Kapitel 17 (Wille)

692 20 7
                                    

Er wusste von den Artikeln. Ich denke, Zarah oder seine Mutter haben ihm geschrieben.
„Wille...?", sagte er leise.
„Simon..."
„Was für Artikel? Hast du sie gelesen?"
„Ja. Bitte... lies sie nicht. Sie sind furchtbar."
„Doch. Lass sie mich lesen."
„Simon..." Aber ich weiß, dass ich nichts dagegen tun kann.

Simon laufen, genau wie mir, Tränen über die Wangen. Er soll die Artikel nicht lesen. Sie werden ihn innerlich brechen.
Ich höre, wie Simon die Artikel leise vor sich hinliest.

„...Frau suchen... Königin wird.... Kinder zeugen..."
Simon lehnt sich an eine Wand und rutscht diese runter. Sofort stehe ich vom Bett auf, setzte mich neben ihn und nehme ihn fest in den Arm. Das hält ihn aber nicht davon ab, die Artikel weiterzulesen.
„...und nicht mit so einer Schwuchtel rummachen." Beim letzten Satz bricht seine Stimme ab und weitere Tränen laufen seine Wangen herunter.
„Simon, bitte." Ich halte ihn fest, aber Simon drückt mich mit seiner Hand leicht von sich weg.
Und das bricht endgültig mein Herz.

„Wille..." Er kann keinen Satz aufeinmal sprechen, weil er immer wieder weinen muss.
„Denkst du... Denkst du das auch?"
Bitte was?

„Simon, was? Nein! Wieso sollte ich so etwas glauben?! Mir ist es egal, was die denken, ob sie denken, ich sollte eine Frau finden. Ich will nur dich! Und wenn sie damit ein Problem haben, ist das nicht mein Problem!"
Mittlerweile bin ich, genau wie Simon, aufgestanden, und bewege mich auf meinen Freund zu. Aber er weicht von mir ab.
„Wille, bitte... Bitte nicht."
Immer mehr Tränen machen sich auf den Weg, meine Augen zu verlassen.

„Aber mir... Mir ist das nicht egal. Also was die Leute denken. Du hast immer Bodyguards, aber ich nicht. Wenn die Leute so denken, wenn sie uns sehen... Ich möchte nicht immer in Artikeln beleidigt oder gedemütigt werden, nur weil wir uns lieben und zusammen draußen sind. Ich kann das auf Dauer nicht, und wenn ich dann immer so emotional bin, bin ich für dich damit sicherlich nur noch eine zusätzliche Belastung." Er macht eine Pause.
„Vielleicht wäre es besser, wenn wir..."

Er beendet seinen Satz nichtmal, aber für mich bricht meine ganze Welt zusammen. Ich denke, so ist das eben in der echten Welt.
Leute reden, Herzen brechen, Seelen lösen sich auf.

„Nein... Nein, nein, nein, Simon."
„Ich glaube, ich sollte nach Hause fahren."
„Simon, bitte! Verlass mich nicht, lass uns reden. Alles was zählt sind wir!" Wenn ich müsste, würde ich auf die Knie fallen und ihn anbetteln jetzt nicht zu gehen.

„Wille, bitte... Mir fällt das genau so schwer. Aber- Aber ich muss gehen."
„Malin?", rufe ich. „Könntest du bitte Simon nach Hause fahren?" Ich reiße mich so gut es geht zusammen. Aber innerlich bin ich ein Wrack. Ohne Simon ergibt meine ganze Welt keinen Sinn mehr. Er ist wie meine Luft zum Atmen, ohne ihn wird mir jeglicher Lebenssinn genommen.

„Es tut mir so, so unfassbar leid, Wilhelm."
Wilhelm. Wilhelm, Wilhelm. Wilhelm... Der Name geht mir die ganze Zeit durch den Kopf. Nicht mehr Wille. Wilhelm. Wie der Kronprinz Wilhelm. Aber bei Simon bin ich nicht der Kronprinz, bei Simon bin ich ich.

Kronprinz zu sein ist ein Privileg, keine Strafe!" ,
geht es mir durch den Kopf. Aber was ist hierran ein Privileg? Innerlich zerstört zu sein, weil man Kronprinz ist? Nein.

Als ich wieder aus meinen Gedanken auftauche ist Simon schon weg.
Fuck.
Schnell laufe ich den Weg hinaus ab und finde ihn in den Fluren. Ich bin ganz außer Atem.
„Simon."
„Wilhelm."

Wir sagen nichts weiteres, sondern wir küssen uns.
In diesem Kuss steckt so viel drin. So viel Liebe, so unfassbar viel Schmerz, so viel Reue und so, so, so viel Kummer. Wir halten einander fest, weinen. Und wollen nicht voneinander loslassen. Simon ist jedoch der erste, der sich löst.
„Ich liebe dich, Simon."
„Danke, Wille. Für alles. Es tut mir so leid. Dass das hier so endet. Ich liebe dich auch. Für immer."

Und bevor ich überhaupt etwas erwidern kann, sehe ich wie Simon aus der Tür verschwinden und ich höre, wie das Auto losfährt.
Sobald ich realisiere was überhaupt passiert ist, breche ich auf dem Boden zusammen.
Ich bekomme keine Luft, alles in mir zieht sich zusammen, mein Herz tut so weh. Es ist, als würde mir jemand tausendmal ein Messer hineinrammen.

Malin kommt auf mich zugelaufen und sagt irgendwas, aber für mich ist es einfach nur irgendein Gerede.
Ich denke an Simons wunderschöne Stimme.
Und daran, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder hören werde. Linda wird ihn, wie angekündigt, von der Schule nehmen, und das war es dann. Für
immer.
Mit diesen Gedanken möchte ich nicht hier mitten im Flur umgehen. Also stehe ich auf, die Fragen von Malin komplett ignorierend, und mache mich auf den Weg in mein Zimmer.
Ich lege mich einfach aufs Bett, schaue an die Decke und weine. Weine so sehr, dass ich denke, es wird nie wieder besser. Es wird nie wieder alles gut sein. Ich werde nie wieder glücklich sein.

sonne; young royals fanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt