seine Augen verengen sich um einen Hauch und er sagt nichts. Dann, endlich, antwortet er.
„Klar."
Mit einem Lächeln schnappt er nach meiner Hand und wir laufen, ohne, dass es irgendjemanden stört, zusammen zum Buffet.

Hier stehen wir jetzt an einem runden Stehtisch und essen alles, was es gibt. Garnelen, Frühlingsrollen, Muscheln, sogar Kaviar.
Dann läuft eine ältere, gekrümmte Dame auf uns zu, die wirklich sehr, sehr alt aussieht. Und ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, wer sie ist.

„Kronprinz!", sagt sie und hält mir ihre Hand hin, die ich ja ergreifen muss.
„Guten Abend."
„Ich sehe, Sie haben ja Ihren besten Freund mitgebracht! Na das ist ja schön, wenn eine Freundschaft so eng ist, dass der Kleine sogar mit auf den Ball hier darf."
"Der Kleine"? "Bester Freund"?

„Eigentlich, das hier ist Simon. Mein Freund. Also mein fester Freund, wir sind nämlich zusammen."
Sie sieht zwischen Simon, der übrigens neben mir steht und sich ein Lachen zwanghaft verkneifen muss, und mir hin und her, während sie uns etwas verwirrt ansieht.
„Aber sind Sie nicht der Kronprinz?"
„Ja, das bin ich. Trotzdem kann ich mit einem Jungen zusammen sein, nicht?"
Gestellt höflich lächle ich sie an.

„Aber selbstverständlich! Wissen Sie, ich finde das toll! Früher, da gab es das nicht. Ein schwuler Kronprinz... Aber wenn Sie Sich lieben!"
Auf das ganze "schwul-Ding" gehe ich jetzt nicht mehr ein. Sie ist immerhin alt. Und dass sie überhaupt "gut" reagiert, grenzt nahezu an ein Wunder. Klar, nicht alle alten Menschen sind homophob, aber super erfreut sind sie dann auch nicht.

„Das tun wir."
Ich lächele sie verabschiedend an und zum Glück verschwindet sie dann auch, sodass Simon sofort losprusten kann. Bei seinem süßen Lachen kann ich nicht anders, als miteinzustimmen. Daraufhin legt mein Freund mir eine Hand auf meine Schulter und sieht mir toternst in die Augen.
„Wille. Du bist echt mein bestester Kumpel auf der ganzen Welt."

„Und du meiner", hauche ich ihm entgegen, bevor ich unsere Lippen wieder miteinander verbinde und mich wirklich, wirklich zurückhalten muss, Simon nicht an seinem Po zu mir zu ziehen und sonst was mit ihm zu machen. Aber ich will ihn nicht wieder überrumpeln, geschweige denn ihm ein unwohles Gefühl geben.
„Shit!" Damit löst er sich von mir.
„Ich hab mein Glas voll vergessen! Ich geh mir gerade ein Neues holen, ja?"
„Mach das."

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt